Virus - Rückkehr der Vogelgrippe (German Edition)
Schickelbach schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, das geht nicht.“
Krentler nahm die Pistole aus der Tasche und richtete sie auf Schickelbachs Brust.
„Steigen sie ein.“ sagte er.
„Aber Herr Krentler,“ sagte Schickelbach, „was soll denn das? Können sie mit so einem Ding überhaupt umgehen?“
Krentler richtete den Lauf der Pistole neben Schickelbach auf die Tür des Mercedes und drückte ab. Mit einem dumpfen Knall durchschlug die Kugel das Metall. Im gleichen Moment trat Schickelbach vor, drehte sich in Krentlers ausgestreckten Arm und schlug die Hand mit der Pistole gegen sein Knie. Mit einem Schmerzensschrei ließ Krentler die Waffe los. Schickelbach drehte sich um und versetzte Krentler links und rechts zwei kräftige Ohrfeigen.
„Das ist für’s Cowboy-Spielen.“
Dann winkte er den Soldaten, die nur noch fünfzig Meter entfernt waren. Krentler hielt sich das rechte Handgelenk.
„Bitte glauben sie mir, Schickelbach. Wir haben einen Impfstoff.“ Er hielt die Phiole hoch. „Die Militärs sind damit nicht einverstanden, weil wir ihre Forschungsergebnisse verwendet haben.“
Schickelbach blickte zwischen Krentler und den Soldaten hin und her.
„Wer ist damit nicht einverstanden?“ fragte er.
„Der Kerl heißt Franzen. Er sagt, er kommt vom MAD.“
Schickelbach ging um das Auto herum.
„Vom Heft oder vom Dienst?“ fragte er.
Krentler schaute verdutzt.
„Kleiner Scherz unter Freunden.“ sagte Schickelbach. „Steigen sie ein.“
Krentler stieg ein. Die Soldaten, die zuvor ihre Schritte verlangsamt hatten, fingen an zu laufen. Schickelbach startete den Motor und gab Gas. Die Reifen quietschen. Der Wagen beschleunigte. Krentler wurde in den Sitz gepresst.
Schickelbach dirigierte den Wagen zwischen den Parkbuchten hindurch. Vor der Ausfahrt schloss sich langsam die Schranke. Der Parkwächter stand in seinem Glashaus und winkte wild mit beiden Armen. Schickelbach ließ das Warnlicht aufblitzen und hupte. Ohne langsamer zu werden, fuhr der Wagen auf die Schranke zu. Krentler hielt sich am Türgriff fest. Mit einem lauten Knall durchbrach der Wagen die Absperrung und schoss auf die Straße. Krentler stieß mit dem Kopf an die Wagendecke, bevor er mit Wucht gegen die Tür gedrückt wurde, als Schickelbach das Heck mit gezogener Handbremse herumschwingen ließ, nur um sofort mit quietschenden Reifen erneut zu beschleunigen.
Mit hoher Geschwindigkeit fuhr der Wagen die Invalidenstraße entlang. Die richtige Straße für diesen Wahnsinn, dachte Krentler, wir werden bekämpft vom eigenen Militär. Weiter vorne kam der neue Bahnhof mit der langen Glaskuppel in Sicht. Über der Kuppel riss der Himmel auf. Die riesige Fensterfläche, benetzt vom vergangenen Regenguss, reflektierte gleißend die Sonnenstrahlen in die graue Umgebung. Krentler hielt sich die Hand über die Augen.
„Erklären sie mir, worum es hier geht.“ sagte Schickelbach, ohne die Augen von der Fahrbahn zu nehmen.
„Das weiß ich selber nicht so genau.“ antwortete Krentler. „Als wir in Peenemünde waren habe ich einige Daten heruntergeladen. Genetische Fingerabdrücke verschiedener H5N1-Stämme. Wir brauchten sie für den Impfstoff. Eine Journalistin hatte mir von einem Geheimprogramm berichtet. Ich wollte es erst nicht glauben. Der Rechner im Vorraum von Rosens Labor war an das zentrale Netz angeschlossen. Also schaute ich nach. Die Daten waren da.“
„Die Geschichte gefällt mir nicht, Doktor Krentler. Die Daten waren passwortgeschützt, militärischer Standard, selbst Rosen hatte keinen Zugang. Abgesehen davon: Rosen ist tot. Und sie waren der letzte, der bei ihm war. Reinhardt behauptet, sie hätten ihn getötet.“
Vor ihnen schaltete eine Ampel auf rot. Schickelbach bremste scharf. Er drehte sich zu Krentler.
„Besser sie erzählen mir die ganze Geschichte oder ich setze sie hier raus, verstanden?“ sagte er mit kalter Stimme.
„Was hat Reinhardt sonst noch erzählt?“ fragte Krentler.
„Raus.“
„Also gut. Rosen hat sich selbst getötet. Das können sie glauben oder nicht. Den Passwortschutz haben wir mit einem Virus geknackt. Zivil. Jenseits der Standards. Heruntergeladen haben wir nur die für uns wichtigen Daten. Genetische Codes aller bekannten H5N1-Stämme und noch einige mehr. Kapieren sie das überhaupt? Da hat jemand intensiv an den für Menschen gefährlichen Varianten geforscht. Und zwar seit einiger Zeit. Und die Daten geheim gehalten. Wozu?“
Die Ampel schaltete auf Grün. Schickelbach machte keine
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