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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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heraus.
     
    Jaaah, töte ihn, TÖTE IHN!
     
    Er drehte sich um zu dem Mann, der gerade seine Familie ermordete, doch als er das tat, sah er einen Blitz aus wirbelnder Schwärze, und plötzlich war sein Kopf von Dunkelheit und Schmerz erfüllt. Blinzelnd und benommen stürzte er zu Boden. Er versuchte auszuspucken. Ein Stück Zahn schaffte es kaum über seine Lippen und blieb, durch Blut und Speichel festgeklebt, an seiner rechten Wange hängen.
     
    Steh auf, steh auf!
     
    Eine Hand, die sich um seinen Hals schließt und ihn hochhebt.
    Seine baumelnden Füße.
     
    Töte ihn, TÖTE IHN!

    Sein Atem … nicht vorhanden.
    Thadeus öffnete die Augen. Das Gesicht dieses Monsters von einem Mann war nur zwei Zentimeter entfernt. Zwei Tage alte rötliche Bartstoppeln. Ein Knurren. Thadeus starrte in blaue, von Wahnsinn geweitete Augen.
    »Du solltest deine Kinder nicht schlagen«, sagte der Mann.
    Thadeus hörte eine näherkommende Sirene, doch es war zu spät. Die Hand um seinen Hals hätte genauso gut ein Schraubstock sein können. Sie drückte zu, langsam und ohne innezuhalten.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte der Mann. Er lächelte. »Ich bin hier, um dir zu helfen.«
    Atme! , sagte die Stimme in seinem Kopf. Dieselbe Stimme, die ihn dazu gebracht hatte, seine einzige Tochter umzubringen. Kämpfe! Du musst atmen!
    Thadeus fühlte, wie er die Gewalt über seine Blase verlor, er spürte, wie die Wärme des Urins seine Unterwäsche und seine Jeans durchdrang, und dann bemerkte er, wie sein Schließmuskel ihn auf dieselbe Weise im Stich ließ. Selbst im Sterben war ihm das noch peinlich.
    Er hätte gerne noch etwas gesagt. Er hätte den Stimmen in seinem Kopf gerne gesagt, dass sie sich dorthin verziehen sollten, wo die Sonne niemals scheint, doch außer einem kaum hörbaren Zischen und Gurgeln brachte er keinen Ton heraus.

    5
Das MargoMobil
    Margaret Montoya, Clarence Otto und Amos Braun saßen in den bequemen Sitzen des speziell angefertigten Schlafbereichs im Auflieger eines Sattelschleppers. Der gewaltige Neunachser rollte, dicht gefolgt von einem zweiten, äußerlich gleichen Gefährt, auf dem Highway 13 in Richtung Norden. Beide Sattelschlepper, die als Arbeitseinheit konstruiert worden waren, besaßen einen Wert von etwa fünfundzwanzig Millionen Dollar und wurden allgemein als »MargoMobil« bezeichnet.
    Vom Größten bis zum Kleinsten bildeten die drei einen Querschnitt verschiedener Kulturen: Der große, muskulöse Clarence mit seiner schokoladefarbenen Haut saß auf der linken Seite, Margaret mit ihrem langen, schwarzen Haar und den hispanischen Zügen in der Mitte und der Bilderbuch-Weiße Amos auf der rechten Seite. Die beiden Männer bildeten die eine Hälfte von Margarets Team. Die andere Hälfte steuerte die Fahrzeuge. Anthony Gitsham war für dieses hier verantwortlich, Marcus Thompson fuhr das andere. Murrays Entschlossenheit, die Zahl derer, die Bescheid wussten, auf ein absolutes Minimum zu beschränken, hatte Gitsh und Marcus diesen Auftrag verschafft, denn sie verfügten über eine ziemlich einmalige Reihe von Fertigkeiten.
    Beide Männer hatten jeweils mindestens einhundert Stunden hinter dem Steuer eines Sattelschleppers verbracht, sie besaßen eine Sanitätsausbildung, Kampferfahrung und – was ganz besonders wichtig war – praktische Kenntnisse über das Vorgehen und die Ausrüstung, die bei einer Biogefährdung eine Rolle spielten. Gitsh hatte Armeefahrzeuge im Mittleren
Osten gefahren und war schon einige Male in ein Feuergefecht verwickelt worden, doch er war kein Clint Eastwood. Clint war nicht so bleich und so mager, und er trug keinen Afrolook, der ihn wie ein weißes Möchtegern-Mitglied der Black Panthers von 1974 aussehen ließ. Marcus bildete eine Art Kontraststudie zu Anthony. Seine Haut war tiefschwarz, er hatte sich den Kopf rasiert und besaß genügend drahtige Muskeln für beide Männer. Marcus’ Kampferfahrung war offensichtlich recht umfangreich. Doch er sprach nicht darüber, und niemand fragte. Dass er möglicherweise die Aufgabe bekommen würde, den Sattelschlepper zwischen verwesenden Leichen hindurch zu fahren, die vielleicht ansteckend waren, konnte für Marcus durchaus so etwas wie ein Erholungsurlaub sein. Jedenfalls kam es Margaret so vor. Vielleicht pfiff er ja deshalb die ganze Zeit vor sich hin.
    Ihr ganzes Team trug bereits schwarze ABC-Schutzanzüge, die jeden mit luftdichtem PVC-Material umhüllten; nur der Kopf und die Hände lagen noch frei. Sie war so

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