Viscount und Verfuehrer
sie sich an ihn schmiegte und ihm die Arme um den Hals schlang.
Leidenschaft wallte in Beth auf, sie war nur noch Gefühl.
Sie begehrte ihn, sehnte sich nach ihm, bettelte darum, ihm nahe zu sein.
Er drehte sich leicht, drängte sie gegen den Schaukasten, sodass sie das Gestell im Rücken spürte, sogar durch die Pelisse hindurch. Beth war sich dessen aber fast nicht bewusst, spürte kaum seine Hände, als er sie an ihrer Seite hinabgleiten ließ zu ihrer Hüfte. Stattdessen fühlte sie Hitze, Hitze an jeder Stelle, die er berührte, und ihre Knie wurden merkwürdig schwach.
Lieber Gott, er küsste sie. Er küsste sie.
Mit einem Schlag kehrte die Vernunft zurück. So hatte sie den Verlauf dieses Treffens nicht geplant. Sie legte Westerville die Hände auf die Brust und bereitete dem Kuss ein Ende, indem sie den Kopf abwandte. Ihr Atem ging stoßweise.
Sie konnte nicht fassen, dass sie sich von ihm hatte küssen lassen. Bebend legte sie die Hände vor die Augen. Es war schierer Wahnsinn. Ein köstlicher, rauer, wilder Wahnsinn, ein Wahnsinn, von dem Beth noch nie gekostet hatte. Wie sie da so in Christians Armen stand und nach Atem rang, die Lippen immer noch feucht, fühlte sie sich ... wunderbar. Unglaublich, unerklärlich wunderbar.
Christian sah auf Beths gesenkten Kopf. Es hatte ihn alle Kraft gekostet, den Kuss zu unterbrechen. Seine Hände ruhten immer noch auf ihr, weil er sie einfach nicht wegziehen konnte. Sie war süß und verführerisch wie eine reife Beere, die ungewöhnlichste Mischung aus Unschuld und Sinnlichkeit, der er je begegnet war. Trotz seiner Absichten musste er zugeben, dass er sich ehrlich von ihr angezogen fühlte. Und das nicht, weil sie ihm eine Gelegenheit bot, die Wahrheit über den Mann herauszubekommen, der für die widerrechtliche Verhaftung seiner Mutter verantwortlich war. Nein, es war mehr. Elizabeth war schön, ungekünstelt sinnlich, intelligent und so furchtbar erpicht darauf, nicht die Kontrolle abzugeben, was in ihm wiederum den Wunsch weckte, selbst die Oberhand zu behalten. Einer so verführerischen Kombination konnte er nicht einfach den Rücken kehren.
Jetzt, da er die Hände immer noch an ihren Hüften liegen hatte, war sie ihm schmerzlich nahe. Dennoch zog er sie nicht an sich. Sie stand mit gesenktem Kopf und hatte die Hände auf die Augen gepresst, wie um die letzten Minuten auszuradieren. Er spürte, wie sie zitterte, sah, wie rasch sich ihre Brust hob und senkte. Offenbar kämpfte sie mit ebenso vielen Gefühlen wie er.
Die Vorstellung gefiel ihm. Wenigstens war sie nicht immun gegen ihn. Im Gegenteil, ihrer leidenschaftlichen Reaktion auf seinen Kuss nach zu urteilen, fühlte sie sich ebenso zu ihm hingezogen wie er zu ihr. Er wartete darauf, dass sie sich bewegte, etwas sagte, aber sie stand nur da und hielt sich die Augen zu. Und ... das Lächeln entglitt ihm. Lieber Himmel, sie weinte doch nicht etwa?
Von all den Küssen, die er im Leben gegeben und empfangen hatte, hatte noch keiner in Tränen geendet. Allerdings hatte er auch noch nie mit einer Frau zu tun gehabt, die so offensichtlich noch unschuldig war. Er beugte sich ein wenig vor, um vielleicht hinter die Hände blicken zu können, doch er sah nichts.
Verdammt, er hatte sie nicht aufregen wollen. Er hatte sie wirklich nur davon abhalten wollen, Fragen zu stellen, die er nicht beantworten konnte.
So ging das nicht. Überhaupt nicht. Vom Flur war eine Stimme zu hören, ein Mann, der zu einem Vortrag über die Komplexität der etruskischen Kunst anhub.
Christian fluchte leise. Er wappnete sich, streckte die Hand zu Elizabeths Kinn aus und hob ihr Gesicht an. Sie ließ die Hände sinken und sah ihn an.
Sie weinte nicht. Im Gegenteil, sie lächelte. Ein weiches, zittriges Lächeln, das ihn nicht nur erleichtert aufatmen ließ, sondern ihn auch sofort veranlasste, sie enger an sich zu ziehen.
Doch davon wollte die schöne Lady Elizabeth nichts wissen. Ruckartig wand sie sich aus seiner Umarmung. „Nein“, sagte sie ziemlich atemlos. „Nicht!“
Er schob die Hände in die Taschen und unterdrückte den Wunsch, sie erneut in die Arme zu nehmen. „Keine Angst.
Ich gehöre nicht zu den Männern, die sich einer Frau aufdrängen, so schön sie auch sein mag.“
„Das habe ich auch nicht angenommen. Mir geht es nicht darum, Ihren Charakter schlechtzumachen, ich bin mir meiner eigenen Charakterstärke nicht ganz sicher. Das alles hätte nicht passieren dürfen. Ich hätte gar nicht herkommen
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