Viscount und Verfuehrer
sollen. Ich dachte nur ..." Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe mich geirrt.“
„Haben Sie den Kuss nicht genossen?“
Sie warf ihm einen raschen Blick zu. „Doch. Schon. Aber das heißt nicht, dass es auch richtig war.“ Ihre Miene wurde resolut, ihr Lächeln eine Spur angespannt. „Wir dürfen nicht mehr allein miteinander sein. “
„Nie wieder?“
„Nie wieder“, bekräftigte sie und lächelte ihr verflixtes schiefes Lächeln. In ihren Augen leuchtete Entschlossenheit.
Christian wurde ein wenig unruhig. „Elizabeth, ich wollte Sie nicht aufregen. Ich finde Sie hinreißend, und ...“
Sie hob die Hand. „Für heute haben wir genug Spielchen gespielt, finden Sie nicht? Vielen Dank für Ihre Einladung ins Museum. Für mich wird etruskische Kunst nie mehr dasselbe wie früher sein.“
Darüber musste er lächeln, obwohl er gerade das merkwürdige Gefühl hatte, er habe etwas verloren. Etwas unglaublich Wertvolles. „Elizabeth, wir sollten miteinander reden ...“ „Ich muss jetzt wirklich gehen.“
Er tat einen Schritt auf sie zu. „Zehn Minütchen können Sie bestimmt noch bleiben. Wir haben uns noch gar nicht am römischen Fries erfreut.“
Das leichte Lächeln auf ihren Lippen veränderte sich nicht, obwohl ihre Wangen rot anliefen. „Darum geht es nicht.“ Sie rückte das Retikül zurecht, das an ihrem Handgelenk baumelte. „Ich habe Sie gefragt, warum Sie sich so für meinen Großvater interessieren, und Sie haben mit einem Kuss geantwortet, was höchst unpassend war.“
„Das ist im Affekt passiert, ich wusste mir nicht zu helfen“, erwiderte er.
„Ich glaube Ihnen nicht. Dieser Kuss war nichts anderes als ein Versuch, meiner Frage auszuweichen. Und der Beweis dafür, dass ich mit meinen Verdächtigungen recht habe.“ Ihr klarer Blick traf den seinen. „Sie interessieren sich für meinen Großvater, und ich muss annehmen, dass es sich dabei nicht um freundliches Interesse handelt. Wenn Ihre Absichten lauter wären, hätten Sie längst alles erklärt.“
Christian ballte die Fäuste. Verdammt! So hatte er sich das Treffen nicht vorgestellt. „Ich suche nur nach der Wahrheit.“ „Worüber?“ Sie hob die Brauen und wartete.
Christian rang sich ein Lächeln ab und kämpfte gegen den Drang an, ihr alles zu erzählen. Doch er konnte nicht einfach damit herausplatzen, dass er ihren Großvater schlimmer Taten verdächtigte, die zum Tod seiner Mutter geführt hatten. Anscheinend war sie ihrem Großvater sehr zugetan. Und wenn dem so war, würde sie jedes Stückchen Information, das er fallen ließ, sofort nach Massingale House tragen, dort die Türen verriegeln und ihrem Großvater alles sagen.
Christian wollte das Überraschungsmoment nicht freiwillig aufgeben, es stellte eine seiner wenigen Waffen dar.
Ihr Blick wurde misstrauisch. „Ich will die Wahrheit, Westerville. Es ist nicht die Anziehungskraft allein, was Sie dazu bringt, mir nachzustellen, das weiß ich genau.“
„Sie haben den Kuss genossen.“
„Stimmt.“ Sie zog die Handschuhe an, strich dabei ordentlich jeden Finger glatt, bis sie perfekt saßen. „Deswegen werde ich auch sorgfältig darauf achten, dass ich Ihnen nicht mehr allein begegne. Nie wieder.“
„Elizabeth, es besteht keinerlei ...“
„Guten Tag, Lord Westerville. Es liegt auf der Hand, dass Sie nicht Vorhaben, Ihre Absichten offenzulegen. Ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht, aber so ist es nun einmal. Auf eines jedoch können Sie sich verlassen: Ich werde herausbekommen, was Sie im Schilde führen, und ich werde tun, was ich kann, um Sie aufzuhalten.“
Christians Miene verfinsterte sich. Seine gute Laune war wie weggeblasen. „Drohen Sie mir etwa?“
„O nein, Mylord. Das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen.“ Mit diesen knappen Worten, das verdammte Lächeln immer noch auf den Lippen, machte sie auf dem Absatz kehrt und ging hinaus.
Christian wollte ihr schon nacheilen, laute Stimmen im Flur ließen ihn jedoch innehalten.
Zur Hölle mit allem, das Treffen war nicht so verlaufen, wie er sich gewünscht hatte. Ganz und gar nicht. Er kehrte in den Raum zurück, lehnte sich an die Wand und fuhr sich durchs Haar. Sie war der Schlüssel zu Massingale, und nun hatte sie ihn in einem kurzen Gespräch beinahe gezwungen, Farbe zu bekennen.
Was sollte er jetzt nur tun?
Die Tür zum Londoner Stadthaus der Rochesters wurde geöffnet, als Christian die Stufen erklomm.
„Da sind Sie ja, Mylord“, sagte Reeves, nahm Christians
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