Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
Vom Netzwerk:
Alles hatten sie gegeben, wenig hatten sie erreicht.
Korrekt hatten sie die letzten drei Opfer vorhergesagt. Trotzdem war ein Mann
gestorben, während zwei weitere in Lebensgefahr schwebten.
    Bei Trébor standen die Chancen
denkbar schlecht, dass er würde überleben können. Sein Körper wäre unter
Umständen in der Lage gewesen, sich dank ihres schnellen Eingreifens von der
Vergiftung zu erholen. Auch eine SARS-Erkrankung konnte ein Mann seines Alters
bei guter medizinischer Versorgung durchaus bekämpfen. Aber beides zusammen würde
schwer fallen. Debbie machte sich keine großen Hoffnungen.
    Ob Makinwa ebenfalls mit dem
Virus infiziert war, wusste sie noch nicht. Immerhin hatte der Mörder
inzwischen seine Forderungen formuliert – es bedurfte also keiner weiteren Demonstration,
dass er über den Virus verfügte. Man würde die Tests abwarten müssen. Aber
selbst, wenn der nigerianische Professor nicht an SARS erkrankte, so war der
substanzielle Verlust von Haut alleine schon lebensbedrohlich genug.
    Und ebenso ernüchternd wie die
Tatsache, dass man den letzten drei Opfern nicht hatte helfen können, war der
Fakt, dass nun nur noch Debbie übrig blieb. Die ersten fünf Posaunen waren
erklungen. Die sechste würde ihren Tod ankündigen.
    Würden sie bei dem Versuch, ihr
Leben zu retten mehr Erfolg haben? Natürlich ließen sowohl BKA als auch CIA ihr
nun den größtmöglichen Schutz zukommen, doch die Anschläge auf Wolfgang
Schäuble oder Oskar Lafontaine in Deutschland etwa oder auch die Ermordung von
bislang immerhin vier US-Präsidenten zeigten, dass es schwer war, zu allem
entschlossene Killer zu stoppen. Und dieser spezielle hatte in der jüngsten
Vergangenheit eindrucksvoll seinen Einfallsreichtum unter Beweis gestellt, wenn
es darum gegangen war, Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen.
    Zwei der Anschläge waren im
Hotelzimmer des jeweiligen Opfers durchgeführt worden. Es gab also keinen Grund
für Debbie, sich hier sicher zu fühlen – selbst mit den zahlreichen Agenten auf
dem Flur und Holger neben ihr auf dem Bett.
    Auch er starrte gedankenverloren
an die Decke, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Kapuze seines
Sweatshirts über denselben gezogen. Offenbar waren seine Gedanken ähnlichen
Mustern gefolgt wie ihre, denn in diesem Moment durchbrach er das aller
Hoffnung beraubte Schweigen, das sich drückend auf das Zimmer gelegt hatte.
    „Die einzig sichere Methode, dich
zu schützen, ist, Somniaks Komplizen vorher zu stellen”, sagte er.
    „Genau das habe ich auch gerade
gedacht”, erwiderte Debbie. „Die Mörder haben nur zwei ihrer Opfer direkt
umgebracht. Für die übrigen drei hatten sie Vorkehrungen getroffen, die dies
für sie erledigten. Wenn sie sich mit mir die gleiche Mühe gemacht haben, dann
hilft mir kein BKA und auch keine CIA. Meine einzige Hoffnung ist, den
Komplizen zu fassen.”
    „Ich verstehe Somniaks Aussage
einfach nicht”, sagte Holger grübelnd. „Sie macht keinen Sinn. Er behauptet, er
habe mir bereits mitgeteilt, wer sein Komplize ist. Ich müsse nur die Zeichen
Gottes zu deuten lernen.”
    Holger hatte Debbie haarklein
alle Details seines Verhörs mit Somniak dargelegt.
    „So wie du ihn beschrieben hast,
klingt es, als sei der Typ ein totaler Psycho”, wägte Debbie ab. „Speziell,
wenn es um seinen Status als Engel geht.”
    „Aus irgendeinem Grund glaube ich
ihm aber”, wandte Holger ein. „Natürlich nicht, dass er ein Himmelswesen ist,
doch dass er mir ein Zeichen gegeben hat, kaufe ich ihm ab. Es passt einfach zu
ihm. Er liebt kryptische Enkodierungen. Wieso also nicht auch hier. Irgendwo
hat er ein Zeichen versteckt und ich habe es nicht erkannt, weil ich es nicht
als Zeichen von Gott erkannt habe. Aber was? Was könnte es gewesen sein?”
    Debbie zuckte die Schultern. Sie
wusste es ebenso wenig wie Holger. Und die nun unaufhaltsam wachsende Angst war
wenig geeignet, ihre Denkkapazität zu beflügeln. Mit einem Ruck setzte sie sich
auf. Sie musste Bobby anrufen. Wenigstens verabschieden sollte sie sich von ihm.
Vielleicht würde sie ihn nie wiedersehen. Sie wählte die Nummer ihres Labors an
der University of Minnesota und nach kurzem Läuten hob ihr Assistent ab.

115.
    Milla Herforth saß in ihrem Auto
auf dem Weg von Petersdamm zurück nach Rostock und suchte krampfhaft nach
Ideen, wie sie durch geschickte Manipulation die Identität seines Komplizen aus
Somniak heraus tricksen konnte, als ihr Mobiltelefon klingelte. Es war Sarah,
ihre Wiesbadener

Weitere Kostenlose Bücher