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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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und dann wäre sie für ihn hinfort Persona non grata.
    Unverständlicherweise wurde ihr ganz merkwürdig bei der Vorstellung, ihn nie wiederzusehen. Nicht direkt verloren, so gut kannte sie den Mann schließlich nicht. Aber sehnsüchtig, so als hätte sie etwas ganz Besonderes gefunden und es dann wieder aufgeben müssen.
    Ein Prickeln im Rücken verriet ihr, dass er näher kam. Rasch tat sie so, als wäre sie in ihre Broschüre vertieft. Hitze stieg in ihr auf und setzte sich zwischen ihren Schulterblättern fest.
    Ihr ganzer Körper spannte sich an. Sie durfte sich nicht vergessen, und vor allem durfte sie nicht vergessen zu stottern. Unruhig leckte sie sich die Lippen, straffte die Schultern und versuchte, nicht auf das wilde Pochen ihres Herzens zu achten.
    Es war lächerlich, so auf seine Gegenwart zu reagieren. Lächerlich und absolute Zeitverschwendung.
    Eine Hand schloss sich um ihren Ellbogen. Hitze schoss ihr den Arm herauf, und in ihren Brüsten begann es zu prickeln.
    „Da sind Sie ja.“ Die tiefe, melodische Stimme kam näher. „Ich habe nach Ihnen gesucht.“
    Beth hielt den Atem an und rang verzweifelt nach Fassung. „W-wirklich?“ Sie versuchte, ihm den Arm zu entziehen.
    Er gab ihren Ellbogen frei, aber nur zögernd, sodass die Berührung noch nachklang. „Ich wusste nicht, ob Sie kommen würden.“
    Sie nahm sich zusammen und drehte sich um. Mit strahlendem Lächeln sah sie zu ihm auf, wobei sie sich allerdings bemühte, ihm nicht direkt in die Augen zu blicken. „N-n-natürlich b...bin ich gekommen. Einer Herausforderung k-k-konnte ich noch nie widerstehen, und das w-wissen Sie g-g-ganz g-g-genau.“
    Er grinste. Dabei sah er fast genauso aus, wie sie es sich vorgestellt hatte - mit einer Ausnahme. Er war etwas ungepflegt, seine Augen glänzten unnatürlich hell, das Haar war zerzaust, er hatte einen leichten Schatten im Gesicht, als ob ...
    Er trug immer noch seine Abendgarderobe.
    „Sie ... Sie sind letzte Nacht nicht nach Hause gegangen!“
    Seine Zähne blitzten strahlend weiß auf. „Aufmerksames Kindchen, wie?“ Die durchzechte Nacht hatte tiefe Linien in sein Gesicht gegraben, sodass seine Augen aussahen, als lägen sie tief in den Höhlen.
    Der freche Kerl besaß nicht einmal den Anstand, so zu tun, als schämte er sich. Beth stemmte die Arme in die Hüften. Ihre nervöse Unruhe wurde hinweggefegt von rechtschaffener Entrüstung. „Mylord!“
    „Christian.“
    „Mylord!“, wiederholte sie entschieden. „Ich weiß gar nicht, warum ich mich hier mit Ihnen treffe.“
    „Ich weiß es.“
    Sie hielt inne, als sie die Gewissheit in seiner Stimme hörte. „Warum?“
    „Weil Sie neugierig sind.“
    „Ja“, sagte sie. „Ja, das stimmt.“ Sie sah ihm direkt in die Augen. „Warum interessieren Sie sich so für meinen Großvater?“
    Betretenes Schweigen breitete sich aus, dann lehnte sich der Viscount mit einer Schulter an die Wand und schob die Hände tief in die Taschen.
    Beth dachte, er würde es abstreiten oder sein Interesse zumindest herabspielen. Sie war gefasst auf Ausflüchte, Schwindeleien und Ausreden.
    Womit sie nicht rechnete, das war, dass er direkt auf ihren Mund blicken und sagen würde: „Ihr Stottern ist ziemlich ungewöhnlich.“
    Sie knirschte mit den Zähnen und ballte die Hand mit der unschuldigen Broschüre zur Faust. Verdammt, sie hatte diese dumme Stotterei schon wieder vergessen! „Ung-g-g-ge-wöhnlich? W-w-wie d-d-das?“
    Amüsiert beobachtete Christian, wie seine Begleiterin rot anlief. „Nun ja, es kommt und geht, und das zu den merkwürdigsten Zeiten.“
    Elizabeth ballte die Fäuste und presste die Lippen zusammen. Offenbar rang sie mit dem Zorn über ihre eigene Vergesslichkeit und dem Unbehagen ob seiner direkten Frage. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, sie so geradeheraus zu beschuldigen, obwohl er am Tag zuvor zu dem Schluss gekommen war, dass ihr Stottern irgendeinem Zweck diente, vermutlich der Abschreckung jener Dummköpfe, die ihr im Park nachgestellt hatten.
    An ihrer Stelle hätte er sogar noch weit Schlimmeres getan, um sie alle loszuwerden.
    Doch als sie ihn so direkt angesehen und gefragt hatte, warum er sich für ihren Großvater interessiere, waren all seine guten Vorsätze vergessen. Eigentlich hatte er nicht gedacht, dass seine Fragen so leicht zu durchschauen waren. Aber vielleicht waren sie das ja auch gar nicht. Vielleicht hatte er es nur mit einer sehr, sehr scharfsinnigen jungen Frau zu tun.
    Er trat vor, sein Arm

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