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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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ihn im richtigen Moment opfern konntest wie eine Schachfigur. Und seien wir mal ehrlich: Genau das hast du getan! Du hast ihn als Köder benutzt, um die Wächter anzulocken.«
    Jana winkte ungeduldig ab. »Nein, so war es nicht. Okay – ich wusste, dass Ober sehr an ihm interessiert war, und ich wollte auch unbedingt rauskriegen, warum. Was sah er in Alex, dass er ihn sogar von seinem eigenen Sohn überwachen ließ? Aber ich habe bei alldem nie wirklich geglaubt, er könnte der Letzte sein, schon gar nicht nach der Sache mit dem Tattoo. Doch dann, als er aus dem Labyrinth zurückkam, da hat sich alles verändert. Schlagartig war mir klar, dass er ein Wächter sein musste… Ich musste sofort handeln. Und weißt du, was? In diesem Moment ging es mir nur darum, ihn zu retten.«
    David schnalzte spöttisch mit der Zunge. »Am Ende hast du dich in deine eigene Schachfigur verliebt, Schwesterchen. Wie süß…«
    Jana drehte sich von ihm weg. Sie starrte durch das Fenster, das die Ghuls am Tag nach Obers Tod repariert hatten, in den grauen Himmel. »Ich habe mich gleich am Anfang in ihn verliebt.« Die Worte waren kaum zu hören, so leise kamen sie aus ihrem Mund. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie es mir in seiner Nähe ging. Es hat mich alle Kraft gekostet, ihn nicht zu berühren, und sei es nur für einen winzigen Moment… Es war wie ein Feuer, das mich innerlich verbrannt hat.«
    Davids Grinsen war erloschen. Entgeistert sah er seine Schwester an. »Hast du ihm das gesagt?«
    Jana ließ sich in einen alten Sessel fallen und begrub das Gesicht in den Händen. »Nein«, stieß sie mit tränenerstickter Stimme hervor. »Ich dachte, wenn ich es ihm sage, macht es alles nur noch schlimmer. Ich musste doch an meinen Klan denken. Unseren Klan… Und daran, was Mama gewollt hätte.«
    »Hm.« David klang nachdenklich, als versuche er, Janas Gefühle nachzuvollziehen. »Du warst verliebt, wolltest ihn aber trotzdem benutzen. Hab ich recht?«
    Jana antwortete nicht, sie hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und schluchzte.
    »Na komm, mach dich nicht fertig deswegen.« David versuchte, sie zu beruhigen. »Du hattest doch gar keine Wahl. Wir Medu sind nicht für die Liebe gemacht. Du hast nur deine Pflicht getan.«
    Jana blickte mit tränenüberströmtem Gesicht zu ihrem Bruder auf. In ihren Augen lag kein Zorn mehr, da war nur noch unendliche Verzweiflung. »›Wir Medu sind nicht für die Liebe gemacht‹… Na toll! Wozu denn dann? Vielleicht haben die Wächter recht und wir sind wirklich nicht mehr als hohle Schatten… Wir wollen um jeden Preis überleben, aber wenn es stimmt, was du sagst, glaube ich nicht, dass es sich lohnt.«
    »Jetzt übertreib mal nicht, Jana. Die Menschen sind auch nicht besser als wir. Im Grunde ähneln wir uns sogar ziemlich, mit dem einzigen Unterschied, dass wir ein bisschen mehr Macht haben. So wollten es unsere Vorfahren.«
    Jana wischte sich über die Stirn und stand auf. Sie trat an Eriks Bett und blickte in das reglose Gesicht des Kranken. Die Erschöpfung der letzten Tage war ihr nun deutlich anzusehen.
    »Leg dich mal ein bisschen hin. Es war eine harte Zeit, aber wir müssen nach vorn schauen. Wer weiß, vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass Alex der Letzte ist. Vielleicht retten uns seine Gefühle für dich ja sogar… wer weiß, was kommt. Ich hoffe bloß, er ist nicht nachtragend!«
    »Er ist nicht nachtragend«, sagte Jana mit leiser Stimme. »Und Erik auch nicht. Beide haben etwas Besseres verdient als diesen verdammten Krieg. Wenn ich ihn nur irgendwie verhindern könnte.«
    Während David das Feuer im Kamin schürte, zog sie ihr Kleid aus, schlüpfte in einen der Schlafsäcke, die Harold für sie hatte bringen lassen, und wälzte sich auf der weichen Matratze hin und her, bis sie bequem lag. Dann schloss sie die Augen und dachte an Alex, an den ersten Abend, an dem sie sich geküsst hatten. Beinahe konnte sie noch einmal die Wärme seines Körpers spüren, die tiefe Zärtlichkeit, mit der seine blauen Augen ihr Gesicht erforscht hatten.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie sich, ein ganz gewöhnliches Mädchen zu sein, sich keine Gedanken um Magie oder Macht oder ihre Pflichten dem Klan gegenüber machen zu müssen, sondern einfach mit dem Jungen zusammen sein zu können, in den sie verliebt war, ihn berühren und seine Nähe genießen zu können…
    Aber all das durfte sie nicht. Sie hatte Alex verloren, für immer. Er war inzwischen zu dem geworden, was

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