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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Cellulose getestet worden, und doch verweste er nicht. Keine Apoptose. Warum? Die Krankheit wusste es. Sie wusste Bescheid und hatte einen Weg gefunden, um sich auszubreiten. Eine rasant beschleunigte Verwesung war nicht mehr von Nutzen.
    Margaret fuhr mit einem Finger über die Oberfläche der
Autopsietrage. Sie hielt sich den Finger vors Gesicht und betrachtete das graue Puder.
    Korrigiere. Die grauen Sporen.
    »Dan«, sagte sie, noch immer die pudrige Substanz auf ihrer Fingerspitze anstarrend. »Nehmen Sie weitere Proben. Ich werde eine ganze Batterie von Tests durchführen, um zu sehen, ob irgendetwas die Crawler umbringen kann, die Sie bei Officer Sanchez sichergestellt haben.«
    »Zuerst sollten Sie sich das hier mal ansehen«, sagte Dan. Er hatte sich inzwischen aufgerichtet und war nicht mehr so weit vornübergebeugt. Eine seiner Hände lag auf dem Kiefer des Unbekannten, und er sah in den offenen Mund des Toten.
    Margaret ging zur anderen Seite der Autopsietrage und sah ebenfalls hinein. Die Zunge des Mannes war angeschwollen und mit kleinen blauen Dreiecken bedeckt.
    »Eine Schlumpf-Zunge«, sagte Dan. »An seinem Körper finden sich keine entsprechenden Stellen. Wofür hältst du das?«
    Margaret nahm ein Skalpell und einen Probebehälter.
    »Ich glaube«, sagte sie, während sie ein kleines Stück aus der Zunge herausschnitt, »wir haben hier den Ansteckungsvektor vor uns.«
    »Aber was ist mit den Pusteln?«
    »Die Pusteln bilden sich erst nach dem Tod«, sagte Margaret. »Die Zunge muss die Krankheit übertragen, solange der Wirtskörper noch am Leben ist.«
    »Iiih«, sagte Dan. »Meinen Sie, man wird dabei abgeleckt?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Wir müssen nachsehen, ob sich dieselben wunden Stellen bei Officer Sanchez gebildet haben. Wenn das der Fall ist, wissen wir, dass wir einen durchgängigen Vektor haben, der einen Wirtskörper mit dem anderen verbindet. Marcus, helfen Sie Dan.
Gitsh, wischen Sie weiter den Boden und alle sonstigen Flächen. Clarence, hast du deinen Schutzanzug angezogen?«
    »Ja, Ma’am«, erklang es in ihrem Ohrhörer. »Ich bin im Augenblick in Trailer B bei Officer Sanchez.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Er ist inzwischen bei Bewusstsein, aber immer noch irgendwie benommen. Er klagt über Fieber und Schmerzen im ganzen Körper. Es gefällt ihm nicht, dass wir ihn fixiert haben, aber er versteht, warum. Ich glaube, solange ich bei ihm bin, steht er das durch. Ich kann das machen, es sei denn, du willst, dass ich etwas anderes erledige.«
    »Von dir brauche ich nichts«, sagte Margaret. »Bleib einfach dort und geh mir aus dem Weg.«
    Sie hatte ihm Bernadette nicht verziehen. Das würde sie nie tun. Clarence Otto war genauso wie die anderen herzlosen Schlächter.
    Dew, Murray und sogar Perry. Ihr Geschäft war der Tod, und Clarence war einer von ihnen. Margarets Geschäft war das Leben.
    Und genau das würde sie Officer Carmen Sanchez geben.
    96
Perry bekommt seine Pistole
    Perry machte Klimmzüge an einem Ast der mächtigen Eiche im Vorgarten der Jewells.
    Einen nach dem anderen: hochziehen, sinken lassen, hochziehen, sinken lassen. Jedesmal, wenn er den höchsten Punkt
erreichte, schwebte sein Atem als kleine Wolke vor seinem Gesicht. Alle waren sauer wegen der Kälte, aber er liebte sie. Nicht weit von hier war er aufgewachsen. Verdammt, damals in der Highschool hatte er sogar gegen diese Stadt gespielt, die Cheboygan Chiefs gegen die Gaylord Blue Devils. Das war keine Kälte, er war hier zu Hause.
    Hochziehen, sinken lassen.
    Er betrachtete die Schaukel, die ein Stück weiter draußen am selben Ast hing. Schnee bedeckte den kleinen Sitz aus Holz. Er fragte sich, ob Chelsea dort gesessen hatte.
    Vielleicht hatte ihr Dad sie angeschubst.
    Vielleicht hatte sie gelacht.
    Hochziehen, sinken lassen.
    Er musste sie finden. Das wusste er, doch gleichzeitig wollte er nicht in ihre Nähe kommen. Er hatte ihre Macht gespürt, die exponentiell höher war als die der Nestlinge, die versucht hatten, ihn zu bestimmten Dingen zu zwingen. Sie waren nichts weiter als ein Ärgernis, doch das Mädchen … das Mädchen rührte an etwas, das tief in seiner Seele verborgen war.
    Er wusste nicht, warum sich ihre Befehle anders anfühlten. Es war einfach so. Er hatte nicht die geringste Ahnung, ob er sich ihr auch dann noch widersetzen konnte, wenn sie noch mächtiger werden sollte.
    Das Geräusch von Schritten im Schnee. Er erkannte die schwerfälligen Bewegungen

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