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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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auf die Augen des Ungeheuers zu. Es kam ihr so vor, als würden die Schatten der Vergessenen mit jedem ihrer Schritte zurückweichen und kleiner werden. »Ich lasse Erik nicht im Stich«, sagte sie und blieb stehen. »Er hat mir das Leben gerettet. Wenn er sich nicht vor mich gestellt hätte, hätte der Pfeil mich getroffen und nicht ihn. Außerdem macht mir das, was ihr mir gezeigt habt, keine Angst. Im Gegenteil. Eigentlich wünsche ich es mir sogar. Aber das könnt ihr nicht verstehen.«
    Die Augen des Ungeheuers zerbarsten wieder in tausend glühende Funken, doch diesmal fügten sie sich nicht wieder zusammen. Im selben Moment traten unzählige durchscheinende Schatten aus dem Dunkel und zerstoben in alle Richtungen, verwachsene, hässliche Gestalten, mit Narben übersäte Gesichter, Reptilien mit Fledermausflügeln, Spinnen, Schlangen – Kreaturen, wie Jana sie noch nie gesehen hatte.
    Dieses Durcheinander dauerte nur Sekunden. Die Gestalten verflüchtigten sich sofort wieder und dann waren auf einmal nur noch die winzigen Smaragdpünktchen zu sehen, die im ganzen Raum umherschwebten. »Erik hat sein Leben für dich riskiert?«, flüsterte ein schwaches Stimmchen.
    Jana nickte. »Er wollte sich für mich opfern. Und jetzt bin ich bereit, mich für ihn zu opfern.«
    Es trat langes Schweigen ein, dicht wie flüssiges Quecksilber. »Dann nützt er uns nichts«, murmelte dieselbe kindliche Stimme. »Er hat seine Wünsche geopfert… Er ist keine Nahrung mehr für uns.«
    Ein feuchter, salziger Wind erhob sich in der Mitte des Zimmers, er zog und zerrte an den durchscheinenden Gestalten, die sich in den Ecken duckten, und sog sie in sich ein. Im Handumdrehen hatte das Ungeheuer sich in einen peitschenden Wirbel verwandelt, der zum Fenster raste und es passierte, ohne die Scheiben zu zerbrechen. Wie das Pferd in meinem Traum, dachte Jana schaudernd. Ihre Augen suchten die dunklen Ecken des Raums ab, aber dort war nichts mehr. Die Vergessenen waren verschwunden.
    Erschöpft ließ sie sich dort, wo sie stand, auf den Boden sinken. Furchtbare Kopfschmerzen hämmerten hinter ihren Schläfen, nicht länger in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, krümmte sie sich zusammen und legte sich schützend die Hände vors Gesicht. Formlose Schatten zogen vor ihren geschlossenen Augen vorbei.
    Ohne es zu merken, schlief sie ein.
    Ein Sonnenstrahl kitzelte sie im Gesicht und weckte sie auf. Als sie sich aufsetzte, tat ihr alles weh. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihr einfiel, was passiert war. Sofort sprang sie auf und trat an Eriks Bett.
    Lächelnd sah der Kranke ihr entgegen, den Kopf auf einen Berg Kissen gebettet. Vom anderen Ende des Raums rief David vergnügt: »Was hast du denn da auf dem Boden gemacht? Ich hab mich nicht getraut, dich zu wecken, du hast so erschöpft ausgesehen… Hast du schon gemerkt, was passiert ist? Unser Patient ist von den Toten auferstanden!«
    Den Blick unverwandt auf Erik gerichtet, ließ Jana sich aufs Fußende des Bettes sinken. »Dein Vater hat sein Leben für dich gegeben.« Sie musste schlucken.
    Eriks Lächeln erlosch, aber der Blick seiner Augen veränderte sich nicht. »Ich weiß, David hat es mir gerade erzählt. Wie es aussieht, muss ich mich wohl bei euch bedanken…«
    »Eigentlich hat David alles alleine gemacht. Ich war nur hier.«
    Eriks wunderbar helle Augen leuchteten auf. Jana fand ihn anziehender denn je.
    »Das stimmt nicht«, sagte er. »Du hast viel mehr getan, als nur hier zu sein. Du hast heute Nacht die Vergessenen verscheucht. Ich konnte nicht reden und mich nicht bewegen, aber ich war wach. Du hast mir das Leben gerettet, Jana.«
    »Nein, nicht ich«, widersprach Jana mit einem traurigen Lächeln. »Du hast dich selbst gerettet … Du hast dich für mich geopfert und diese Dämonen wollen keine geopferte Seele.«
    Kapitel 4
    Erik erholte sich schnell. Schon wenige Tage später konnte er zum ersten Mal aufstehen und bald darauf sogar kurze Spaziergänge durch die Flure der Festung machen. Dabei begleitete Jana ihn oft, auch wenn die unnatürliche, bedrückende Stille im Hauptquartier der Drakul sie beunruhigte. Die Genesung von Obers Nachfolger hatte die Gemüter innerhalb des Klans weitgehend beruhigt, aber die Erinnerung an die Attacke der Wächter und an Obers Tod waren noch zu frisch. Jana entgingen die misstrauischen Blicke nicht, die die Priester ihr in den Gängen zuwarfen, wenn sie sich begegneten. Die meisten mieden den Blick der jungen Agmar und

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