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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Doch was sie wirklich attraktiv machte, waren der Essensbehälter aus Plastik, den sie in der linken und der dampfende Plastikbecher, den sie in der rechten Hand hielt.
    »Eine doppelte Portion Kaffeeweißer, eine doppelte Portion Zucker«, sagte sie. »So mögen Sie es doch, stimmt’s?«
    »Meine Dame, Sie sind ein Engel«, sagte Dew. Er nahm ihr den Behälter ab. »Möchten Sie hereinkommen?«
    Margaret nickte und trat in das Zimmer. Sie sah sich um, ihr Blick ruhte einen Moment auf dem im Schrank abgestellten Koffer, den ordentlich aufgereihten Schuhen neben dem Koffer und dem nassen Hemd, dem Jackett und der Hose, von denen jedes Teil auf einem separaten Kleiderbügel hing.

    »Was ist passiert?«, fragte sie.
    »Ich habe Ihren Rat befolgt, das ist passiert.« Dew setzte sich und öffnete den Behälter. Es war sogar Plastikbesteck darin, eingerollt in eine Papierserviette. Er zog die Gabel heraus und schob sich ein Stück Ei in den Mund.
    Sie setzte sich neben dem Nachttischchen auf das Bett und musterte Dews Waffen – seine .45er, seine .38er, das Ka-Bar-Messer, das Schnappmesser, den Teleskop-Schlagstock. Schließlich glitt ihr Blick fast unmerklich von ihnen weg und weiter das Bett hinab.
    »Sie waren also nett zu Perry«, sagte sie. »Und dann? Sind Sie Schwimmen gegangen?«
    »Er hat die Tür aufgemacht und mich mit Wasser überschüttet«, sagte Dew kauend.
    »Sie machen Witze.«
    Dew schüttelte den Kopf. »Mit dem Eimer für das Eis, vermute ich.«
    »Sieht so aus, als hätte Amos seinen Zwanziger zurückgewonnen. «
    »Wetten diese Kerle eigentlich dauernd?«
    Margaret nickte. »Sie wetten auf alles. Genau diese eine Zwanzigdollarnote hat schon mindestens ein Dutzend Mal den Besitzer gewechselt. Es muss sich wohl um eine Art Verbrüderungsritual unter Männern handeln.«
    »Man nennt das Spaß haben«, sagte Dew. »Männer haben keine Verbrüderungsrituale. Sie tun einfach nur gewisse Dinge. «
    »Wie einander mit Wasser zu überschütten?«
    »Das ist etwas anderes als gewisse Dinge zu machen«, sagte Dew. »Das bedeutet, sich wie ein verdammtes Arschloch zu verhalten. Entschuldigen Sie meine Wortwahl. Sein Zimmer
roch wie der Gemeinschaftssaal einer Studentenvereinigung. Ich glaube, er hat einen Kater. Einen üblen Kater.«
    Dew stach mit der Gabel zu, bis er das letzte Stück Ei aufgespießt hatte. »Der Junge ist ein verdammter Alkie«, sagte er, bevor er sich das Stück in den Mund schob.
    »Er hat noch nicht genügend Zeit gehabt, um ein Alkie zu werden, Dew. Wissen Sie, es ist erst sechs Wochen her, seit er sich diese Dinger aus dem Leib geschnitten hat.«
    Dew schluckte die Eier zur Hälfte, nahm dann sofort ein kleines Würstchen und schob es sich am Stück in den Mund.
    »Wow, Sie können so viel essen?«, sagte Margaret. »Als Partner bei einem Dinner hätten Sie echte Klasse.«
    »Ich verströme geradezu Klasse«, sagte Dew kauend. »Das liegt ganz alleine an meiner guten Kinderstube. Wissen Sie, wir haben Dawseys Background gecheckt. Der Junge hat überall bar bezahlt, außer wenn er in eine Bar ging, und glauben Sie mir, seine Kreditkartenrechungen haben verraten, dass er in diesen Bars eine Menge Geld liegen ließ.«
    Margaret verdrehte die Augen, eine Geste, die Dew gleichzeitig abschätzig und verlockend fand.
    »Er ist noch keine dreißig, um Himmels willen«, sagte sie. »Waren Sie in dem Alter vielleicht nie in einer Bar?«
    »Natürlich nicht«, sagte Dew. »Ich hatte genügend damit zu tun, Kirchen zu bauen und den Armen zu helfen.«
    »Oh, jetzt kann ich auch Ihren Heiligenschein sehen«, sagte Margaret. »Der ist mir vorher nicht aufgefallen. Das Licht ist so schlecht hier drin.«
    »Gut, Sie haben Recht. Aber wissen Sie was? Ihre ruhige, doktorhafte Logik geht mir irgendwie auf die Nerven. Müssen Sie immer Recht haben?«
    »Doktorhaft? Das Wort gefällt mir. Ich weiß nicht, ob ich
immer Recht haben muss, Dew, aber am Ende läuft’s darauf hinaus.«
    Er nahm einen großen Schluck Kaffee. Dabei verbrannte er sich ein wenig den Mund, aber er kümmerte sich nicht darum. Er genoss, wie die Hitze in seine Brust strömte.
    »Na schön, Doc, aber ich fürchte, Sie haben nicht immer Recht. Ich habe es auf Ihre Art versucht und bekam Wasser ins Gesicht.«
    »Dann versuchen Sie’s nochmal.«
    »Warum zum Teufel sollte ich das tun?«
    »Sie meinen, abgesehen von der Tatsache, dass wir einen lebenden Wirtsorganismus brauchen, um herauszufinden, was hier verdammt nochmal eigentlich

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