Virtuelle Küsse (German Edition)
Oh ja, in Gedanken kann man so eine Situation spielend
meistern! Schwarze Pumps. Keine Jacke. 'Sexy Schnecke', hatte Dominic damals zu mir
gesagt. Was würde er heute über mich denken? Was zu mir sagen?
Ich stieg in mein Auto. Es war fast acht. Im lila Haus war kein Licht. Dominic würde unser
Treffen doch nicht vergessen haben? Sein Auto war da. Der Camper auch.
Die Tür war offen, wie letztes Mal. Dominic war auf der "Baustelle", stand auf einem Stuhl
und werkelte an der Glühbirne herum. "Hallo Dominic." Ich musste mich am Türrahmen
anlehnen, sonst wäre ich vor ihm ohnmächtig auf den Boden gesunken. Dominic war so
schön! Er trug helle Jeans und 'mein' rosa T-Shirt, und Pferdeschwanz.
Seine Schlangenaugen musterten mich von oben bis unten. "Hallo schöne Mercianerin. Gibst
Du mir bitte mal den Schraubenzieher? Der liegt da auf dem Tisch." Dominic lächelte. Ich
kann nicht, dachte ich kläglich. Meine Beine sind wie flüssiges Wachs. Ich riss mich
gewaltsam vom Türrahmen los und gab Dominic den Schraubenzeher.
Seine Hand streifte meine. "Ich bin gleich fertig. Das Licht funktioniert nicht. Möchtest Du
Kaffee?"
Eher doch ein paar Traquilizer! "Gerne." Ich strahlte ihn an. Dominic stieg vom Stuhl, lief an
mir vorbei. Kein Kuss zur Begrüssung. "Komm mit in die Küche."
Er sagte es sanft.
"Dominic, wie geht es Dir? Geht es Dir gut?" Nur ein Stuhl, erfasste ich mit einem Blick. Der
andere war drüben. Auf diesem hier würde Dominic gleich Platz nehmen. Ich setzte mich auf
den Tisch, beobachtete Dominic an der Kaffeemaschine.
Er hatte Schatten unter den Augen. Willkommen im Club, dachte ich. Dominic kam mit den
Kaffeetassen und setzte sich auf den freien Stuhl, wie ich es erwartet hatte.
"Dani", begann er zögernd und sah mich an. Ich hielt mich an meiner Tasse fest. "Ich habe
Dir doch geschrieben dass ich Dir das erklären will. Ich weiß auch nicht was gerade in
meinem Leben los ist. Ich denke ich bin dabei eine neue Richtung zu gehen, ich befinde mich
sozusagen in einer neuen Orientierungsphase. Kannst du das verstehen?"
Er trank einen Schluck Kaffee, dabei machte er wieder diesen absolut süßen Mund.
Mein Geist driftete ab, ich sah mich in seinen Armen liegen. "Ich weiß dass Du mehr mit mir
machen willst" redete er weiter und sah mich dabei direkt an, jagte damit einen Stromstross
durch meinen ganzen Körper.
Sein Handy klingelte in seiner Jeans. Dominic nahm das Gespräch an.
"Eher nicht, nicht heute, ich habe Besuch, die schöne Mercianerin ist gerade bei mir. Lass uns
ein andermal gehen, ja?" Dominic legte das Handy auf den Herd.
"Das war Terry. Er wollte heute abend mit mir weggehen."
Terry. Terry ging mit Maya und Dominic jedes Wochenende weg. Wusste er etwas von uns?
Oder dachte er jetzt, ich wäre nur zufällig vorbeigekommen. Würde er sich nicht wundern
weil Dominic jetzt lieber mit mir zusammen war? Und dass Dominic 'schöne Mercianerin' zu
mir sagte?
"Manchmal, da will ich Dich ganz arg, dann wieder nicht, und dann wider ganz arg. Ich weiß
auch nicht, was das ist. Zu Dani muss man immer lieb sein, Dani hat nichts anderes verdient!"
"Vielleicht suchst Du einfach nur einen Ruhepol, Dominic. Könnte das nicht sein?"
Mein Herz zog sich zusammen, als ich ihn ansah. War er nur deshalb immer unterwegs, um
seine innere Leere zu überdecken, weil er nicht wirklich einen Platz bei jemandem hatte wo er
sein konnte?
War er nur so gegen das Heiraten, weil ihm seine Eltern nicht die perfekte Ehe vorgelebt
hatten? Ließ er nur deshalb nicht ständig Gefühle für mich zu, war so abweisend zu mir aus
Angst vor neuem emotionalen Schmerz, weil ihn seine große Liebe damals verlassen hatte?
Tief in seinem Inneren sehnte er sich vielleicht nach einem Zuhause, einem Ruhepol, einem
Platz, wo er sein konnte.
Alles, was ich verdrängt hatte, war wieder da. "Dominic", flüsterte ich und streckte die Hand
nach ihm aus. "Dominic, komm her."
Er rutschte mit seinem Stuhl näher zu mir hin, nahm meine Hand, und ich konnte nicht
anders, ich sprang vom Tisch herunter, setzte mir auf seinen Schoß, fuhr mit den Lippen seine
Augenbrauen nach, seine Nasenflügel, streifte seinen Mund, und dann küßten wir uns endlich.
Es war, als wäre ich nie weggewesen.
"Warum vertraust Du mir nicht?" flüsterte ich zwischen zwei Küssen. "Wovor hast Du
Angst?"
"Ich begehre Dich" sagte Dominic leise und hypnotisierte mich mit seinen Augen. "Zu Dir
passt nichts anderes als 'schöne Mercianerin'."
"Du darfst das sagen, Du hast
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