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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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waren wir. Wir haben Aranox für ihn geschmiedet, wir haben ihm mit unserer Macht geholfen, nicht dasselbe Schicksal zu erleiden wie wir. Dafür hat er sich verpflichtet, uns mit den Seelen all seiner Nachkommen zu füttern. Das ist das Einzige, was uns in diesen Tagen der Dunkelheit noch aufrechterhält, kleines Lebewesen… Die Wünsche und Begierden der anderen. Sie sterben nicht mit dem Körper, sondern bleiben bis in alle Ewigkeit lebendig. Wir verschlingen sie, während der Rest der Seele zugrunde geht. Nur so wird unser Leiden gelindert.«
    Plötzlich wechselten die Augen der Vergessenen den Ort. Jetzt glühten sie direkt unter der Decke. Einen Moment lang glaubte Jana, die Silhouette eines riesigen Raubvogels wahrzunehmen.
    »Aber Erik könnt ihr nicht mitnehmen!« Entschieden sah sie zu den beiden grünen Punkten hinauf. »Er ist noch nicht tot, ihr könnt nichts mit ihm anfangen. Er wird leben. Ihr müsst schon warten, bis seine Stunde geschlagen hat.«
    Wie eine Lawine aus Scherben brach das vielstimmige Gelächter der Vergessenen von den Wänden herab. »Was weißt du schon!« Die Stimme klang zornig. »Wir riechen den Tod, wir haben uns in ihm eingenistet wie Larven. Der Tod ist hier, in diesem Raum, merkst du das nicht?«
    Jana warf einen schnellen Blick auf ihren Bruder, der noch immer im Sessel schlief. Sie fühlte sich so ruhig wie schon lange nicht mehr. Nach der Anspannung der letzten Tage war sie seltsam erleichtert, es jetzt endlich mit einem konkreten Gegner zu tun zu haben, auch wenn er so bedrohlich war wie die Vergessenen.
    »Aber ich lasse nicht zu, dass ihr Erik mitnehmt«, sagte sie gleichmütig. »Er muss am Leben bleiben. Er weiß etwas, das für meinen Klan extrem wichtig ist. Oder vielmehr für alle Klane. Lasst Erik am Leben, damit er es mir erzählen kann. Dann werdet ihr viele zukünftige Drakul-Generationen haben, von deren Wünschen ihr euch ernähren könnt. Wenn ihr ihn jetzt umbringt, ist er vielleicht euer letztes Opfer. Die Wächter werden bald zuschlagen, sie wollen die Medu ausrotten. Nur Erik kann das verhindern. Es ist eure Entscheidung!«
    Janas Äußerung wurde mit einer Mischung aus Protest, Knurren und Getuschel aufgenommen. Die Augen des Ungeheuers zerbarsten in tausend grün leuchtende Funken, winzig wie Glühwürmchen, fügten sich jedoch sofort wieder zusammen. »Du bist dumm«, sagten die Vergessenen nun mit einer einzigen Stimme. »Ich brauche dich nur anzusehen, um zu wissen, was dich erwartet, wenn Obers Sohn überlebt… Willst du einen Blick in deine Zukunft werfen? Dann schau uns an, schau uns genau an…«
    Jana starrte auf die monströse Kreatur. Die leuchtenden Augen wurden immer größer, bis sie zu einer riesigen wabernden Blase verschmolzen, in der ein durchscheinendes Bild schwebte, das Jana zunächst nicht einordnen konnte. Als sie die beiden Personen darauf endlich erkannte, bekam sie weiche Knie. Einer der beiden saß auf einem seltsamen Thron. Es war Alex, auch wenn sie ihn fast nicht wiedererkannte. Brust und Arme waren nackt und jeder Millimeter seiner Haut war mit Tattoos bedeckt, sogar das Gesicht. Die andere Person war sie selbst… Jana sah zu, wie sie ganz langsam auf den Thron zuging, bis sie direkt vor Alex stand. Wie in Zeitlupe hob sie die Arme und legte sie um Alex’ reglosen, bläulich schimmernden Körper. Schon bei der ersten Berührung brannte sie lichterloh. Sekunden später war nicht mehr als ein Häufchen grauer Asche von ihr übrig.
    Die grüne Blase schrumpfte wieder und teilte sich in zwei Leuchtpunkte, die durch die Dunkelheit schwebten wie die Augen eines Raubvogels. Schließlich kamen sie dicht unter der Kuppel zur Ruhe. Es war nicht zu erkennen, wohin sie ihren Blick richteten. »Wenn Erik nicht stirbt, wirst du sterben«, sagten die Vergessenen. »Du hast es gesehen.«
    Ihre Worte brachen sich an den Zimmerwänden. Jana war vor Erschöpfung auf die Knie gesunken. Unendliche Traurigkeit erfüllte sie, aber noch immer hatte sie keine Angst. »Warum sollte ich euch glauben?«, fragte sie lächelnd.
    Wieder schallte das dutzendfache Gelächter von den Wänden. »Du weißt, dass wir dir die Wahrheit gesagt haben. Eigentlich ist es uns auch egal, was du glaubst. Irgendwann nehmen wir ihn mit, so oder so. Aber deine schwache Magie stört uns, sie kostet uns zu viel Zeit. Du solltest lieber verschwinden, solange du es noch kannst.«
    Mühsam stand Jana auf. Sie sammelte noch einmal all ihre Kraft in sich und ging entschlossen

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