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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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grüßten nicht zurück, selbst dann nicht, wenn sie dafür von Erik getadelt wurden.
    Auch David blieb in der Festung, verließ aber die Räume, die Erik ihm hatte herrichten lassen, so gut wie nie. Die Nachrichten von draußen wurden immer konfuser und widersprüchlicher. Zwar schienen die Spannungen zwischen den Klanen abzuflauen, doch zugleich munkelte man, Pertinax sei tot und Lenya, die Anführerin der Albos, verschwunden. Der große Nutznießer dieser Situation war offenbar Glaukos, der mithilfe der Ghuls Tag um Tag an Terrain gewann… Doch am meisten beunruhigte die Drakul die Tatsache, dass ein neuer Angriff der Wächter unmittelbar bevorzustehen schien. Mittlerweile zweifelte niemand mehr daran, dass Alex der Letzte war und sich den Wächtern angeschlossen hatte, um die entscheidende Schlacht gegen die Medu vorzubereiten. Niemand wusste, wann und wo sie stattfinden würde, aber den Drakul war klar, dass sie jederzeit gewappnet sein mussten.
    Erik war in dieser Situation keine große Hilfe: Wenn die militärischen Anführer ihn um Anweisungen baten, antwortete er jedes Mal, sie sollten tun, was immer sie für erforderlich hielten. Er unternahm nichts, um die Kriegsvorbereitungen zu verhindern, beteiligte sich allerdings auch nicht daran. Jana nahm diese Haltung neugierig zur Kenntnis, hatte aber beschlossen, keine Fragen zu stellen, solange Erik noch so schwach war.
    Doch Erik spürte, dass die Geschwister insgeheim darauf drängten, mit ihm zu reden. David hatte angedeutet, dass Ober ihnen vor seinem Tod Informationen versprochen hatte – und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, war ihm klar, dass er früher oder später sein Wissen mit den Agmar und speziell mit Jana würde teilen müssen.
    Daher ergriff er eines Nachmittags selbst die Initiative und bestellte Jana in Obers Privatgarten in einem der Innenhöfe der Festung.
    Als sie den Garten betrat, blieb Jana überrascht stehen. Staunend betrachtete sie die zart blühenden Obstbäume, die prachtvollen Kletterrosen und die drei in der Mitte aufgereihten Springbrunnen. »Ich wusste gar nicht, dass die Festung auch einen Garten hat.« Sie schlenderte auf Erik zu, der auf einer Steinbank an einem kleinen Teich wartete. »Er ist wunderschön…«
    »Ich hätte ihn dir schon viel früher zeigen sollen«, entschuldigte sich Erik. »Du bist schon so lange in der Festung, hier kannst du wenigstens mal frische Luft schnappen.«
    »Mir ist in der Tat noch nicht ganz klar, ob ich eigentlich deine Gefangene oder dein Gast bin.« Jana schlug einen leichten Ton an, auch wenn sich in ihren Augen eine gewisse Beklemmung spiegelte.
    Sie trug ein helles, in der Taille eng anliegendes Kleid mit einem glockenförmigen Rock, der bis zu den Knien ging. Ein Ghul hatte es ihr am Vorabend zusammen mit einigen anderen Kleidungsstücken in Eriks Namen überbracht.
    Erik griff nach ihrer Hand und streichelte sie sanft. »Du wirst nie meine Gefangene sein. Erst recht nicht nach allem, was geschehen ist.«
    »Aber David und ich haben deinen Vater getötet. Auch wenn er es selbst so gewollt hat.«
    Erik nickte. »Deswegen müsst ihr euch keine Sorgen machen. Unsere Priester haben von meinem Vater klare Anweisungen bekommen. Sie trauen euch zwar nicht über den Weg, aber sie werden es nicht wagen, euch auch nur ein Haar zu krümmen.«
    Jana drehte den Kopf zur Seite. Sie schloss kurz die Augen. »Ehrlich gesagt hat es mich ziemlich überrascht, dass Ober sein Versprechen gehalten hat. Ich meine, nach dem, was ich getan habe, hätte er uns Agmar doch sicher am liebsten nacheinander abgeschlachtet.«
    Erik runzelte die Stirn. »Nein«, sagte er. »Er wusste, dass wir euch brauchen. Deshalb hat er dafür gesorgt, dass euch nichts geschieht. Für meinen Vater stand sein Klan an erster Stelle.«
    »Er hat sein Leben für dich gegeben.«
    »Ja, das stimmt. Und ich hätte nie gedacht, dass er so etwas fertigbringen würde. Er muss felsenfest überzeugt gewesen sein, dass es das Beste für die Drakul ist.«
    In seiner Stimme schwangen Wut und Traurigkeit mit. Jedes Mal wenn Obers Opfer zur Sprache kam, verfinsterte sich Eriks Gesicht. Jana konnte seine Gefühle in diesem Moment ziemlich genau nachempfinden, schließlich hatte sie selbst erlebt, wie es war, die Eltern zu verlieren. Sie wusste, dass Erik noch lange brauchen würde, bis er diesen Verlust verarbeitet hatte.
    »Ganz egal, was seine Gründe waren: Ich bin dankbar, dass Ober sich so entschieden hat«, sagte sie und blickte Erik in

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