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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Dollar.«
    Rydell sah die Karte an. Eine holländische Bank.
    Wenn sie ihn hier auf diese Weise bezahlen wollten, dann war es wahrscheinlich an der Zeit, sich zu erkundigen, wieviel er eigentlich kriegen würde. Aber vielleicht sollte er damit warten, bis Freddie besserer Laune war.
    Freddie hatte gesagt, dieses Container City sei ein heißer Tip für Klamotten, wenn man auf die schnelle was brauchte. Reguläre Klamotten, hoffte Rydell. Sie hatten Warbaby in einem eigenartigen Café zurückgelassen, wo er Kräutertee trank, weil er sagte, er müsse nachdenken.
    Rydell war zum Patriot hinausgegangen, während
    Warbaby und Freddie noch mal kurz die Köpfe
    zusammensteckten.
    »Was ist, wenn er uns braucht oder wenn er den
    Wagen haben will?«
    219
    »Dann ruft er uns mit dem Pieper«, sagte Freddie. Er zeigte Rydell, wie er die Debitkarte in das Gerät stecken mußte, das ihm einen Container-City-Magnet-Streifen im Wert von fünfhundert Dollar gab und den Parkplatz für den Patriot bestätigte. »Da lang.« Freddie zeigte auf eine Reihe von Drehkreuzen.
    »Willst du dir keinen holen?« fragte Rydell.
    »Scheiße, nee«, sagte Freddie, »ich kauf mir doch keine Klamotten von Booten.« Er zog eine Karte aus seiner Brieftasche und zeigte Rydell das IntenSecure-Logo.
    »Ich dachte, ihr beiden wärt absolut unabhängig —«
    »Unabhängig ja, aber mit 'nem Hauptarbeitgeber«, sagte Freddie und steckte die Karte in ein Drehkreuz.
    Es ließ ihn mit einem Klicken durch. Rydell fütterte es mit dem Magnetstreifen und folgte ihm.
    »Die Leute zahlen fünf Riesen, nur um hier
    reinzukommen?«
    »Deshalb heißt's ja ›Die Falle‹. Aber das tun sie nur, um sicherzugehen, daß die Unkosten gedeckt sind. Du kommst nicht hier rein, wenn du nicht weißt, daß du so viel ausgeben willst. Dadurch haben sie 'nen garantierten Pro-Kopf-Umsatz.«
    Container City erwies sich als das größte halb
    überdachte Einkaufszentrum, das Rydell je gesehen hatte, falls man etwas, wo Schiffe vor Anker lagen, und zwar große, als Einkaufszentrum bezeichnen konnte.
    Und die 500 Dollar Kaufzwang schienen niemanden 220
    abgeschreckt zu haben; hier drin schienen mehr
    Menschen zu sein als draußen auf der Straße.
    »Hongkong-Geld«, sagte Freddie. »Damit haben sie 'n Stück vom Embarcadero gekauft.«
    »He«, Rydell zeigte auf eine undeutlich sichtbare, unregelmäßige Silhouette, die sich hinter Portalen und Flutlichttürmen erhob, »das ist doch die Brücke, auf der Leute wohnen.«
    »Ja.« Freddie warf ihm einen komischen Blick zu.
    »Ausgeflippte.« Er steuerte Rydell auf eine Rolltreppe, die an der weiß gestrichenen Flanke eines Containerschiffs nach oben führte.
    Rydell ließ den Blick über Container City schweifen, als sie hinauffuhren. »Verrückter als alles in L.A.«, sagte er bewundernd.
    »Quatsch«, sagte Freddie. »Ich bin aus L.A. Das hier ist bloß 'n Einkaufszentrum, Mann.«
    Rydell kaufte sich eine burgunderrote Bomberjacke aus Nylon, zwei schwarze Jeans, Socken, Unterwäsche und drei schwarze TShirts. Das machte alles zusammen knapp über fünfhundert. Die Mehrkosten bezahlte er mit der Debitkarte.
    »He«, sagte er zu Freddie, als seine Sachen in einer großen, gelben Container-City-Tüte verstaut waren, »das war ja 'n echt günstiger Einkauf. Danke.«
    Freddie zuckte die Achseln. »Was steht da, wo die Jeans her sind?«
    Rydell sah sich das Etikett an. »Afrikanische Union.«
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    »Sklavenarbeit«, sagte Freddie. »So 'n Scheiß sollte man nicht kaufen.«
    »Hab ich nicht drüber nachgedacht. Kriegt man hier drin auch was zu essen?«
    »Ja, im Lebensmittelmarkt ...«
    »Hast du schon mal dieses eingelegte Zeugs aus
    Korea probiert? Das ist vielleicht scharf, Mann ...«
    »Ich hab ein Magengeschwür.« Freddie löffelte
    methodisch und mit sichtlichem Mangel an Begeisterung eiskalten, schlichten weißen Joghurt in sich hinein.
    »Streß. Das kommt vom Streß, Freddie.«
    Freddie sah Rydell über den Rand des pinkfarbenen Plastikjoghurtbechers hinweg an. »Soll das 'n Witz sein?«
    »Nein«, sagte Rydell. »Ich weiß nur über
    Magengeschwüre Bescheid, weil sie dachten, mein Daddy hätte welche.«
    »Und, hatte er welche? Dein ›Daddy‹? Hatte er
    welche oder nicht?«
    »Nein«, sagte Rydell, »er hatte Magenkrebs.«
    Freddie zuckte zusammen, stellte seinen Joghurt weg, ließ die Eiswürfel in seinem Papierbecher mit Evian klappern und trank einen Schluck. »Hernandez hat uns erzählt, daß du in so 'nem Redneck-Kaff zum Cop

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