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Viscount und Verfuehrer

Titel: Viscount und Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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länger genießen.“
    Ihr Gesicht wurde weich. „Wie nett von Ihnen.“
    „Mylady, wir sind einfach froh, Sie wieder bei uns zu haben.“ Jameson wies den Lakaien an, den Tee auf eine Bank zu stellen, und scheuchte den Mann danach entschlossen davon. Der Butler machte sich ein letztes Mal am Tablett zu schaffen. „Der Tee ist noch recht heiß, Mylady.“
    Sie lächelte, allerdings drang das Lächeln nicht bis zu ihren Augen vor. „Im Gegensatz zu Großvater mache ich Sie nicht persönlich verantwortlich dafür, wenn der Tee zu heiß oder zu kalt ist.“
    „Vielen Dank, Mylady. Das ist in der Tat eine große Erleichterung. “
    Normalerweise hätte ihr diese trockene Bemerkung ein Lächeln entlockt. Heute konnte sie sich kaum zu einem Nicken aufraffen, bevor sie wieder in Schweigen versank.
    Jameson musste ein Seufzen unterdrücken. Lady Elizabeth war einfach nicht mehr dieselbe, seit sie aus London zurückgekehrt war, verlobt, aber in Ungnade gefallen. Der Gedanke, dass ein bloßer Besuch in London eine solche Wirkung auf eine so vernünftige junge Dame ausüben konnte, war erschreckend. Man munkelte, Lady Elizabeth sei von einem Wüstling bedrängt worden. Jameson hatte die Ankunft des jungen Mannes mitten in der Nacht höchstpersönlich mitbekommen und dazu noch die Strafpredigt gehört, die der Herzog anschließend vom Stapel gelassen hatte.
    Jameson schauderte, wenn er daran dachte, obwohl sich der junge Mann nicht schlecht geschlagen hatte. Als der später die Bibliothek verließ, war er zwar bleich, und in seinen Augen funkelte unterdrückte Wut, doch er war ungebrochen.
    Schade, dass sich die Dinge so entwickelt hatten; alle hatten gehofft, dass Lady Elizabeth einen netten, ruhigen Herrn kennenlernen und sich in ihn verlieben würde. Nach einem Blick in Lady Elizabeths Gesicht fragte Jameson sich allerdings allmählich, ob nicht doch stärkere Gefühle im Spiel waren.
    Natürlich stand es ihm nicht zu, derartige Dinge anzudeuten. Daher beschränkte er sich darauf, seiner Herrin eine Tasse Tee einzugießen und genau so zuzubereiten, wie sie es mochte - mit Sahne und großzügig Zucker.
    Obwohl Jameson es niemals zugegeben hätte, machte er sich Sorgen. Die Dinge in Massingale House standen nicht zum Besten. Seine Gnaden war in letzter Zeit ungewöhnlich ruhig gewesen und verbrachte einen Großteil der Zeit in der Bibliothek am Fenster, wo er in den Garten hinausstarrte. Lady Charlotte blieb noch öfter als sonst auf ihrem Zimmer und wirkte rastloser und unruhiger als zuvor. Doch am schlimmsten war es um Lady Elizabeth bestellt: Sie hatte ihr Lächeln verloren, und Jameson hätte nie im Leben damit gerechnet, dass es einmal so weit kommen konnte.
    Der Butler wartete noch einen Augenblick, wobei er sich angelegentlich damit beschäftigte, die anderen Marmorbänke mit dem Taschentuch abzustauben. Er wünschte, er könnte die richtigen Worte finden, um Lady Elizabeth wissen zu lassen, dass er und die übrigen Dienstboten im Geiste immer bei ihr waren. Aber da ihm keine brillante Eingebung kam, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit freundlichem Lächeln und schwerem Herzen zurückzuziehen. Hoffentlich würde wenigstens der Tee sie ein wenig beleben.
    Beth hörte gar nicht, wie er wegging. Dazu war sie viel zu sehr in Gedanken; sie rang mit den Folgen der größten Dummheit ihres Lebens, wie sie es inzwischen nannte.
    Nachdem er die Neuigkeit verkündet hatte, dass Beth nun verlobt war und heiraten sollte, hatte ihr Großvater befunden, es sei an der Zeit, dass sie nach Hause fuhr - nach Massingale House. Beth war erleichtert, zurückkehren zu können, obwohl es sie ärgerte, dass Westerville keine Einwände erhob. Er hatte sich nur über ihre Hand gebeugt und gesagt, er werde sie ja bald sehen.
    Das lag nun drei Tage zurück, und seither hatte sie von diesem Schurken nicht mal eine einzige Zeile erhalten. Zum Teufel mit dem Kerl, das war doch die Einladung, auf die er gewartet hatte, der Zutritt zu Massingale House. Eigentlich hatte Beth erwartet, dass Westerville gleich am nächsten Morgen auf der Schwelle stehen würde.
    Doch der Tag war vergangen, ohne dass er sich meldete. Dann der nächste. Und noch einer. Allmählich fragte sie sich, ob irgendetwas nicht in Ordnung war.
    Sie hob die Hand zu einer Rose, die in der Brise schaukelte. Die samtenen Blütenblätter wärmten ihr die Finger; in der Luft lag schwerer Rosenduft. Sie atmete tief durch und versuchte ihren inneren Aufruhr zu beruhigen. Es war

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