Virus
Affen. Packen Sie die Proben für den Versand in Trockeneis.«
»Gerade war ich bei einem Patienten, der ebenfalls diese Krankheit haben könnte«, sagte Marissa. »Es handelt sich um einen Laboranten der Klinik.«
»Schließen Sie ihn in die Untersuchungen ein. Das klingt zunehmend ernst. Sorgen Sie für eine komplette Isolationder Kranken, einschließlich entsprechender Maßnahmen für das Pflegepersonal. Und veranlassen Sie die vorläufige Einstellung aller Laborarbeiten, bis ich dort bin.«
»Habe ich schon«, antwortete Marissa. »Sie wollen selbst kommen?«
»Da können Sie drauf wetten«, sagte Dr. Dubchek. »Das kann zum Notfall in nationalem Ausmaß werden. Aber es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, unser fahrbares Vickers-Laboratorium herzurichten. Sorgen Sie in der Zwischenzeit für eine Quarantäne aller Kontaktpersonen und versuchen Sie mit den Leuten in Verbindung zu kommen, die dieses Ärztetreffen in Afrika organisiert haben, um vielleicht Hinweise auf andere erkrankte Teilnehmer zu erhalten. Und noch etwas – kein Wort zur Presse! Bei all der Aufregung um AIDS verkraftet die Öffentlichkeit zur Zeit die Bedrohung durch eine weitere schwere Ansteckungskrankheit nicht. Da müßte man mit Panikreaktionen in großem Umfang rechnen. Außerdem, Marissa, müssen Sie unbedingt bei den Patientenbesuchen komplette Schutzkleidung tragen, und zwar einschließlich einer Schutzbrille. Die pathologische Abteilung müßte welche haben, falls sie sonst nirgends zu kriegen sind. Ich werde so schnell wie möglich kommen.«
Als Marissa aufgelegt hatte, empfand sie einen Anflug von Furcht. Sie fragte sich, ob sie wohl schon dem Virus ausgesetzt gewesen sei. Dann machte sie sich Sorgen darüber, daß sie mit dem Mann von der Los Angeles Times gesprochen hatte. Nun ja, was passiert war, war eben passiert. Sie war froh, daß Dr. Dubchek kommen würde, denn sie war sich klar darüber, daß sie überfordert gewesen war vom ersten Augenblick ihrer Ankunft hier in Los Angeles an.
Nachdem sie bei der Zentrale hinterlassen hatte, man möge versuchen, Dr. Navarre zu erreichen, bat Marissa eine der Schwestern, ihr bei der Beschaffung des nötigen Materials für die Blutentnahmen behilflich zu sein. Sie brauchteVakuumröhrchen, Spritzen zur Blutentnahme, Behältnisse für die Urinproben und Träger für Abstriche. Dann telefonierte sie mit dem Labor für Mikrobiologie und bat darum, ihr Behälter für den Transport von Virenmaterial heraufzuschicken sowie Trockeneis und Verpackungsmaterial. Als Dr. Navarre sie anrief, berichtete sie ihm von ihrem Telefonat mit Dr. Dubchek und dessen Anweisung zur kompletten Abschirmung der Patienten und ihres Pflegepersonals sowie die vorläufige Unterlassung weiterer Laborarbeiten bis zu seiner Ankunft mit Spezialgerät. Sie schlug ihm ein Gespräch über die notwendigen Quarantänemaßnahmen für sämtliche Kontaktpersonen vor. Dr. Navarre stimmte zu, erschrocken über Dr. Dubcheks Verdacht auf virales hämorrhagisches Fieber. Dr. Dubcheks Rat folgend, beschaffte sich Marissa Schutzbrillen aus der Abteilung für Pathologie. Sie hatte nie daran gedacht, daß sie sich über ihre Augen eine Krankheit zuziehen könnte, aber deren Oberfläche war natürlich eine Schleimhaut und damit durch einen Virenbefall genauso gefährdet wie etwa ihre Nasenschleimhaut. Nachdem sie sich komplett mit Häubchen, Kittel, Überschuhen, Handschuhen, Mundschutz und Schutzbrille bekleidet hatte, betrat sie die Kabine Dr. Richters, um dort mit der Entnahme der Untersuchungsproben anzufangen.
Bevor sie jedoch mit dieser Arbeit begann, untersuchte sie ihn auf Hautausschlag. An den Armen war nichts festzustellen, aber etwa in der Mitte des rechten Jochbeins fand sie einen ungewöhnlichen roten Fleck von der Größe einer Vierteldollarmünze. Sie hob sein Krankenhemd hoch und bemerkte einen schwachen, aber doch eindeutigen Ausschlag von fleckigen Hautknötchen auf dem größten Teil des Rumpfes. Es beeindruckte sie im nachhinein, daß Dubchek das vorausgesehen hatte.
Sie nahm zunächst das Blut ab und füllte dann aus dem Katheterbeutel Urin in ihren Behälter. Nachdem sie beides versiegelt hatte, desinfizierte sie die Außenseiten der Gefäße und legte sie in einen weiteren Behälter. Erst als sie dieAußenseite auch dieses Behälters gründlich mit dem Desinfektionsmittel behandelt hatte, ließ sie zu, daß er aus der Kabine gebracht wurde.
Nachdem sie die Schutzkleidung abgelegt und sich komplett neu
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