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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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das plötzlich riss.

    Er konnte seine Tochter immer noch schreien hören.
    Der letzte Gedanke, den er hatte, war die Hoffnung, dass ihr Gesicht bis zu den Fotos zum Schulabschluss wieder besser werden würde.
    39
Cheffie
    Als Cheffie Jones erwachte, fand er sich unter dem Teppich im Wohnzimmer wieder.
    Er hatte zwei infizierte Stellen, eine auf seinem linken Schlüsselbein, die andere direkt unter seinem Adamsapfel. Die Haut zwischen beiden war schwarz geworden und eingefallen, die Nekrose breitete sich hinauf zu seinem Gesicht, über seine Brust und tiefer in seine Kehle hinein aus.
    Bevor er starb, hatte Cheffie gerade noch genügend Zeit, den Teppich zurückzuschlagen und sich zu fragen, warum er so große Schmerzen hatte. Während seines Schlafes hatte die Apoptose seine Halsschlagader geschwächt, die genau in diesem Augenblick riss. Zuerst nur ein winziges Loch, aus dem Blut in den schwarzen Schleim spritzte, der die Stelle umgab. Er hatte so große Schmerzen, dass er den Unterschied nicht einmal spürte. Das erste Loch führte zu einem zweiten und dann zu einem dritten, und schließlich riss der Druck, den das Blut auf die dünne Arterienwand ausübte, eine Öffnung von der Größe eines Radiergummis.
    Blut spritzte überall in seine Kehle. Einige dünne Strahlen bohrten sich durch die schwarze verrottete Masse nach draußen,
doch das meiste schoss nach innen in seinen Körper. Er gab ein gurgelndes Geräusch von sich, als er es einatmete. Blut füllte seine Alveolen und verminderte rasch die Fähigkeit seiner Lungen, Sauerstoff aufzunehmen.
    Er konnte nicht schreien, da sich seine Stimmbänder aufgelöst hatten, kurz bevor seine Halsschlagader gerissen war. Er schaffte es noch, bis zur Eingangstür zu stolpern und sie zu öffnen, dann fiel er zu Boden. Er versuchte zu kriechen, doch das brachte nicht viel – Cheffie war nie in besonders guter Verfassung gewesen, und ohne Sauerstoff stellten seine Muskeln rasch ihre Tätigkeit ein. Er drückte sich hoch auf die Knie und versuchte, eine Hand zur Tür heraus zu schieben, dann stürzte er erneut.
    Cheffie Jones bewegte sich nicht mehr. Er war in seinem eigenen Blut ertrunken.
    Die Apoptose-Kettenreaktion ging weiter.
    40
Der Hurensohn
    Der Orbiter erstellte neue Wahrscheinlichkeitstabellen und spielte ein Szenario nach dem anderen durch. Der Geist des Kindes hatte ein klares Signal produziert. Möglicherweise war das Mädchen stark genug, um die nächste Phase der neuen Strategie durchzuführen. Und wenn sie nicht stark genug war, dann schaffte es vielleicht das andere Kind. Das andere Kind, ein Junge, war zwar noch nicht so weit entwickelt wie Chelsea, doch er holte rasch auf. Beide zusammen würden die notwendige
Gedankenkraft aufbringen, die der Orbiter auf der Erde brauchte, um die Beschützer zu lenken.
    Jedenfalls solange der Hurensohn, der alle anderen Infizierten entdeckt hatte, die beiden Kinder nicht fand.
    Biofeedback, das von der neuen Varietät kam, zeigte dem Orbiter, dass es zu riskant war, wenn jeder Wirtsorganismus Muskelfasern produzierte. Die Wahrscheinlichkeit war zu groß, dass für diese Aufgabe beschädigte Stammzellen verwendet wurden.
    Ein Problem mit einer einfachen Lösung – die Kinder würden zum Vektor werden. In den Körpern der Kinder hatten sich erfolgreich modifizierte Muskelfasern entwickelt, die in der Lage waren, sich selbst zu teilen und zu reproduzieren. Man musste diese Fasern nur auf neue Wirtsorganismen übertragen, und schon würde sich die Infektion ausbreiten.
    Dadurch war ein Problem gelöst – nämlich für Beschützer zu sorgen –, doch ein zweites, ebenso folgenreiches Problem existierte noch immer: Wie konnte der Hurensohn gestoppt werden? Der Orbiter war für so eine Situation nicht eingerichtet worden. Seine Schöpfer hatten ihm keine besonderen Anweisungen einprogrammiert, mit deren Hilfe er gegen jemanden vorgehen konnte, der Jagd auf die Wirtsorganismen machte.
    Es lag natürlich nahe, ihn umzubringen, doch das hatte bisher noch nicht funktioniert. Wirtsorganismen, die den letzten drei Proben entstammten, hatten es versucht und waren gescheitert. Und sie waren nicht nur gescheitert, sie waren sogar gestorben, wodurch es mehrere Dreiecks-Kreaturen nicht einmal bis zur Bauphase geschafft hatten. Der Hurensohn war ein Mensch, er konnte also sterben, doch es war viel zu riskant, ihn direkt ins Visier zu nehmen.

    Die Simulationen liefen weiter, und immer wieder zeigte eine Strategie die besten

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