Virulent
im Zimmer um und versuchte, den Schaden abzuschätzen. »Warst du betrunken, als du diese Menschen umgebracht hast?«
»Das sind keine Menschen«, sagte Perry. »Und nein, ich war
nicht betrunken, aber ich habe vor, diese Situation zu korrigieren. « Er öffnete die zweite Flasche und leerte sie zur Hälfte, bevor er sie wieder absetzte.
»Sieht so aus«, sagte Otto. »Hör zu, Mann. Du weißt, dass du mir eine Scheißangst einjagst.«
Perry zuckte mit den Schultern. Es war immer dasselbe. Ganz egal, was er sagte oder tat, alle sahen ihn an, als wäre er ein Monster. Warum also sollte er ihre Erwartungen nicht erfüllen?
»Margaret kommt her«, sagte Otto.
»Natürlich«, sagte Perry. »Sie muss sich all die neuen Sachen anschauen, mit denen sie spielen kann. Hast du das hier gesehen?« Er stieß den kleinen toten Jungen mit seinem Fuß an. »Wie ein Kätzchen. Ich nenne ihn Slinky.«
»Verschon mich mit deinen kranken Witzen«, sagte Otto. »Aber dir ist hoffentlich klar, dass ich dich erschießen werde, sobald du eine plötzliche Bewegung machst, während sie im Zimmer ist.«
»Oh bitte, Clarence! Eine Waffe? Doch nicht so! Wie wär’s, wenn du und ich es auf die altmodische Art austragen?«
»Vergiss es.«
»Was ist los, Clarence? Massa Dew sagen, du nicht spielen dürfen mit weiße Kinder?«
Er sah, wie sich Clarences Augen hinter dem Helmvisier verengten.
»Nur zu, Junge«, sagte Perry. »Du solltest einen Schlag riskieren. Ich werde dich nicht verraten.«
Perry hoffte, dass er es tun würde. Clarence war so groß, dass er als echte Herausforderung zählte. Keine besondere Herausforderung, aber wenigstens überhaupt eine. Es würde sich gut anfühlen, ihm die Fresse einzuschlagen.
Eigentlich hatte er nichts gegen Otto. Außer dass Otto es mit Dr. Montoya trieb, was bedeutete, dass er es regelmäßig besorgt bekam – und das wäre bei Perry selbst wahrscheinlich nie wieder der Fall. Wenn das kein Grund war, jemanden zusammenzuschlagen, dann wusste er nicht, was einer hätte sein können.
»Kein Bedarf«, sagte Otto. »Du kannst dir diesen Macho-Schwachsinn sparen. Wir beide werden nur dann einen Tanz wagen, wenn eine Kugel dabei die Führung übernimmt.«
»Oh, wie grauenhaft«, sagte Perry. »Hast du dir diesen Scheißtext selbst geschrieben?«
Perry schien es, als habe Otto ein ganz klein wenig gelächelt, doch gleich darauf war seine Miene wieder wie versteinert.
Margaret betrat das Zimmer, die Arme voller grüner Säcke. Sie ließ sie auf einen Haufen zu Boden fallen. In ihrem schwarzen Schutzanzug sah sie genauso aus wie Otto, nur dass sie dreißig Zentimeter kleiner war. Als sie so nebeneinanderstanden, sahen sie aus wie die Erwachsenen- und die Kinderversion eines Aliens aus einem Science-Fiction-Film.
»Hey Otto, dein anderer Massa ist hier«, sagte Perry. »Weiße, erwacht! Die Jüdin benutzt den Schwarzen als Mann fürs Grobe.«
»Ich bin keine Jüdin, Perry. Ich bin eine Latina«, sagte Margaret. »Und ich habe die Blues Brothers auf DVD. Ich habe den Film etwa fünfzigmal gesehen, also kenne ich die nächste Zeile. Als Nächstes wirst du mir sagen, dass du die Nazis aus Illinois hasst.«
Guter Gott. Sie kannte die Blues Brothers?
»Außerdem weiß ich, dass du kein Rassist bist«, sagte sie. »Also hör auf damit, bei jedem die entsprechenden Knöpfe zu drücken. Darin bist du nicht gut.«
Perry fragte sich, ob Clarence Otto auch nur die leiseste Ahnung davon hatte, wie cool seine neue Freundin wirklich war. Er hasste jeden, der an diesem beschissenen Projekt beteiligt war, aber er musste zugeben, dass er Margaret ein bisschen weniger hasste als die anderen. Er deutete mit einer neuen Bierflasche auf sie.
»Möchtest du ein Bier, chica? Ich wollte deinem Jungen Toby eins geben, aber er sagte mir, nur ein toter Weißer ist ein guter Weißer.«
Margaret setzte sich an den Tisch, der kleinen Leiche auf dem Boden gegenüber. Sie tat das so lässig, dass sich die Szene in jeder beliebigen Küche hätte abspielen können, wären da nicht ihr schwarzer biologischer Schutzanzug und die Leichen gewesen.
»Nein, Perry. Clarence hat das nicht gesagt. Und nein, ich möchte kein Bier. Trotzdem vielen Dank. Du musst damit aufhören. «
»Mit dem Trinken? Oh, was für eine großartige Idee. Nüchtern zu sein hat mir so viel gebracht.« Er leerte die Flasche und griff nach der nächsten. Nach und nach wurde er wirklich benommen. Er wollte es so. Er brauchte es. Um zu vergessen.
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