Virulent
eine von Dews brillanten Ideen. Klar doch! Warum nicht? Essen wir zusammen mit ein paar Leuten, die ich fertiggemacht habe, bevor ich in ein Haus eingedrungen bin, um eine Familie abzuschlachten. So ein Essen ist so verdammt normal, dass man daraus einen Applebee’s-Werbespot machen sollte.
»Ich kapier’s nicht«, sagte Baum. »Warum gehen wir nicht einfach zum Haus der Jewells?« Baums rechte Hand schwebte
über seinem linken Revers, fast genau über seiner Brust. Manchmal ruhte sie auf dem Tisch, manchmal tat er so, als kratze er sich die Brust, und manchmal hing die Hand so wie jetzt einfach mitten in der Luft. Seine Hand schien um die Pistole in seinem Schulterhalfter zu kreisen. Perry machte das nichts aus. Seine eigenen Hände lagen auf dem Tisch. Sollte Baum eine entsprechende Bewegung machen, würde Perry dem Scheißkerl den Tisch in die Brust rammen und ihn auf den Rücken schleudern.
Baum starrte Perry unverwandt an. Er starrte ihn mit dieser ganz bestimmten Voreingenommenheit an. Dabei war es schon schwer genug, die Dinge unter Kontrolle zu halten, ohne dass ein Idiot einen mit Blicken anpöbelte. Perry wollte ihm die Fresse einschlagen, doch Dew erwartete mehr von ihm. Also würde Perry sich beherrschen. Wenigstens im Augenblick.
»Wir dürfen uns diesem Haus nicht nähern«, sagte Dew. »Anweisung von Murray.«
Milner knurrte beleidigt. »Das ist nur deshalb so, damit Mister Happy davon abgehalten wird, diese Familie umzubringen, und Sie wissen das. Wir haben die Adresse. Baum und ich können es machen.«
Genau wie Baum starrte Milner Perry unverwandt an. Gab es denn niemanden, der diesen CIA-Typen Manieren beibrachte?
»Kommt nicht in Frage«, sagte Dew. »Wir können nicht hingehen, bevor Odgen eintrifft und uns ein paar Männer mitgibt. Glauben Sie mir, Murray war in dieser Frage wirklich sehr deutlich. Es sieht so aus, als hätte ihn die neue Stabschefin in der Hand. Wenn wir uns beim Haus der Jewells blicken lassen, bevor Odgen eintrifft, steckt Murray in Schwierigkeiten.
Und wenn Murray in Schwierigkeiten steckt, dann wird er dafür sorgen, dass jeder an diesem Tisch hier noch sehr viel größere Schwierigkeiten bekommt. Glauben Sie mir. Wir können also genauso gut so lange etwas essen, während wir warten. Und nur so nebenbei, Baum, wenn Sie Ihre Hand nicht endlich von Ihrer Waffe nehmen, schiebe ich sie Ihnen in den Arsch.«
»Die Waffe oder die Hand«, fragte Baum, ohne Perry aus den Augen zu lassen.
»Beide«, sagte Dew. »Aber ich werde Sie überraschen, was die Reihenfolge angeht. Und, Jesus Christus, hören Sie auf, ihn anzustarren. Man könnte fast meinen, Sie beide seien noch nie mit jemandem essen gegangen, der Ihnen zuvor in den Arsch getreten hat.«
»Aber klar doch«, sagte Milner. »Das kommt ständig vor. Genau so laufen die Ausflüge mit meinen Kumpels zu Hause ab.«
Perry lächelte ihn an, hob die Hand und winkte mit den Fingern in Richtung Handfläche. Nur zu, sagte die Geste, komm doch.
»Schluss damit, Dawsey«, sagte Dew. »Schluss jetzt mit diesem Scheiß, das gilt für alle. Perry ist hier, weil er mit uns zusammenarbeiten will. Das stimmt doch, oder?«
Perry nickte.
»Und was Sie beide angeht« – Dew sah abwechselnd von Baum zu Milner –, »hören Sie auf, sich wie ein paar Weicheier zu benehmen. Das alles ist zu wichtig, als dass Sie dieses Theater abziehen könnten, nur weil er Sie einmal außer Gefecht gesetzt hat.«
Dew starrte Baum an. »Nun?«
Baum starrte Perry noch ein paar Sekunden lang an. Dann seufzte er und zuckte mit den Schultern. »Scheiß drauf«, sagte
er. »Er ist nicht der erste Schwachkopf, der mir die Nase bricht.«
Dew drehte sich zur Seite und starrte Milner an. »Wie steht’s mit Ihnen?«
Milner wandte sich schließlich von Perry ab, um Dews Starren zu erwidern. »Ihr Junge hier bedeutet Ärger, Dew«, sagte er leise. »Man könnte ihm immer auf der Spur bleiben, indem man einfach nur den Leichen folgt, die er zurücklässt. Er ermordet Menschen.«
»Das sind keine Menschen«, sagte Perry. Warum nur konnte das niemand verstehen?
»Ich will’s nicht hören«, sagte Milner. »Er ist ein beschissener Psychopath, und ich werde nicht mit ihm zusammen essen.«
Jens Milner stand auf und warf die Serviette auf seinen Teller.
»Setzen Sie Ihren Arsch wieder hin«, sagte Dew.
»Haben Sie ein Problem damit?«, sagte Milner. »Dann feuern Sie mich. Falls nicht – ich bin im Wagen.«
Er drehte sich um und verließ das
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