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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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ging der Personenschützer zu Boden.
    Herausziehen hätte Jäger die
Projektile sowieso nicht können, denn sie waren mit Widerhaken versehen. Die
Unmittelbarkeit der Stromschläge war dennoch essentiell, um zu verhindern, dass
Jäger seine Schutzbefohlenen warnen konnte. Sie durften unter keinen Umständen
ihr Gefühl von Sicherheit verlieren.
    Der Mann erhob sich langsam aus
dem Dünengras und sah in einer Entfernung von etwa zwanzig Metern Ashcroft und
Petersen im Sand der Düne sitzen. Sie hatten nicht das Geringste bemerkt. Gut
so.

63.
    Herforth war nun in ihrem
Element. Endlich gab es einen Anhaltspunkt, etwas, wo man einen Hebel ansetzen
konnte. Bislang hatten sie völlig im Trüben gefischt, doch jetzt konnten sie
eine gezielte Jagd beginnen, jetzt konnte der Apparat an Spezialisten, den sie
mitgebracht hatte, endlich ins Rollen gebracht werden.
    Sie hatte ihre komplette Einheit,
jeden einzelnen BKA-Mitarbeiter, der aus Wiesbaden angereist war, in ihrem Büro
versammelt und übermittelte die neuen Erkenntnisse. Der Konferenzraum, der ihr
als Büro diente, war gerammelt voll, und bei Weitem nicht jeder fand einen
Stuhl zum Sitzen. Doch das störte Herforth ebenso wenig wie die
fortgeschrittene Uhrzeit. Viel Schlaf würden sie und ihre Kollegen in dieser
Nacht nicht bekommen, doch sie wusste, dass niemand sich darüber beschweren
würde. Wäre einer der Anwesenden nicht in der Lage, unter Stress oder Müdigkeit
zu arbeiten, wäre einer von ihnen nicht bereit, sein Privatleben dem Lösen
interessanter Kriminalfälle zu opfern, er hätte es niemals bis zum Bundeskriminalamt
geschafft.
    Herforth blickte in Gesichter
voll von Engagement und Hingabe, voll von Tatendrang und Einsatzwillen, und
nirgendwo konnte sie offene Zeichen von Müdigkeit, Langeweile oder Genervtheit
ausmachen.
    Nachdem sie die Erkenntnisse, die
Ashcroft und Petersen ihr geliefert hatten, weitergegeben hatte, begann sie, zu
delegieren. Die Aufgaben waren mannigfaltig und wurden fachgebietsspezifisch
verteilt. Es galt herauszufinden, ob im Internet in letzter Zeit christlich
fundamentalistische Schriften oder Forumsbeiträge veröffentlich worden waren,
es galt die Verfasser dieser Beiträge zurückzuverfolgen, was je nach deren
Schutzmaßnahmen Einiges an Computertrickserei erforderte, es galt, die angenommene
Systematik zur Opferauswahl weiterzuspinnen, um die beiden letzten offenen
möglichen Opfer zu antizipieren, es galt Material über vergangene Serientaten
christlich motivierter Mörder zusammenzutragen, es galt, ein erweitertes, die
neuen Erkenntnisse einbeziehendes Täterprofil zu erstellen, und es galt, den
Koffeinpegel durch Kaffeekonsum aufrechtzuerhalten. Denn schließlich und
schlussendlich galt es, einen Mörder zu fassen und eine Mordserie zu stoppen.
    Keiner von Herforths Mitarbeitern
schien unglücklich über die Nachtschicht. Ganz im Gegenteil. Es herrschte eine
Art Aufbruchsstimmung, jeder schien froh, dass es endlich losgehen konnte, dass
man endlich konkret ermitteln konnte und nicht mehr vage in alle Richtungen
schießen musste, in der Hoffnung, irgendwo irgendetwas zu treffen. Endlich
konnte jeder in seinem Spezialgebiet arbeiten, dort glänzen, wo er gut war.
Endlich würde es dem kranken Schwein an den Kragen gehen.
    Nachdem ihre Leute mit Elan an
ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt waren, setzte sich Herforth in ihren Leihwagen
und fuhr nach Petersdamm. Sie hatte ein Meeting mit Bruncke, BND-Chef Martens
und Generalmajor von Glagow einberufen, um diese von den neuen Ergebnissen in
Kenntnis zu setzen. Besonders erfreut würden sie nicht sein. Zwar war man nun
sicher, nicht gegen übernatürliche Kräfte, sondern gegen einen höchst
menschlichen Mörder zu kämpfen, doch die Aussicht auf drei weitere Morde würde
die Freude hierüber wahrscheinlich relativ schnell trüben.
    Und erneut würde Herforth darauf
hindeuten müssen, dass nur ein Abbruch des Gipfels die Mordserie zu stoppen
imstande wäre. Allerdings würde man darüber nicht mitten in der Nacht
entscheiden. Man würde bis zum nächsten Morgen warten, und mit etwas Glück war
der Mörder bis dahin gestellt. Herforth legte ihre ganze Hoffnung darauf, dass
der Mörder beim Versuch, seinen vierten Mord zu begehen, noch in dieser Nacht
gestellt werden würde. An etwas anderes mochte sie gar nicht denken.

64.
    Der Mann hatte sich nun
vollständig aus dem Dünengras erhoben und ging langsam von hinten auf Ashcroft
und Petersen zu. Er gab sich die größte Mühe, sich

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