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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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gesucht.
    Niemand konnte wissen, dass
Trébor das nächste Opfer sein sollte, dafür war der Algorithmus viel zu
kompliziert. Wer also hatte ihn verfolgt? Er hatte sich nicht getraut, sich
umzublicken, um sein Gesicht nicht preiszugeben. Er hatte lediglich gehört, wie
jemand hinter ihm her rannte, als er das Zimmer des Kanadiers verlassen hatte.
Wer war es?
    Es war ein wenig beunruhigend,
doch nicht weiter schlimm. Zum Glück hatte er diese Wäschekammer unverschlossen
vorgefunden. Optimal wäre es gewesen, wenn er sie von innen hätte verriegeln
können, doch dafür hätte er einen Schlüssel benötigt. Es war nicht weiter
tragisch, denn hier gab es genug Möglichkeiten, sich zu verstecken.
    Der Tür gegenüber befand sich ein
großes Regal mit zusammengefalteten Handtüchern und Bettbezügen. An der rechten
Wand standen große Wäschekörbe mit Rollen, vermittels derer die Zimmermädchen
die Schmutzwäsche in diesen Raum schafften. An der linken Wand stand ein großer
metallener Schrank.
    Er hatte einen großen Wäschehaufen
auf den Boden geworfen, damit sein Verfolger, wenn er denn ebenfalls in diesen
Raum kam, etwas zum Durchsuchen hatte. Dann hatte er das Gitter eines
Belüftungsschachts entfernt und sich flach hineingeschoben, so dass er auf dem
Bauch und mit dem Gesicht zur Öffnung lag. Schließlich hatte er das Gitter
wieder eingesetzt und war nun fast nicht mehr zu sehen.
    Er war froh, einen so großen
Vorsprung gehabt zu haben, denn kurz, nachdem er in dem Schacht verschwunden
war, ging die Tür auf und ein Mann schob sich in die Kammer. Sieh einer an, der
Pfarrer war es also, der ihn verfolgte. Er beobachtete, wie der Pastor sich
aufmerksam in dem Raum umsah und damit begann, in dem Wäschestapel zu wühlen.
    Sollte er das Problem einfach
beheben? Immerhin waren die beiden alleine in diesem Raum, Zeugen würde es
nicht geben, und er wusste, wie man lautlos und mit bloßen Händen tötete.

51.
    Wegmann blickte aus dem Fenster
seines Büros hinunter auf die Medienmeute. Bald würde er ihnen gegenüber treten
müssen, diesen Geiern. Für sechzehn Uhr hatte er die Pressekonferenz angesetzt.
Er blickte auf seine Armbanduhr. Noch fünfzehn Minuten. Doch er hatte sich
seinen Text genau zurechtgelegt. Noch war er kein Aas für die Geier. Noch
griffen die lebenserhaltenden Maßnahmen, und wenn Driver sein Versprechen
hielt, dann würde er sie bald schon nicht mehr nötig haben. Dann würde bald
schon mehr Leben durch seine Adern fließen als in all den letzten Jahren
zusammen.
    Plötzlich sah er, wie Herforth
sich relativ unbedrängt durch die Meute schob. Natürlich. Niemand kannte sie,
nie hatte sie es öffentlich gemacht, dass sie jetzt die Ermittlungen leitete.
Sie würde lediglich die Erfolge ernten, während Wegmann weiter für die
Misserfolge den Kopf hinhalten durfte.
    Sie war fast am Gebäude. Es
konnte nur noch Augenblicke dauern, bis es richtig Ärger geben würde. Es
vergingen exakt neunzig Sekunden, dann wurde seine Bürotür ohne ein Anklopfen
aufgerissen, und Herforth trat ein. Sie sah nicht besonders fröhlich aus.
    „Was gibt es denn so Dringendes,
Wegmann?” fragte sie. „Gibt es irgendetwas, was sie alleine auf die Reihe
kriegen?”
    Wegmann blieb gelassen. Er würde
sowieso einen Einlauf ernten, da konnte er es ebenso gut genießen. „Die PK
beginnt um fünf. Ich wollte nur fragen, ob Sie dabei sein wollen.”
    Es folgte, was er erwartet hatte,
und es war ihm egal. Es tropfte einfach an ihm ab. Sein Deal mit Driver war
nicht aufgeflogen, und das war in diesem Moment das Einzige, was zählte.

52.
    Der Pfarrer war noch immer damit
beschäftigt, die Wäschekammer abzusuchen, doch er würde ihn nicht finden. Zu
gut war sein Versteck in dem Belüftungsschacht. Noch immer kämpfte er gegen den
Drang an, ihn schnell und lautlos zu töten.
    Es wäre eine Sache von Sekunden.
Der Pfarrer stand mit dem Rücken zu ihm. Er würde das Gitter wegstoßen, sich
vorwärts aus dem Schacht rollen, und dem Pfarrer das Genick brechen, noch bevor
dieser überhaupt Zeit gefunden hätte, sich umzudrehen. Dann würde er die Leiche
in dem Belüftungsschacht verschwinden lassen, das Gitter wieder aufsetzen, und
er hätte reichlich Zeit, sich zu verdrücken, bevor man die Leiche fand.
    Das einzige Problem hierbei war,
dass es die perfekte Inszenierung zerstören würde, die sein Partner so exakt
ausgeklügelt hatte. Wegen des Gestanks und der unweigerlichen Fliegen würde man
den Leichnam des Pfarrers wahrscheinlich

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