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Virus (German Edition)

Virus (German Edition)

Titel: Virus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristian Isringhaus
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Tod
diskutierten Wegmann und Lars unter dem Gesichtspunkt des Zeitungsfotos erneut,
wobei auch hier kein Puzzleteil zum anderen passen wollte. Die brennende
Schrift war nicht mehr zu leugnen, aber die Feuerwehr hatte bisher keinen
Brandbeschleuniger feststellen können. Doch selbst wenn es einen
Brandbeschleuniger gegeben hätte, dann würde das den einzigen Schluss zulassen,
dass jemand von dem Blitz gewusst haben musste, was wiederum ausgeschlossen war.
Es sei denn, jemand hatte den Brand anders auszulösen beabsichtigt und der
Blitz war ihm zuvorgekommen. Auch nicht sehr wahrscheinlich. Wozu?
    Man konnte es drehen
und wenden, wie man wollte, es fand sich keine logische Erklärung. Und wenn man
davon ausging, dass die Schrift wirklich absichtlich an die Wand gebrannt
worden war, dann ergab sich daraus natürlich die Frage, was sie aussagen
sollte. Was konnte ‚A87’ bedeuten?
    Die beiden Polizisten
waren so mit diesen Gedanken beschäftigt, dass Wegmann die Straßensperre fast
zu spät bemerkt hätte. Den Weg zur Polizeidirektion fuhr er mit geschlossenen
Augen und deshalb nicht immer ganz aufmerksam.
    Eine riesige
Menschentraube hatte sich um das Gebäude versammelt. Sie alle hielten Kameras,
Mikrophone oder Diktiergeräte in den Händen.
    Reporter! schoss es
Wegmann durch den Kopf.
    Natürlich. Sie hatten
das Bild in der Zeitung gesehen und verlangten jetzt eine Erklärung von der
Polizei. Sie würden keine bekommen. Flehentlich blickte er zum Himmel und
hoffte auf Regen. Doch die Wolken begannen langsam aufzureißen und ließen sogar
berechtigte Hoffnung auf einen halbwegs schönen Tag zu. Er wusste, dass
Reporter sich von Regen sowieso nicht hätten vertreiben lassen, aber wenigstens
hätten sie leiden müssen.
    Wegmann hätte diesen
Wahnsinnigen einfach Platzverweise erteilt und sie bei Weigerung in die GeSas
von Petersdamm eingesperrt. Ihre Übertragungswagen, die einfach mitten auf der
Straße geparkt waren, hätte er rücksichtslos abschleppen lassen. Doch die
leitende Kriminaldirektorin schien der Ansicht zu sein, es sei klüger, die
Medien nicht weiter zu verärgern. So hatte man die Straße von Verkehrspolizisten
absperren lassen, um den Journalisten Entgegenkommen zu signalisieren.
    Als ein Beamter die
Straßensperre öffnete, um Wegmanns Wagen passieren zu lassen, brach unter den
Medienvertretern eine regelrechte Stampede los. Nach Sekunden war das Auto
umlagert von Reportern und Kameras, Fotos wurden geschossen, Fragen
durcheinander gebrüllt. Immer wieder hörte er seinen Namen und er war froh, die
Türen von innen verschlossen zu haben, denn mehrmals wurde versucht, diese
aufzureißen.
    Nur im Schritttempo
kam er voran. Als er endlich auf seinem Parkplatz stand, wandte er sich an
Lars.
    „Wir geben keinen
Kommentar ab”, sagte er kurz. „Du sagst entweder genau das oder gar nichts.”
    Lars nickte stumm.
    „Dann viel Glück”,
sagte Wegmann leise und stieß seine Tür auf. Sofort streckten sich ihm
unzählige Mikrophone entgegen. Fragen und wüste Beschimpfungen über die
Informationspolitik der Polizei wurden gebrüllt, es wurde geschubst, gestoßen
und gedrängelt. Komplettiert wurde die Geräuschkulisse durch ein nicht enden
wollendes Staccato vom Klicken der Fotokameras. Es stank nach Zigarettenrauch.
Waren eigentlich alle Reporter Raucher?
    Mühsam schoben sich
die beiden Kriminalisten durch das Reportermeer, ständig wiederholend, sie würden
keinen Kommentar abgeben, bis sie schließlich den hässlichen Bau aus DDR-Zeiten
erreichten. Es handelte sich um einen siebengeschossigen Betonturm mit fast quadratischer
Grundfläche, der in biederem Grau und Braun gestrichen war. Die Tür wurde von
Uniformierten bewacht, die dafür sorgten, dass Wegmann und Lars, aber kein Medienvertreter
in das Gebäude gelangten.
    Aber auch nach der
erfolgreichen Flucht sollte Wegmanns Tag nicht besser werden. Er stand neben
einer großen Topfpflanze in seinem Flur und kippte den Dünensand aus seinen
Schuhen in die Erde, als ein Kollege ihn darauf aufmerksam machte, dass
BKA-Direktor Bruncke in seinem Büro auf ihn warte.
    Schon wieder? Was
hätte Wegmann in der Zwischenzeit ermitteln sollen? Was gab es Neues, das er
Bruncke hätte präsentieren können? Nichts Gutes ahnend betrat er sein Büro. Bruncke
stand an seinem Schreibtisch und blickte interessiert in eine der alten Akten,
mit denen Wegmann seine Illusion der Geschäftigkeit zu schaffen pflegte, während
eine Frau Ende dreißig seine Magnetwand

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