Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)
durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war.
„Der Prototyp für den Impfstoff ist fertig. Ihre Leute haben gute Vorarbeit geleistet. Ich wüsste nur gerne, warum sie die Daten überhaupt geheim halten. Die Welt hat ein Recht darauf.“
Krentler war langsam um den Tisch herum gegangen. Zwischen ihm und der Tür lagen nur noch drei Meter – und zwei bewaffnete Kerle von der Spionageabwehr.
„Geben sie mir den Stoff, Krentler.“ sagte Franzen.
Vom Tisch aus ging Li plötzlich zielstrebig auf die zwei Männer an der Tür zu. Kurz bevor sie Franzen und den zweiten Mann erreichte hob sie den ausgestreckten Arm. In der Hand hielt sie die Dose mit Reizgas. Blitzschnell sprühte sie erst Franzen und dann dem anderen Mann ins Gesicht und rammte Franzen, der fluchend die Hände auf die Augen presste, ihr Knie in den Bauch. Franzen klappte zusammen und fiel ins Zimmer. Der andere Mann zog eine Pistole aus dem Schulterhalfter. Kurz entschlossen griff Krentler nach einem Skalpell, das auf dem Labortisch lag, und stieß es dem Mann von unten in den Arm. Der Mann schrie auf, die Pistole fiel polternd auf den Boden. Mit Wucht stieß Krentler ihn zur Seite, stürzte nach draußen und rannte zum Treppenhaus. Hinter sich hörte er Franzen fluchen.
Krentler nahm drei Stufen auf einmal. Von oben schrie Franzen seinen Namen. Instinktiv betrat er die Station. Am Ende des Ganges öffneten sich die Aufzugtüren. Krentler rannte los. Er musste den Aufzug erwischen. Franzen und sein Kumpane waren ihm dicht auf den Fersen. Im Vorbeirennen zog Krentler die Rollbetten, die an den Seiten standen hinter sich in den Gang. Aus einem Zimmer trat eine verwunderte Schwester. Sie schrie, als Franzen sie zur Seite stieß.
„Krentler, bleiben sie stehen. Sonst muss ich schießen.“ rief Franzen.
Aber Krentler hörte nichts mehr. Der Gang war ein Tunnel, und am Ende wartete im Aufzug die Rettung. Er warf sich zwischen den Türen hindurch und drückte wild auf den Knopf für das Erdgeschoss. Durch die sich schließenden Türen sah er, wie der zweite Mann aufgeregt in sein Mikrofon sprach.
Unten angekommen zwang Krentler sich, langsam zu gehen. Er zog seinen Mantel aus und legte ihn über ein leeres Rollbett. Selbst wenn Franzen hier seine Leute postiert hatte, sein Gesicht kannten sie nicht.
Als er zum Hinterausgang kam, stand ein Wachmann davor und starrte ihn an.
„Bitte öffnen sie die Tür.“ sagte Krentler.
„Tut mir leid, Doktor Krentler, aber das geht nicht. Der Chef sagt, ich soll niemanden raus lassen.“ antwortete der Wachmann zerknirscht.
„Und wenn ich ihnen sage, dass es um Leben und Tod von Millionen Menschen geht? Dass es vielleicht auch um ihr Leben geht? Um das ihrer Kinder? Lassen sie mich raus, Mann, sofort.“ Krentler hatte die letzten Worte geschrien.
„Ich, äh, tut mir leid, Doktor Krentler, aber der Chef, ich meine, was soll ich machen, ist die Anweisung vom Chef.“ Er zuckte nervös mit den Schultern und blickte zu Boden. Krentler sah sich um. Am Ende des Ganges erschienen zwei Soldaten in Uniform. Langsam ging Krentler auf den Wachmann zu, der immer noch peinlich berührt zu Boden starrte. Mit einer schnellen Bewegung griff Krentler die Pistole aus dem Holster des Wachmanns, trat einen Schritt zurück und richtete die Waffe auf ihn.
„Machen sie die Tür auf.“ sagte er.
Der Wachmann blickte auf. Sein Gesicht wurde blass.
„Doktor Krentler…“
„Öffnen sie die Tür, hab ich gesagt.“ unterbrach Krentler.
Zögernd ging der Wachmann zur Tür. Krentler sah sich um. Die Soldaten waren näher gekommen. Krentler verbarg die Pistole in seiner Tasche. Der Wachmann öffnete die Tür. Die Soldaten riefen etwas. Krentler rannte los.
Draußen schlug ihm die Kälte ins Gesicht. Es regnete. Der Boden war nass. Auf dem Parkplatz standen nur wenige Autos. Wasser lief ihm in die Augen. Wie durch einen Schleier sah er, wie aus einem dunkelblauen Mercedes jemand ausstieg. Seine Füße platschten durch tiefe Pfützen. Atemlos sprang er über die Parkplatzbegrenzung und rannte auf den Mann zu. Als er näher kam, erkannte er Schickelbach. Hinter sich hörte er die Soldaten rufen.
„Schickelbach, sie müssen mir helfen. Bringen sie mich hier weg.“ Krentler keuchte.
„Was ist los?“
„Es geht um Leben und Tod.“ Gehetzt blickte er sich zu den Soldatten um.
„Wie meinen sie das?“
„Ich habe keine Zeit für Erklärungen, lassen sie uns fahren.“ Seine Stimme nahm einen flehenden Ton an.
„Tut mir leid, Doktor Krentler.“
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