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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Rydell vorsichtig hereinkam, »James Wainwright, Annie McEnroe, Michael Beck.«
    Rydell grinste. »Wann haben sie den gemacht?«
    »1982.« Sublett stellte den Ton ab und blickte auf.
    »Aber ich hab ihn schon ein paarmal gesehen.«
    »Ich war drüben im Büro bei Hernandez, Mann. Er
    sagt, du brauchst dir gar keine Sorgen um deinen Job zu machen.«
    Sublett sah Rydell mit seinen blanken Silberaugen an.
    »Und was 's mit deinem, Berry?«
    Rydells Arm begann unter dem aufgeblasenen
    Verband zu jucken. Er bückte sich und fischte einen Plastikstrohhalm aus dem kleinen weißen Abfalleimer neben dem Bett. Er steckte den Strohhalm unter den Verband und zwirbelte ihn herum. Es half ein bißchen.
    »Ich bin weg vom Fenster da drüben. Sie wollen mich nicht mehr ans Lenkrad lassen.«
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    Subletts Blick war auf den Strohhalm gerichtet. »Du solltest keine gebrauchten Sachen anfassen. Nicht in 'nem Krankenhaus.«
    »Du hast nichts Ansteckendes, Sublett. Du bist eins der cleansten Arschlöcher aller Zeiten.«
    »Und was willst du jetzt machen, Berry? Du mußt doch von irgendwas leben, Mann.«
    Rydell warf den Strohhalm wieder in den Eimer.
    »Weiß ich nicht. Aber ich weiß, daß ich nicht die geringste Lust habe, Pförtner in 'ner Siedlung oder Nachtwächter im Einkaufszentrum zu werden.«
    »Was ist mit diesen Hackern, Berry? Glaubst du, sie kriegen die Typen, die uns reingelegt haben?«
    »Nee. Das sind zu viele. Die Republik der Sehnsucht gibt's schon 'ne Weile. Die Jungs vom FBI haben 'ne Liste von vielleicht dreihundert ›Mitgliedern‹, aber die kann man ja nicht alle in die Sache reinziehen, nur um rauszufinden, wer's wirklich getan hat. Oder jedenfalls erst, wenn einer von denen jemand verpfeift, was sie ziemlich regelmäßig zu tun pflegen.«
    »Aber warum sollten sie uns so was überhaupt antun wollen?«
    »Zum Teufel, Sublett, woher soll ich das wissen?«
    »Ich mein ja bloß«, sagte Sublett.
    »Naja, einmal das, und Hernandez sagt, er hätte vom LAPD gehört, ihrer Meinung nach hätte es jemand auf Mrs. Schonbrunn abgesehen gehabt — wir sollten sie mehr oder weniger mit runtergelassenem Höschen 57
    erwischen.« Weder Sublett noch Rydell hatten Mrs.
    Schonbrunn tatsächlich gesehen, weil sie im
    Kinderzimmer gewesen war, wie sich herausstellte. Nur ihre Kinder waren nicht da; die waren mit ihrem Daddy nach Washington unterwegs, um die drei neuesten Vulkane zu überfliegen.
    Nichts, was Gunhead in dieser Nacht seit der
    Abfahrt aus der Waschanlage empfangen hatte, war echt gewesen. Jemand war in den Bordcomputer des
    Hotspur Hussar eingedrungen, hatte einen Haufen
    komplizierter, kunstvoller und komplett falscher Daten ins Kommunikationsbündel eingegeben und Rydell und Sublett von IntenSecure und dem Todesstern (der natürlich nicht tot gewesen war) abgeschnitten. Rydell vermutete, daß ein paar von den netten Kameraden aus der Mongolei drüben in der Autowaschanlage ein bißchen was darüber wissen könnten.
    Und vielleicht war Rydell in diesem Moment
    seltsamer Klarheit, als Gunheads zerknautschter Kühler immer noch die zerfetzten Überreste von zwei großen Ledersofas zu erklimmen suchte und ihm die Erinnerung an Kenneth Turveys Tod endlich real vor Augen stand, zu dem Schluß gekommen, daß dieses erhabene und verrückte Etwas, diese Anwandlung, einfach spontan zu handeln, vielleicht nicht immer so unbedingt verläßlich war.
    »Aber, Mann«, hatte Sublett wie zu sich selbst
    gesagt, »die werden diese kleinen Babys umbringen.«
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    Und mit diesen Worten hatte er seinen Gurt
    aufschnappen lassen und war mit der Glock in der Hand draußen, ehe Rydell überhaupt irgendwas tun konnte.
    Rydell hatte ihm einen Block vorher befohlen, die Sirene und das Blaulicht auszuschalten, aber jetzt wußte garantiert jeder im Haus, daß IntenSecure da war.
    »Wir gehen rein«, hörte Rydell sich sagen, als er das Halfter mit der Glock drin an seine Uniform klebte und sich seinen Chunker schnappte, der abgesehen von seiner Feuergeschwindigkeit wahrscheinlich höchstens für eine Schießerei in einem Kinderzimmer getaugt hätte.
    Er trat die Tür auf, sprang hinaus und brach mit seinen Stiefeln sofort durch die zolldicke Glasplatte eines Kaffeetisches. (Zwölf Stiche, aber die Wunde war nicht tief.) Er konnte Sublett nicht sehen. Er stolperte vorwärts, wobei er den plumpen gelben Chunker fest an sich gedrückt hielt, und merkte undeutlich, daß mit seinem Arm etwas nicht stimmte.
    »STEHENBLEIBEN, DU DRECKSACK!« sagte
    die

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