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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Topf einfach immer auf.
    »Wie geht's Ihnen, Mr. Skinner?« Sammy Sal stand
    leicht geduckt da, die Füße gespreizt, und hielt seinen Helm in beiden Händen, wie ein Junge, der dem Vater seiner Freundin guten Tag sagt. Er zwinkerte Chevette zu.
    »Was gibt's da zu zwinkern, mein Junge?« Skinner
    schaltete das Gerät aus und klappte den Bildschirm zu.
    Chevette hatte es ihm auf einem Containerschiff in der
    ›Falle‹ gekauft. Er sagte, er könne den Unterschied zwischen den ›Programmen‹ und den ›Spots‹ nicht mehr erkennen, was immer das heißen sollte.
    »Ich hab was im Auge, Mr. Skinner«, sagte Sammy
    Sal und trat von einem Fuß auf den anderen, was ihn noch mehr wie einen nervösen Boyfriend aussehen ließ.
    Chevette hätte am liebsten laut losgelacht. Sie trat hinter Sammys Rücken und langte hinter die Magazine. Da war sie. Rein in ihre Tasche.
    »Hast du schon mal den Blick von hier oben gesehen, Sammy?« Sie wußte, daß sie dieses breite, leicht irre 215
    Grinsen im Gesicht hatte, und Skinner starrte sie an und versuchte rauszukriegen, was hier vorging, aber das war ihr egal. Sie kletterte die Leiter zur Dachluke rauf.
    »Donnerwetter, nein, Chevette, Honey. Muß echt
    atemberaubend sein.«
    »He«, sagte Skinner, als sie die Luke aufmachte,
    »was ist denn in dich gefahren?«
    Dann war sie oben. Es war einer der merkwürdigen
    Momente der Ruhe, die es dort oben manchmal gab.
    Normalerweise war es so windig, daß man sich am
    liebsten hinlegen und festhalten wollte, aber es gab eben auch Phasen, in denen sich nichts bewegte und es absolut windstill war. Sie hörte, wie Sammy Sal hinter ihr die Leiter heraufkam. Sie hatte das Etui rausgeholt und trat damit an den Rand.
    »He«, sagte er, »laß mal sehen.«
    Sie hob das Ding hoch und holte aus.
    Er pflückte es ihr aus den Fingern.
    »He!«
    »Schsch.« Er machte es auf und nahm die Brille
    heraus. »Hm. Hübsch ...«
    »Sammy!« Sie griff nach der Brille. Er gab ihr statt dessen das Etui.
    »Siehste jetzt, wie das geht?« Er klappte sie auf, einen Bügel in jeder Hand. »Links ist aus«, rechts ein.
    Du brauchst sie nur ein bißchen zu bewegen.« In dem Licht, das durch die Luke aus Skinners Bude 216
    heraufschien, sah sie, wie er es machte. »Hier. Probier mal.« Er setzte sie ihr auf.
    Sie stand mit dem Gesicht zur Stadt, als er das tat.
    Der Finanzdistrikt, die Pyramide mit den Stützen vom Little Grande, die Hügel dahinter. »Du meine Güte!«
    sagte sie, als sie die Türme sah, die dort erblühten, Gebäude, die größer waren als alles andere, ein vollkommen regelmäßiges Netz, das sich von den
    Hügeln hereinwälzte. Alle mit einem Umfang von jeweils vielleicht vier Blocks an der Basis, erhoben sie sich senkrecht und gesichtslos zu ausladenden Schirmgittern wie bei dem Sieb, das sie zum Gemüsedünsten benutzte.
    Dann füllte sich der Himmel mit chinesischen
    Schriftzeichen. »Sammy ...«
    Sie merkte, wie er sie packte, als sie das
    Gleichgewicht verlor.
    Die chinesischen Schriftzeichen verwandelten sich in englische.
    SUNFLOWER CORPORATION
    »Sammy ...«
    »Hm?«
    »Was, zum Teufel, ist das?« Worauf sie auch den Blick richtete, immer erhellte ein anderes Etikett den Himmel, dichte Zusammenballungen technischer Worte, die sie nicht verstand.
    »Woher soll ich das wissen«, sagte er. »Laß mich mal schauen.« Er griff nach der Brille.
    217
    »He«, hörte sie Skinners Stimme durch die Luke
    heraufdringen, »da ist Scooter. Was machst du denn da oben?«
    Sammy Sal nahm die Brille ab. Chevette kniete da
    und schaute durch die Luke auf den japanischen
    Kanaken hinunter, der Skinner immer besuchen kam, diesen Studenten oder Sozialarbeiter oder was er war.
    Diesmal sah er noch hilfloser aus als sonst. Er sah aus, als ob er Angst hätte. Und er hatte jemanden bei sich.
    »He, Scooter«, sagte Skinner, »wie geht's?«
    »Das ist Mr. Loveless«, sagte Yamasaki. »Er möchte Sie kennenlernen.«
    Gold blitzte vom Grinsen des Fremden zu Chevette
    herauf. »Hallo, da oben«, sagte er und nahm die Hand aus der Seitentasche seines langen schwarzen Regenmantels. Die Pistole war nicht sehr groß, aber die Art, wie er sie hielt, wirkte allzu lässig, so, wie ein Zimmermann mit einem Hammer herumhantierte. Er hatte Gummihandschuhe an. »Warum kommst du nicht
    hier runter?«
    218

Die Falle
    »Also, das geht so«, sagte Freddie und gab Rydell eine Debitkarte, »du zahlst fünfhundert, um reinzukommen, dann hast du Kredit für Ware im Wert von fünfhundert

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