Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
Vom Netzwerk:
dabei noch das Leben eines seiner Opfer retten. Er würde ein Held sein.
Seiner Beförderung zum BKA stand prinzipiell nichts mehr im Weg.
    Mit der Schlüsselkarte, die er
sich an der Rezeption hatte aushändigen lassen, entriegelte er die Tür und
betrat mit gezogener Dienstwaffe und dicht gefolgt von seinen Leuten das Zimmer.
Das Erste, was er sah, waren einzelne Heuschrecken, die wild im Zimmer umher hüpften,
während weitere unter der Badezimmertür hervorgekrochen kamen. Von hier kamen
auch die schwächer werdenden Schreie Makinwas. Wegmann drückte die Klinke der
Tür zum Badezimmer, die sich direkt links neben dem Eingang befand, doch sie
war verschlossen.
    Er warf sich mit der Schulter
gegen sie, doch das solide Eichenholz machte keinerlei Anstalten, nachzugeben.
Wild entschlossen richtete er seine Dienstwaffe auf den Schließmechanismus,
trat zur Seite, um einem eventuellen Querschläger zu entgehen, und feuerte.
Erneut versuchte er, die Tür aufzudrücken. Sie gab nach, ließ sich allerdings
nur mit äußerster Mühe bewegen, wie als stemme sich ein immenses Gewicht von
der anderen Seite dagegen.
    Er bedeutete einem Kollegen, ihm
zu helfen, und mit vereinten Kräften schoben sie gegen das Türblatt. Der
Anblick, der sich ihnen bot, als es ihnen gelang, die Tür einen kleinen Spalt
breit zu öffnen, ließ sie augenblicklich zurückfahren und die Tür wieder
zufallen. Das Badezimmer war bis auf eine Höhe von etwa einem Meter mit
Heuschrecken gefüllt, deren ohrenbetäubendes Surren sich unter den Posaunenton
und Makinwas abebbende Schreie mischte und gemeinsam mit diesen einen
grauenvollen Klangteppich schuf.
    Doch was Wegmann als nächstes
hörte, gefiel ihm noch weitaus weniger.
    „Gehen Sie aus dem Weg, Sie
Stümper”, herrschte eine Stimme ihn an, die er mehr als jede andere hasste. Er
wirbelte herum und sah Herforth in der Tür.
    „Machen Sie endlich Platz für
Leute, die was davon verstehen, oder wollen Sie, dass der Mann stirbt?”
    Hinter Herforth sah Wegmann einen
Zug Feuerwehrleute in Schutzkleidung und mit Atemschutzmasken. Was machte
Herforth hier? Wieso hatte sie die Feuerwehr dabei? Hatte sie von den
Heuschrecken gewusst? Woher?
    Er war der Held, er hatte Makinwa
zuerst gefunden, er war vor Herforth eingetroffen. Dies war sein Tatort.
Bildete die BKA-Kuh sich etwa ein, sich einfach so in die erste Reihe drängen
zu können? Einerseits nicht gewillt, einen Zentimeter Bodens aufzugeben oder
sich in diesem Ton anreden zu lassen, andererseits aber von ebendiesem Ton
ebenso wie von Herforths unerwarteter Anwesenheit und ihrer Weitsicht,
Feuerwehrleute mitzubringen, völlig überrumpelt, taumelte er einige Schritte
rückwärts von der Badezimmertür weg in das eigentliche Zimmer.
    Herforth folgte ihm, um Platz für
die Männer in Schutzkleidung zu machen, wobei sie ihm bitterböse Blicke zuwarf.
Die Männer warfen sich gegen die Tür, stießen sie mit vereinten Kräften auf,
zogen Makinwa hervor, warfen einen Gegenstand, der ein wenig an eine Granate
erinnerte, in das Badezimmer und rissen die Tür mit Gewalt wieder zu. Ein
grauenhaftes Knirschen verriet, dass sich beim Schließen der Tür zahlreiche
Insekten zwischen Blatt und Rahmen befanden. Mit ihren behandschuhten Händen
wischten die Feuerwehrleute sogleich die verbleibenden Schrecken vom nun
reglosen Körper des Nigerianers und nahmen sich ihrer mit ihren schweren
Stiefeln an.
    Ein plötzlicher Würgreiz überkam
Wegmann und er übergab sich auf den Teppich, als er den von den Schrecken
befreiten Körper sah. Oder vielmehr das, was von ihm übrig war. Mindestens die
Hälfte seiner Haut war komplett abgefressen und das darunter liegende Fleisch
freigelegt. Wegmann musste sich augenblicklich wegdrehen und auf das Bett
setzen. Mit Mühe kämpfte er gegen eine aufkommende Ohnmacht an.
    „Lasst den Notarzt durch”, hörte
er einen der Männer rufen. Daran hatte Herforth also auch gedacht. Dies hatte
sein persönlicher Triumph werden sollen. Herforths war es schließlich geworden.
    Das fürchterliche Surren aus dem
Badezimmer ebbte ab und Wegmann nahm an, dass der granatenähnliche Gegenstand,
den die Feuerwehrleute hinein geworfen hatten, ein wirkungsvolles Insektizid
enthielt. Auch der Posaunenton hatte inzwischen aufgehört oder zumindest hörte
Wegmann ihn nicht mehr. Das Surren der Schrecken wurde nun ersetzt durch ein
lautes, alles andere unterdrückendes Dröhnen in seinen Ohren.
    Wie aus weiter, endlos weiter
Entfernung hörte er das

Weitere Kostenlose Bücher