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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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wahrscheinlich unmittelbar außer Sichtweite hinter einem Hügel gewartet.
    Er hatte keine Chance.
    Er rannte trotzdem.
    Dreißig Meter zu seiner Rechten floh ein anderer Soldat. Eine zitternde, leuchtend rote Linie, die aussah wie der Todesstrahl aus einem Science-Fiction-Film, näherte sich dem Mann – Leuchtspurgeschosse aus der Dreißig-Millimeter-Bordkanone des Apache. Die Geschosse explodierten, wenn sie den Boden trafen, und schleuderten mannsgroße Brocken gefrorener Erde und Rauch in die Luft. Die ersten Schüsse schlugen weit entfernt ein, doch innerhalb von Sekundenbruchteilen schloss der rote Todesstrahl die Lücke, und der Soldat explodierte buchstäblich in einer Blutwolke.
    Corporal Jeff Cope rannte weiter. Er hatte fast fünfzehn Meter geschafft, als er links von sich ein Dröhnen hörte. Er drehte sich um und sah, dass der Todesstrahl aus Leuchtspurgeschossen sich einen Weg zu ihm bahnte.
    Er hatte nicht einmal die Zeit, um wieder wegzusehen.

    118
12:39 Uhr. Abschirmen
    Sie konnte fühlen, wie sie starben. Ihre Soldaten, ihre Beschützer. Der Feind war zu mächtig. Da draußen gab es zu viele Teufel, die sie aufhalten wollten.
    Chelsea Jewell begriff, dass sie vielleicht – nur vielleicht – auf Chauncey hätte hören sollen. Dass sie auf General Odgen hätte hören sollen.
    Aber das spielte keine Rolle.
    Sie hatte immer noch Mommy.
    Zusammen konnten sie ein neues Netzwerk aufbauen, ein größeres Netzwerk – eines, das sich schließlich über den gesamten Planeten erstrecken würde.
    Das Himmelstor?
    Scheiß auf das Himmelstor. Scheiß auf die Engel.
    Schlimme Wörter, das wusste sie, aber genaugenommen doch nicht so schlimm, denn ein Gott entscheidet, was gut und was böse ist. Gott kann nichts Böses tun.
    Chelsea brauchte die Engel nicht. Wenn sie entkam, konnte sie die Legosteine dazu benutzen, um ihre eigenen Engel zu schaffen.
    Falls sie entkam. Und das war ein gewaltiges Falls, denn der Schwarze Mann kam immer näher.
    Wenn er sie fand, war alles egal. Sie musste ihn abschirmen.
    Ihn abschirmen oder ihn vielleicht sogar … kontrollieren.
    Sie konnte das, sie wusste, dass sie es konnte. Sie konnte ihn dazu bringen, Dinge zu tun. Und wer wäre wohl ein besserer Beschützer als der Schwarze Mann?
    Doch sie wollte nicht, dass es so weit kommen würde. Sie
wollte ihm nicht gegenübertreten. Die Vorstellung, ihn umzubringen, hatte ihr Spaß gemacht, als er noch weit weg war. Jetzt, da er so nahe kam, hatte das alles nichts mehr mit Spaß zu tun.
    119
12:40 Uhr. Landeplatz
    Dew hielt das Satellitentelefon an sein rechtes Ohr. Er bedeckte das linke Ohr mit der linken Hand und beugte sich vor, sein Bauch drückte gegen den Tarnhelm, der auf seinem Schoß lag.
    »Ja«, sagte er. »Hör zu, Murray, wenn wir gelandet sind, können wir jedes Gebiet sichern, das du willst. Aber zuerst musst du einen Ort finden, wo wir runtergehen können.«
    Perry fühlte sich einfach nicht wohl. Man hatte ihm eine kugelsichere Weste und einen Helm besorgt. Weil er es gewohnt war, dass nichts in seiner Größe zur Verfügung stand, war es ein merkwürdiges Gefühl für ihn, als beides passte. Besonders beim Helm würde es eine Weile dauern, bis er sich daran gewöhnt hatte. An dessen Seite war ein Mikrofon eingebaut, das mit einem an seiner Weste befestigten Schalter verbunden war, den er zum Sprechen betätigen musste. Über kleine Lautsprecher im Helm hörte er die metallischen Stimmen der Soldaten, die sich auf den bevorstehenden Kampf vorbereiteten. Einige machten Witze und einige waren ernst, doch alle, die sich hier auf den Sitzreihen gegenübersaßen, sahen wirklich sauer aus. Sie hatten beim Überraschungsangriff der X-Ray-Kompanie Freunde verloren. Der größte Teil der Unterhaltung
drehte sich um Odgen und darum, was sie mit ihm machen würden, wenn sie ihn gefunden hatten. Die Männer hatten Perry auch ein M4 angeboten, doch Dew sagte, Perry würde sich an seine .45er halten, und dabei blieb es dann auch.
    Dew sah auf und runzelte die Stirn. Obwohl es im Inneren des Osprey kühl war, standen ihm Schweißtropfen auf der kahlen Kopfhaut. Er drehte sich zur Seite und musterte Perry.
    »Du hast das Renaissance Center in deiner Vision gesehen, oder?«
    Perry nickte.
    »Wo war der Fluss?«
    Perry versuchte nachzudenken. So viel Müll war in so kurzer Zeit auf ihn eingestürmt. Das Bild war in verschiedenen Köpfen aufgeblitzt wie ein Tanz stroboskopischer Lichter verschiedener Kameras – nur dass er alles

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