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Virulent

Virulent

Titel: Virulent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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falsch aus, als hätte sie Essen im Mund. Er erwachte blinzelnd und sog mit einem zischenden Geräusch Luft ein, während der Schmerz über seinen Körper hinwegströmte. Ein Hustenanfall erwischte ein letztes Stück dieser Atemluft, brach aus ihm heraus, zog dabei ein Stück Stacheldraht durch seine Lungen und seinen Hals und zwang ihn, die Augen zu schließen, als plötzlich Flüssigkeit in seinem Mund brannte. Er hatte so heftig gehustet, dass er sich erbrochen hatte.
    »Daddy? Oh mei-in Godd!«
    Donald zog seine rechte Hand unter dem Schlafsack hervor, legte sie auf das Lenkrad und setzte sich zurecht. Das Lenkrad fühlte sich heiß und nass von seinem Erbrochenen an. Seine andere Hand wollte er nicht bewegen – sie brannte zu sehr –, also ließ er sie unter dem Schlafsack. Er öffnete die Augen.
    Und sah, dass es sich überhaupt nicht um Erbrochenes handelte.
    Blut bedeckte das Lenkrad. Blut und kleine Stücke von etwas Schwarzem.
    »Daddy, ist alles in Ordnung? Du hast Blut gehustet.«
    Donald blinzelte und versuchte gefasst zu bleiben. Er hatte so große Schmerzen. Sein Körper brannte. Seine Tochter schrie direkt in sein verdammtes Ohr. Er musste sie beruhigen. Donald drehte sich zu ihr um und zuckte zusammen, als
er ihr Gesicht sah. Einen Augenblick lang dachte er, dass für ein Mädchen in den Teenagerjahren nichts schlimmer sein konnte als irgendwelche Hautprobleme in ihrem Gesicht. Doch dann war der Augenblick vorbei, und Donny erkannte wie durch einen Nebel, dass er keinen Monsterpickel vor sich hatte, sondern dass mit seinem Liebling etwas absolut nicht in Ordnung war. Er musste sie in eine Klinik bringen. Sie mussten beide in eine Klinik.
    »Baby, ich…» Ein weiterer Hustenanfall kündigte sich in seiner Brust an. Nein, nicht schon wieder, es tat einfach zu weh.
    Der Husten brach aus ihm heraus, und er bedeckte seinen Mund mit beiden Händen. Seine Linke fühlte sich so an, als hätte er sie in einen Haufen Glassplitter gedrückt. Blut spritzte zwischen seinen Fingern hervor auf das Lenkrad und die Windschutzscheibe.
    »Ohmei-ingodd, Daddy, deine Hand, deinehanddeinehand! «
    Betty war jetzt völlig hysterisch. Die Silben ihrer Worte gingen ohne Pause ineinander über, nur gelegentlich unterbrochen durch die verschiedene Tonlage ihrer Schreie.
    Donald hob seine linke Hand. Sie sah aus, als hätte er sie in Säure getaucht. Die feuchten, verschrumpelten, geschwärzten Finger stachen leblos hervor. Das meiste Fleisch war verschwunden. An einigen Stellen konnte er bis auf den Knochen sehen. Jedenfalls nahm er an, dass es sich um Knochen handelte, denn auch sie waren schwarz und wie von kleinen Pockennarben übersät.
    Donald Jewell schrie. Er führte seine rechte Hand um seinen Körper herum und packte den Türgriff. Dabei stieß er mit seiner linken Hand irgendwo an.

    Sein kleiner Finger und sein Ringfinger fielen als zusammenhängender Klumpen in seinen Schoß.
    »Ohmei-ingoddohmei-ingodd!«
    Er ignorierte seine fehlenden Finger und das Gefühl, als fasse er in einen Flammenwerfer. Was hätte er auch sonst tun sollen? Er ignorierte sie also, stieß die Tür auf und stolperte aus dem Wagen. Seine geschwärzten Finger fielen aus seinem Schoß und purzelten über den eisbedeckten Asphalt. Der Regen hatte aufgehört. Donald rannte direkt auf die nächste Schneewehe zu, die inzwischen zusammengeschrumpft und mit einer Eiskruste überzogen war. Schreiend trat er mit dem Fuß die Kruste ein und rammte dann seine schwarze Hand durch das Loch hindurch in den Schnee. Seine Hand brannte. Er musste sie kühlen, aber der Schnee verschaffte ihm überhaupt keine Erleichterung.
    Ein weiterer Hustenanfall schüttelte ihn, und dieser kam von weit unten aus seinem Magen. Heißes Blut strömte ihm in den Mund. Er spürte Fetzen von etwas Verrottetem, Fleischbrocken, die seine Zunge verbrannten. Das ganze Gemisch ergoss sich auf die weiße Schnewehe und bedeckte sie mit hellem Rot und nassem Schwarz. Donny Jewell stürzte auf die Seite. Schmerz überwältigte ihn, stach aus jedem möglichen Winkel auf seinen Körper ein.
    Er wollte einfach nur wieder schlafen.
    Der nächste Hustenanfall riss ihn in eine fötale Position. Noch mehr von dem roten und schwarzen Etwas spritzten aus seinem Mund. Etwas in ihm brach auseinander. Er wusste es. Seine Schmerzen waren zwar nicht noch größer geworden, doch als sich seine Bauchmuskeln plötzlich zu entspannen schienen, kam es ihm so vor, als sei er ein aufgerolltes Gummiband,

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