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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Vielleicht konnte er schlafen, wenn er betrunken genug war.
    »Perry«, sagte Margaret, »schau dich um. Sieh dir an, was du getan hast. Du hast diese Menschen umgebracht.«
    »Warum nennt sie jeder von euch Menschen? Es waren wandelnde Leichen.«
    »Nein, das waren sie nicht, verdammt nochmal! Ich habe dich gerettet, oder etwa nicht?«
    »Was eine ganz bezaubernde Erfahrung war.«
    »Ich weiß, dass es schmerzhaft war«, sagte sie.

    Perry lachte. »Ja. Schmerzhaft. Übrigens, bist du sicher, dass dein Nachname Montoya lautet und nicht Mengele?«
    »Du kannst mich am Arsch lecken, Perry«, sagte Margaret. »Ich habe dir das Leben gerettet. Amos und ich haben ganz alleine herausgefunden, wie das zu schaffen war, denn glaub mir, über deine Krankheit stand nicht allzu viel bei Wikipedia. Ich weiß, dass es wehtat, aber ich habe dir das Leben gerettet – und du vergleichst mich mit Josef Mengele? Wie wär’s, wenn du stattdessen sagen würdest: Danke, dass du mir das Leben gerettet hast, Margaret?«
    »Und du hast gesagt, ich sei nicht gut darin, bei Leuten bestimmte Knöpfe zu drücken.«
    Es war komisch, wie deutlich man durch die Visiere hindurch die Gefühle eines Menschen erkennen konnte. Margarets Augen wurden schmal, und ihre Oberlippe kräuselte sich ein wenig. Einfach anbetungswürdig.
    »Ich habe dir einen Vorsprung verschafft, Doc, vergiss das nicht«, sagte Perry. »Ich hatte keine Dreiecke mehr, als du mich in die Finger bekommen hast, erinnerst du dich? Aber hier kannst du dich so gründlich umsehen, wie du willst, du wirst nirgendwo eine Geflügelschere herumliegen sehen. Diese Leute haben es nicht einmal versucht.«
    Sie sah weg. Das tat jeder, wenn er die Schere erwähnte. Sie atmete langsam ein und aus, und dann blickte sie ihm wieder direkt ins Gesicht.
    »Perry, als ich dir geholfen habe, dich wieder zu erholen, habe ich so viel gelernt. Ich kann diese Menschen retten. Warum glaubst du wohl, dass Dew unbedingt jemanden finden will, der noch am Leben ist?«
    Perry sah Margaret an, sah direkt in ihre braunen Augen. Sie hatte ihm das Leben gerettet, das stimmte. Die meiste
Zeit über wünschte er sich, sie hätte es nicht getan. Es war so schwer zu glauben, dass es auf dieser Welt noch einen Menschen gab, der so gut war wie Margaret. Und es war ebenso schwer zu glauben, dass es noch einen Menschen gab, der so naiv war.
    »Sie machen sich was vor, Lady«, sagte Perry. »Sie können sie nicht retten.«
    »Doch, ich kann es, Perry. Und ich werde es. Aber wir brauchen deine Hilfe. Es geht nicht nur darum, die Infizierten zu finden. Du sagst uns immer noch nichts über deine Erfahrung. Du kannst dir wohl vorstellen, wie frustrierend es ist, wenn der einzige Überlebende uns die fundamentalsten Informationen nicht mitteilt.«
    Perry schüttelte den Kopf. »Darüber rede ich nicht.«
    »Das ist mir auch schon aufgefallen«, sagte Margaret. »Hör zu, jeder hier versteht, dass das traumatisch ist. Glaub mir. Aber du musst darüber hinwegkommen. Ich weiß, dass du nicht darüber nachdenken willst, was mit Bill passiert ist, aber – «
    »Sprich nicht über ihn!« Noch bevor die Worte ausgesprochen waren, hatte sich Perry nach vorn gebeugt und dem Tisch mit seiner Faust einen heftigen Schlag versetzt. Margaret zuckte zusammen, ihre Augen waren weit aufgerissen vor Überraschung und Furcht. Clarence riss die Waffe hoch und richtete sie direkt auf Perrys Brust.
    Rasch lehnte sich Perry wieder zurück. Verdammt. Er hatte die Nerven verloren. Hatte Margaret Angst gemacht. Das war das Letzte, was er vorgehabt hatte.
    Margaret drehte sich zu Clarence um. »Nimm dieses verdammte Ding weg.«
    Clarence senkte die Waffe.

    »Mein Fehler«, sagte Perry.
    Sie legte die Hand in ihrem schweren Handschuh auf seinen Unterarm. »Mach dir keine Sorgen deswegen. Es tut mir leid, wenn ich schreckliche Erinnerungen geweckt habe, aber du musst anfangen, das Richtige zu tun.«
    »Das Richtige?« Er stand auf und stellte eine neue Bierflasche vor sie. Ein Geschenk. Sie würde es nicht trinken, aber die Einstellung zählte.
    »Du hast verdammt viel Grips, Margo«, sagte Perry. »Aber du weißt nicht, was hier das Richtige ist. Glaub mir, das Richtige ist, wenn ihr zulasst, dass ich ihnen helfe.«
    »So wie du diesen Menschen geholfen hast?«
    Perry nickte. »Genau.«
    Er ging in Richtung Eingangstür, blieb jedoch noch einmal stehen und drehte sich zu ihr um. »Und dieser Anzug, Margaret. Das ist das Schlimmste, was ich je gesehen

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