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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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gemeldet worden”, erwiderte Ashcroft. „Das bedeutet, er hat den Virus
noch nicht freigesetzt. Er muss also so etwas wie Virenbomben deponiert haben.
Wahrscheinlich Virenschutzbehälter, die sich ferngesteuert über einen Anruf
oder etwas Ähnliches öffnen lassen.”
    Die Logik der Virologin war
zwingend. Da bislang noch keine Meldung über einen SARS-Fall vorlag, konnte der
Virus noch nicht freigesetzt worden sein. Es bestand also noch Hoffnung.
    „Wir haben Agenten in allen
diesen Städten”, sagte Driver nach kurzem Nachdenken. „Wir können also nach den
Behältern suchen. Aber die Zeit drängt. Wo würden Sie eine Virenbombe
verstecken, wenn sie eine Epidemie auslösen wollten?”
    Eine Weile lang war außer dem
gleichmäßigen Knattern der Rotorblätter und vereinzeltem Knacken in der Leitung
nichts aus dem Helikopter zu vernehmen.
    Denk schneller! dachte Driver.
    Dann meldete sich Ashcroft
erneut. „Sie sagten, er habe in jeder Stadt nur eine einzige Nacht verbracht?”
    „Korrekt.”
    „Und er hat jeweils in guten
Hotels übernachtet?”
    „Erste Klasse.”
    „Er hat also nicht allzu viel
Zeit pro Stadt gehabt. Aber er hat sich in Hotels aufgehalten, die viel
internationales Publikum haben”, fasste Ashcroft zusammen. „Es gibt kaum einen
besseren Ort, um Viren zu verbreiten. Geschäftsreisende haben viel Kontakt mit
Mitmenschen. Sie tragen die Viren in Meetings und anschließend zum Flughafen,
wo sie Reisende aus aller Welt infizieren. Der wahrscheinlich einzige Ort, an
dem man Viren noch effektiver verbreiten könnte als in einem großen Hotel, ist
ein Flughafen selbst. Doch warum das Risiko eingehen, sich in eine Umgebung mit
so enormen Sicherheitsstandards zu wagen? Das Hotel ist völlig ausreichend und
passt in den engen Zeitplan.”
    „Sie glauben also, er hat die
Virenbomben in den Hotels versteckt, in denen er sich aufgehalten hat?” fragte
Driver. Hoffnung machte sich in ihm breit.
    „Das hätte ich getan”, erwiderte
die Virologin nachdenklich.
    „Gut. Und haben Sie auch eine
Idee, welches Versteck genau in einem Hotel Sie wählen würden?” fragte er
weiter.
    „Das ist einfach. Klimaanlagen
sind effektive Virenverbreiter. Bereits bei der Epidemie von 2003 war der
Verdacht aufgekommen, die Klimaanlagen der Krankenhäuser würden jede Quarantäne
redundant machen. Ich würde jedenfalls die zentralen Klimaschächte der Hotels
zuerst überprüfen.”
    Voller Erregung sprang Driver von
seinem Stuhl auf. Wenn Ashcrofts Überlegungen der Realität entsprachen, dann
hatten sie eine absolut reelle Chance, die Virenbehälter zu finden und eine
Pandemie zu verhindern.
    „Melden Sie sich wieder, wenn
Ihnen noch etwas einfällt”, sagte er in das Mikrofon. Er musste zügigst die
Divisionen der entsprechenden Länder informieren.
    „Mache ich.”
    „Und vielen Dank, Miss Ashcroft.
Sie haben uns unglaublich geholfen.”
    „Sagen Sie das, wenn Sie die Virenbomben
gefunden haben. Alle einundzwanzig.”
    Mit einem Grinsen beendete Driver
die Funkverbindung. Er mochte seine Landsmännin. Sie war ihm sympathisch und
noch viel mehr schätzte er ihren messerscharfen Verstand.
    In militärisch kurzen Sätzen
informierte er seine Agenten über den Stand und trug ihnen auf, zu veranlassen,
dass die Hauptklimaschächte der entsprechenden Hotels überprüft würden. Dann
klingelte sein Handy schon wieder. Zur Ruhe kam er heute nicht, doch ruhen war auf
der anderen Seite auch das Letzte, was er tun wollte, bevor der Mörder gefasst
und die Viren gefunden waren.
    „Wir haben Ecrams Mobiltelefon
geortet”, meldete sich Herforth. Die guten Nachrichten schienen nicht abreißen
zu wollen. „Er befindet sich in einer kleinen Pension in Bad Doberan, gute
sechs Kilometer südlich von Petersdamm. Wir haben ein mobiles Einsatzkommando
losgeschickt.”
    „Brauchen Sie Unterstützung?”
fragte Driver nach.
    „Ich denke, unsere Jungs sollten
das hinkriegen. Ich halte Sie aber auf dem Laufenden, was passiert.”
    „Tun Sie das. Vielen Dank.” Damit
legte Driver auf. Er konnte kaum glauben, wie sich das Bild innerhalb von
weniger als einer halben Stunde gewandelt hatte. Noch dreißig Minuten zuvor
hatte er verzweifelt auf Neuigkeiten aus Dobbertin gewartet und nun wussten sie
nicht nur, wer der Mörder war und wo er sich aufhielt, sondern hatten auch eine
verdammt wahrscheinliche Theorie darüber, wo sich die Viren befanden.
    Es sah gut aus.

122.
    Peter Wegmann saß mit
geschlossenen Augen in seinem Auto,

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