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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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seine Kleidung war überwiegend
dunkel und eher unauffällig. Er würde in den nächsten Tagen hauptsächlich für
Debbies Personenschutz verantwortlich sein.
    Jäger war Debbie sofort
sympathisch und seine aufmerksamen Augen gaben ihr ein Gefühl von Sicherheit,
das gute Gefühl, dass diesem Mann nichts entging.
    Die Tatsache, dass Debbie und
Holger sich in Begleitung von Polizisten befanden, beschleunigte die Einreise
in den eingezäunten Bereich signifikant. Eine rudimentäre Ausweiskontrolle war
alles, was sie über sich ergehen lassen mussten, auf Leibesvisitationen wurde
komplett verzichtet.
    Vor der ‚Seemöwe’ hielt der
Streifenwagen erneut an. Jäger bedeutete Debbie und Holger mit einer
Handbewegung, noch nicht auszusteigen. Er selbst verließ den Wagen und sah sich
mit aufmerksamem Blick um, bevor er Debbie die Tür aufhielt. Noch nie in ihrem
Leben hatte sie sich so sicher gefühlt. Die ganze Angst, die sie noch vor einer
guten Stunde empfunden hatte, war wie weggeblasen. Wie sollte ihr mit diesem
Schutz jemals etwas passieren?
    „Was machst du jetzt?” fragte sie
Holger. Sie hatte noch keine Lust, ins Bett zu gehen, viel zu aufgedreht war
sie nach dem Gespräch mit Herforth.
    „Keine Ahnung”, erwiderte dieser.
„Nach Hause gehen, nehme ich mal an. Ich denke, nach dem harten Boden in
Wegmanns Verlies hat sich mein Sitzfleisch ein klein wenig Bewegung durchaus
verdient.”
    Plötzlich erinnerte Debbie sich
an die metallene Liege, die ihren Rücken zugrunde gerichtet hatte, und sie
verspürte eine unbändige Lust auf einen Spaziergang.
    „Sounds awesome” , rief sie aus. „Ich
komme mit.”
    Sie blickte zu Jäger hinüber,
doch der machte kein allzu glückliches Gesicht darüber. „Ach kommen Sie. Fast
zweitausend Mann gehen hier Patrouille”, wandte sie sich ihrem Personenschützer
zu. „Und Sie machen mir auch nicht gerade den Eindruck, als wären Sie allzu
leicht zu überwinden”, fügte sie mit einem Lächeln hinzu.
    Ein kurzes, leicht verschmitztes
Grinsen huschte über Jägers Gesicht, das er offenbar vergeblich zu unterdrücken
versucht hatte.
    „Okay”, sagte er. „Wenn es sein
muss. Ich werde mich ständig in einer Entfernung von nicht mehr als zwanzig
Metern hinter Ihnen befinden. Sie können sich völlig frei bewegen und auch
reden – ich werde nichts hören. Sie werden mich im Prinzip gar nicht bemerken.
Aber keine Sorge, ich werde da sein. Einzige Einschränkung: Wenn ich ‚runter’
rufe, dann werfen Sie sich augenblicklich auf den Boden und bleiben auf der
Stelle liegen, bis Sie weitere Anweisungen von mir erhalten.”
    „Fair enough” , erwiderte Debbie. Sie
war sich allerdings todsicher, dass diese Anweisung nicht zur Anwendung kommen
würde.
    „Gut”, sagte Jäger. „Dann dürfen
Sie einen Spaziergang machen.”
    Debbie und Holger schlenderten
durch die Dünen. Die Nacht war nahezu wolkenlos und erste Sterne begannen, sich
am Himmel zu zeigen. Debbie hakte sich bei Holger unter. Es wäre ein guter
Moment für ihn, ihr mehr über Natalia zu erzählen, mit der Verarbeitung ihres
Todes fortzufahren. Der sanfte Seewind, das ruhige Rauschen der Ostseewellen,
der weiche Sand unter ihren Füßen und die Unendlichkeit des Universums über ihren
Köpfen verliehen der Umgebung etwas so Friedvolles, dass Debbie überzeugt war, die
absolut perfekte Atmosphäre für die Verarbeitung eines Traumas gefunden zu
haben.
    Doch sie wollte ihn nicht
drängen. Es sollte seine Entscheidung bleiben, wann er sich öffnen wollte.
Zudem war die Situation in der sie sich befanden, inmitten einer Mordserie,
vielleicht nicht ganz so perfekt wie die friedliche Atmosphäre. Und so
schlenderten sie einfach schweigend durch die Dünen und genossen die Ruhe nach
der Hektik des Tages.
    Doch offenbar schien die
Atmosphäre bei Holger ähnliche Gedanken ausgelöst zu haben wie bei Debbie.
    „Natalia und ich besuchten ihre
Familie in Rom”, begann er ganz plötzlich und unvermittelt. „Natalias Eltern haben
sich fast noch mehr auf unser Kind gefreut als wir. Natalias Bruder war schwul,
sie war also das einzige Kind, das Nachwuchs in die Familie bringen konnte. Sie
war die Einzige, die ihre Eltern zu Großeltern machen konnte. Ihre Eltern waren
so stolz auf sie. Ich war so stolz auf sie.”
    Holger hörte ebenso unvermittelt
auf, wie er begonnen hatte, und Debbie fragte sich, ob das die Geschichte von
Natalias Tod oder einfach irgendeine Erinnerung war. Dann fuhr Holger fort.
    „An diesem Tag fand

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