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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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mitteilen?”
    „Den Namen seines Mörders?”
mutmaßte Debbie, ohne zu wissen, worauf Holger hinauswollte.
    „Den Namen seines Mörders, genau”,
erwiderte dieser. „Trébor konnte ihn aber ob der Schwellung seiner Zunge nicht
mehr aussprechen. Also verbeugte er sich vor dir. Die Geste hat im westlichen
Kulturkreis nur eine Bedeutung: ‚Ihr Diener’. Oder in diesem Fall: Ihr
Assistent.”
    Debbie starrte Holger mit großen
Augen an. „Oh, my god”, entfuhr es ihr so laut, dass es von der hohen
gotischen Decke der Kirche als vielfaches Echo zurückgeworfen wurde.
    Die letzten Zweifel waren
weggewischt. Ihr Freund und Assistent Bobby war ein psychopathischer Killer,
der an einer der grausamsten Mordserien der deutschen Kriminalgeschichte
mitgewirkt hatte, der nicht zuletzt auch sie hätte zum Opfer fallen sollen.
    Auf der anderen Seite wollte
Debbie nicht glauben, dass sie nicht früher auf ihn gekommen war. An Zeichen
hatte es nicht gemangelt. Die Verbeugung Trébors, die Szene im Hotelflur und
die Tatsache, dass der Mörder Virologe sein musste, hätten ausreichen müssen,
um sie auf Bobbys Spur zu stoßen.
    Hätten sie das? Im Nachhinein war
das leicht zu sagen. Nie war sie auch nur auf den Gedanken gekommen, diese drei
Punkte mit Linien zu verbinden.
    „Wir wissen, wer der Killer ist”,
hörte Debbie Holger plötzlich sagen und drehte sich zu ihm um. Er sprach in
sein Mobiltelefon – in ihrer ungläubigen Apathie hatte Debbie nicht einmal
bemerkt, wie er das Gerät aus der Tasche gezogen und die Nummer gewählt hatte.
    „Sein Name ist Robert L. Ecram.”
Holger wandte sich Debbie zu. „Weißt du, wofür das L steht?” fragte er.
    „Leroy”, antwortete Debbie mit
niedergeschlagener Stimme.
    „Leroy”, wiederholte Holger für
seinen Gesprächspartner, wahrscheinlich Herforth. „Amerikanischer Staatsbürger,
arbeitet an der University of Minnesota.”
    Holger klappte sein Handy zu und
steckte es in seine Jeans. „Herforth wird Bobby ausfindig machen und ein MEK
schicken. Sie sagt, wir sollen in dein Hotelzimmer zurückgehen. Das BKA hat es
inzwischen komplett überprüft. Es warten keine Überraschungen. Außerdem wird
ein Personenschützer vor der Tür wachen.”
    Unterbewusst hörte Debbie Holgers
Worte, doch bewusst nahm sie sie nicht wahr. Das Rätsel war gelöst – doch nun
wäre es ihr fast lieber gewesen, sie hätte die Lösung nie erfahren. Sie schlang
ihre Arme um Holgers Hals und begann, bitterlich zu weinen.

121.
    Driver ging nervös in der
Kommandozentrale der CIA im Hotel ‚Seeadler’ auf und ab. Vor anderthalb Stunden
hatte er fünfzehn seiner Agenten nach Dobbertin geschickt, um die deutschen
Behörden dort zu unterstützen, doch Ergebnisse gab es noch nicht. Er schätzte
die Offenheit, mit der Frau Herforth ihm diesmal von ihren Ermittlungsständen
berichtet hatte und beabsichtigte, ihr in Zukunft mit der gleichen
Aufrichtigkeit zu begegnen. Aber wieso dauerte es so lange, ein Zeichen zu
finden?
    In dem Moment klingelte sein
Handy. Es war Herforth und sie hatte gute Nachrichten. Ashcroft und Petersen
hatten herausgefunden, wer der zweite Killer war, und Herforth bat Driver, da
es sich um einen amerikanischen Staatsbürger handelte, um Hilfe. Eine gute
Gelegenheit, die soeben erst konstituierte Zusammenarbeit zu festigen.
    „Okay, wir haben eine Zielperson”,
rief Driver, nachdem er das Gespräch mit Herforth beendet hatte, und
verschaffte sich somit augenblicklich ungeteilte Aufmerksamkeit unter seinen
Agenten. „Ein amerikanischer Staatsbürger namens Robert Leroy Ecram, wohnhaft
in Minneapolis, tätig an der U of M . Ich möchte alles über ihn haben.
Zunächst aber fokussieren wir unser Augenmerk auf seine Kreditkarten, Telefone
und Internetaktivitäten. Wo und was hat er eingekauft, mit wem hat er telefoniert,
was sagt er in seinen Emails oder in Forumsbeiträgen? Ausführung!”
    Sofort wandten sich die CIA-Leute
wieder ihren Rechnern zu und begannen, emsig zu recherchieren. Es dauerte keine
zehn Minuten, bis erste Ergebnisse vorlagen.
    „Er hat sein Labortelefon an der U
of M auf ein deutsches Handy umgeleitet”, berichtete ein Agent und drückte
Driver einen Ausdruck mit der Telefonnummer in die Hand.
    Driver wählte Herforths Nummer.
    „Ecram benutzt ein deutsches
Handy”, gab er die soeben erhaltene Information weiter. „Können Sie es orten,
wenn ich Ihnen die Nummer gebe?”
    „Selbstverständlich”, lautete die
ebenso prompte wie aufgeregte Antwort

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