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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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Herforths. Driver gab ihr die Nummer.
    „Halten Sie mich auf dem
Laufenden”, beendete er das Gespräch.
    Ein weiterer Agent trat an ihn
heran. „Ich habe Ecrams Kreditkarten überprüft”, berichtete er. „Unseren Freund
scheint kürzlich das Fernweh gepackt zu haben. Einundzwanzig Metropolen in
einundzwanzig Tagen. Top Hotels in sämtlichen Städten. Alle Kontinente außer
der Antarktis sind vertreten. Ist erst vor einer guten Woche nach Minneapolis
zurückgekehrt und dann letzten Montag nach Rostock weitergereist.”
    Auch dieser Agent drückte Driver
einen Ausdruck in die Hand. Er enthielt die Städte, die Ecram auf seiner
Weltreise aufgesucht hatte. Mit dem ersten Blick, den Driver auf die Liste der
Metropolen warf, überkam ihn Übelkeit. Wenn Ecram in all diesen Städten den
Virus freisetzte, dann würde die Pandemie in der Tat apokalyptische Ausmaße
annehmen.
    Ecrams erste Station war Chicago
gewesen. Nicht nur war dies die drittgrößte Stadt der Vereinigten Staaten,
sondern vor allem lag sie in der dichtbesiedelten Industrieregion der Great
Lakes. Großstädte wie Minneapolis, Milwaukee, Indianapolis oder Cincinnati
lagen nicht weit entfernt. Von dort aus war Ecram nach New York City
weitergereist. Die Ostküstenmetropole gab nicht nur über acht Millionen
Menschen ein Zuhause, sie lag ebenfalls in einer dicht besiedelten Region,
unweit von Boston, Philadelphia, Pittsburgh oder Washington D.C.
    Dann hatte er Amerika verlassen
und die siebeneinhalb Millionen Einwohner Metropole London besucht,
wahrscheinlich, um die britischen Inseln nicht als Quarantäne-Rückzugsgebiet
unversehrt zu lassen. Anschließend hatte er Europa strategisch klug quasi mit
einem Netz überzogen. Köln, die größte Stadt im bevölkerungsreichsten
Bundesland Deutschlands, Madrid, Mailand, Warschau, Moskau, Belgrad und
Istanbul hatte er als nächstes mit seiner Anwesenheit und höchstwahrscheinlich
auch mit seinem Virus beehrt. Letztere Metropole war nicht nur mit knapp zwölf
Millionen Menschen die größte Stadt Europas, sondern galt auch als Tor zu
Asien. Immerhin handelte es sich um die einzige Stadt dieser Erde, die von sich
behaupten konnte, auf gleich zwei Kontinenten zu liegen.
    Von der Türkei aus war Ecram in
die indische Hauptstadt Neu-Delhi geflogen, die gemeinsam mit Delhi in einem Ballungsraum
von über siebzehn Millionen Einwohnern lag. Weitergegangen war es nach Chongqing,
zu diesem zweiunddreißig Millionen Moloch im Herzen Chinas, anschließend nach
Tokio, das mit Yokohama den einwohnerreichsten urbanen Großraum dieses Planeten
bildete, und dann nach Hong Kong und Singapur, das zwar nur ein Viertel der
Einwohner des unweiten Jakartas hatte, das dafür aber weit mehr Geschäftsreisende
beherbergte und einen geschäftigeren Flughafen aufwies als die indonesische
Metropole.
    Von dort aus war Ecram nach Sydney
weiter gereist, um wenigstens den bevölkerungsreichen Südosten Australiens mit
Viren zu versorgen. Anschließend hatte er in Afrika Johannesburg und Lagos
besucht. Somit waren der Süden und die dichtbesiedelte Südwestküste abgehakt.
Der nordostafrikanische und arabische Raum war durch die Nähe zu Istanbul
bereits ausreichend bedacht.
    Schließlich hatte er noch Sao
Paolo, den zehn Millionen Giganten an der südamerikanischen Ostküste und
Bogota, die Drogenmetropole westlich der Anden aufgesucht, die strategisch
besonders durch ihre Nähe zu Mittelamerika hervorstach, bevor er in Los Angeles
seinen letzten Zwischenstopp gemacht hatte.
    Driver musste sich setzen. Mit
einem flauen Gefühl im Magen und den Kopf desillusioniert auf die Arme
gestützt, wählte er Ashcrofts Nummer. Das Handy der Virologin war
ausgeschaltet. Natürlich, schließlich befand sie sich in einem Helikopter der
Bundeswehr. Er ließ sich per Funk mit dem Hubschrauber verbinden. Mit wenigen,
kurzen Sätzen informierte er Ashcroft über Ecrams Weltreise.
    „Natürlich hat er die Viren dort
deponiert”, reagierte diese nachdenklich. „Wieso sonst sollte er diese Reise
unternommen haben.”
    „Und was bedeutet das für uns?”
fragte Driver, wobei es ihm nur leidlich gelang, das Zittern aus seiner Stimme
zu verbannen.
    Du bist ein ehemaliger
Geheimagent, verdammt nochmal! Reiß dich zusammen! schoss es ihm durch den Kopf.
Doch der Grad an Realität, den die Bedrohung durch den Virus mit Ecrams
Weltreise angenommen hatte, legte sich wie ein Stein auf seine Brust und raubte
ihm den Atem.
    „Bislang ist kein einziger
SARS-Fall

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