Virulent

hatte? Wozu konnte er schon gut sein?
    Chauncey? Beck Beckett ist nicht wie Daddy. Wenn ich ihn berühre, fühlt es sich so an, als berühre ich Mommy, aber ich habe Beck kein Küsschen gegeben.
     
    Das ist deshalb so, weil er Gottes Liebe direkt von mir selbst empfangen hat.
    Die Püppchen sind sehr, sehr wichtig, aber Menschen wie du und Beck werden sie beschützen.
     
    Plötzlich war Chelsea wütend. Mochte Chauncey Beck mehr als sie? War Beck Chaunceys Liebling?
    Sprichst du mit ihm?
     
    Ja , aber er braucht mehr Zeit, um sich zu entwickeln.
    Chauncey war Chelseas besonderer Freund, nicht der von diesem Schwachkopf Beckett. Ihre Wut wurde immer größer.
    Was machen wir jetzt?
     
    Du musst lernen selbst zu denken, Chelsea. Ich werde dir ein neues hübsches Bild zeigen.

    Chelsea wartete. Ihr Geist fühlte sich noch immer seltsam an, als sei er an vielen verschiedenen Orten zugleich. Rutschig? War das das richtige Wort? Nein, es war eher … matschig. Wie klumpiger Haferbrei. Und die Klumpen waren die Menschen, zu denen sie Kontakt gefunden hatte.
    Ein Bild explodierte in Chelseas Gedanken. Ein großartiges Bild. Anderes als alles, was sie je gesehen hatte. Wie vier leuchtende Hula-Hoop-Reifen, die bis zur Hälfte in der Erde steckten, ein großer an dem einen Ende, drei kleinere dahinter. Und vom kleinsten Hula-Hoop-Reifen wegführend gab es zwei große Baumstämme. Das alles würden die Püppchen bauen.
    Oh, Chauncey. Das ist das Hübscheste, was ich je gesehen habe. Was ist das?
     
    Erzählen dir Mommy und Daddy vom Himmel, wenn sie dich mit in die Kirche nehmen?
     
    Oh ja! Der Prediger spricht über Gott und den Himmel und Jesus und darüber, dass Jesus uns liebt, was auch immer kommen mag.
     
    Das Bild, das du siehst, Chelsea, ist eine Tür zum Himmel.
     
    Sie fühlte die Freude in ihrer Brust. Wirklich? Ist das wirklich eine Tür zum Himmel?
     
    Du wirst die Püppchen beschützen, damit sie sie bauen können. Wenn sie

    sie öffnen, Chelsea, werden Engel herauskommen.
     
    Engel? Wirklich? Werden sie Flügel haben?
     
    Es sind keine hübschen Engel, Chelsea.
    Es sind Racheengel.
     
    Was ist ein Racheengel?
     
    Sie kommen, um die Menschen zu bestrafen, die böse waren. Magst du böse Menschen, Chelsea?
     
    Sie schüttelte den Kopf. Sie mochte böse Menschen ganz und gar nicht.
     
    Chelsea, ich werde nicht immer hier sein, um dir zu helfen.
     
    Chauncey, du kannst nicht gehen! Du bist mein ganz besonderer Freund!
     
    Ich gehe jetzt noch nicht, aber vielleicht schon bald. Deshalb musst du lernen, alleine zu denken. Wenn du den Püppchen helfen musst, dieses Tor zum Himmel zu bauen, wie kannst du dann dafür sorgen, dass es schneller geht?
     
    Chelsea dachte nach. Es war wie in der Schule. Sie musste den Püppchen helfen, das Tor zum Himmel zu bauen. Nur ein
besonderes Mädchen konnte so etwas Großes schaffen, doch Jesus liebte sie, das stand schon in der Bibel. Sie konnte es tun. Doch ging es mit dem Bauen schneller? Sie brauchte …
    Wir brauchen mehr Püppchen. Und mehr Auserwählte, die sie beschützen!
     
    Das stimmt, Chelsea. Und wie könnte man mehr Püppchen finden?
     
    Diesmal kam die Antwort schneller.
    Ich muss in noch größerer Entfernung suchen.
    Chelsea schickte ihre Gedanken auf die Reise. Der Haferbrei breitete sich aus. Sie spürte Püppchen an vielen, vielen Orten. Sie waren zu weit voneinander entfernt, um zusammenzukommen, und sie brauchte viele, um das Tor zu bauen. Sie brauchte … sie brauchte mindestens dreiunddreißig Püppchen.
    Chauncey hatte ihr die Zahl nicht gesagt, und doch kannte sie sie. Woher? Sie durchsuchte ihre Gedanken. Die Zahl schien von den Püppchen zu kommen. Hatte Chauncey das gemeint, als er sagte, sie solle selbst denken?
    Sie konnte es schaffen. Sie würde Chauncey stolz machen. Chelsea schickte ihre Gedanken immer weiter aus. Noch mehr Treffer, noch mehr Püppchen … und etwas anderes …
    … etwas Dunkles …
    … etwas … Gemeines.
    Sie atmete rascher. Sie konnte sich nicht bewegen. Es war wie ein Traum, einer jener Alpträume, in denen der Schwarze Mann sie verfolgte, und sie rannte und stürzte und konnte nicht mehr aufstehen, und dann war der Schwarze Mann da und er hatte dieses scharfe Messer, und er würde ihr damit in den Rücken stechen, aber es konnte kein Traum sein, denn
sie war wach, und dieses Ding, dieses Monster, dieses riesige Monster würde sie schnappen.
    »Nein!« Sie wollte das Wort schreien, doch es kam nur ein heiseres