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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Bibliothek lesen wollte und ... nun ja, dass er die letzten Jahre nicht sehr gesund war.“ Glücklich war er auch nicht gewesen, obwohl er sich bemüht hatte, sich das nicht anmerken zu lassen. Und Charlotte ... Beth erinnerte sich, wie oft ihre Stiefmutter mit rot geweinten Augen zu Tisch gekommen war. Es hatte den Anschein, als wäre Charlotte immer wegen irgendetwas unglücklich, aber vielleicht herrschte zwischen ihrem Vater und ihrer Stiefmutter ja auch irgendeine grundlegende Missstimmung. Das hätte eine Menge erklärt, fand sie jetzt, wo sie darüber nachdachte.
    Einmal hatte sie sogar ihren Großvater danach gefragt. Der hatte erklärt, ihr Vater habe ihre Mutter von ganzem Herzen geliebt und hätte kein zweites Mal heiraten sollen, vor allem nicht so einen Dummkopf wie Charlotte. Beth war bei diesen harten Worten zusammengezuckt, doch insgeheim dachte sie, ihr Großvater könnte vielleicht recht haben. Ihr Vater hatte sich von seiner Einsamkeit verleiten lassen und eine Frau geheiratet, die überhaupt nicht nach Massingale House passte.
    „Ob mit oder ohne Liebe“, erklärte Annie gerade, „für die Ehe spricht so einiges.“
    „Was zum Beispiel?“
    „Die Kinder bekommen einen Namen.“
    „Ich weiß, ich weiß, das ist mir klar. Aber aus welchem Grund sollte man sonst heiraten wollen?“
    Energisch legte Annie die Bürste auf dem Tisch ab. „Sie wissen nicht, warum die Leute heiraten? Na, weil Gott es so vorgesehen hat, natürlich! “
    „Ohne Liebe?“
    „Die Liebe kommt, oder sie kommt eben nicht. Solange man einen guten Mann hat und man selber eine gute Frau ist, wird man schon recht glücklich dabei.“
    Beth wollte diese Antwort nicht ganz gefallen. „Recht glücklich“ zu werden war nicht das, was sie für den Rest ihres Lebens anstrebte. Allerdings wusste sie gar nicht so genau, was sie sich für den Rest ihres Lebens wünschte ... nur dass „recht glücklich“ nicht ausreichte.
    Annie schniefte. „Ich hab oft geheiratet, war aber nur einmal richtig verliebt. In meinen dritten Mann, Oliver Mac-Owen. Das war wahre Liebe.“
    „Der, der beim Schweinehüten gestorben und dann von ihnen gefressen worden ist?“
    „Nein, nein, es war genau anders herum. Nicht die Schweine haben ihn gefressen, er hat eine verdorbene Wurst gegessen, und daran ist er dann gestorben. So kann man doch nicht sterben, ehrlich!“
    „Allerdings nicht.“ Beth fragte sich, wie es wohl wäre, mit Viscount Westerville verheiratet zu sein. Bestimmt wäre ihre Ehe voll Leidenschaft, denn das konnte sie spüren, sobald der Viscount in ihre Nähe kam. Der Viscount empfand es sicher auch. Aber was könnten sie sonst noch teilen? Vielleicht ihren Sinn für Humor, davon hatte sie gestern einige Kostproben serviert bekommen. Aber das wäre dann auch alles.
    Ein weiterer Grund, noch ein Stündchen mit dem Mann zu verbringen, entschied sie. Nur um zu beweisen, dass er nicht zu den Männern gehörte, die man heiraten sollte. Diese verquere Logik brachte sie zum Lächeln, denn wenn sie etwas sicher wusste, dann dass der dunkle, gefährliche Lord Westerville kein Mann zum Heiraten war. Dafür war er übermäßig an ihrem Großvater interessiert.
    Die Uhr schlug die Viertelstunde. Wenn sie zu dem Treffen ging, setzte sie ihren guten Ruf aufs Spiel. Wenn sie nicht ging, würde sie nie herausfinden, ob Westervilles Interesse an ihrem Großvater etwas Gutes oder etwas Schlechtes bedeutete.
    Beth sah zu ihrer Zofe. „Annie, ich glaube, ich gehe heute ins Museum.“
    „Ins Museum? Schon wieder? Sie sind doch erst vor einer Woche gegangen!“
    „Es gibt einen neuen Schaukasten. “
    Annie schüttelte den Kopf. „Mir ist wirklich schleierhaft, was Sie daran finden, sich Sachen anzuschauen, die mal einem Haufen toter Leute gehört haben. Aber Ihnen muss es ja gefallen.“
    „Ich liebe das Museum.“
    „Na, dann nix wie los“, erwiderte Annie und rückte die Fläschchen und Bürsten auf der Frisierkommode zurecht. „Und vergessen Sie nicht zu lächeln.“ Sie schob die Oberlippe vor und tippte sich an die Vorderzähne. „Männern gefällt es, wenn eine Frau schöne Beißerchen hat.“
    „Wer sagt, dass ich mich mit einem Mann treffe? Ich gehe ins Museum, mehr nicht.“ Beth stand auf. „Aber wo wir schon darüber reden: Woher weiß man eigentlich, wenn man verliebt ist?“
    Annie schnaubte, öffnete den Kleiderschrank und holte eine mintfarbene Pelisse heraus. „Puh, Mylady! Das ist kein Kunststück. Wenn man meint, man

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