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Vision - das Zeichen der Liebenden

Vision - das Zeichen der Liebenden

Titel: Vision - das Zeichen der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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ein Medu am meisten fürchtete. Wenn sie sich wiedersahen, würde er sie vernichten.
    In diesem Moment wurde ihr bewusst, dass sie ihn mehr denn je liebte und begehrte, trotz allem, was geschehen war. Wenn ihre Magie doch nur stark genug wäre, um alle Barrieren zwischen ihnen zu überwinden!
    Allerdings waren da nicht nur die Barrieren, die die Magie ihnen aufzwang. Die unüberwindlichste von allen hatte sie mit ihren Lügen vielleicht selbst errichtet. Und dann gab es da auch noch Erik, der sein Leben für sie riskiert hatte. Wenn er überlebte, würde sie ihn für dieses Opfer irgendwie entschädigen müssen.
    Über all diesen verzweifelten Gedanken schlief sie schließlich ein.
    — * —
    Sie erwachte mit einem Ruck. Auf ihrer Stirn stand kalter Schweiß und ihr Rücken fühlte sich eisig an. Sie hatte geträumt, sie schwimme in einem Fluss und sei in einen schwindelerregenden Strudel geraten. Dieser hatte sich in ihrem Traum auf einmal in ein Pferd aus peitschender Gischt verwandelt, das sie verfolgte, während sie um ihr Leben schwamm. Kurz bevor das Pferd sie einholte, schreckte sie hoch. Sogar noch mit offenen Augen rauschte das bedrohliche Gurgeln des Wassers in ihren Ohren.
    Mechanisch öffnete sie den Reißverschluss des Schlafsacks und stand auf, tappte zu ihrem Rucksack hinüber, wobei sie die Arme um ihren Oberkörper schlang, um sich vor der Kälte zu schützen. Trotzdem bekam sie eine Gänsehaut. Rasch wühlte sie in der Tüte, die David ihr von zu Hause mitgebracht hatte, bis sie eine Jeans und ein T-Shirt fand. Hastig zog sie sich an, doch die eisige Kälte wollte immer noch nicht weichen. Janas Augen schweiften zum Kamin, wo das lebhafte Feuer, das sie David hatte schüren sehen, inzwischen zu einer spärlich glimmenden Glut zusammengesunken war, und erst da merkte sie, dass noch jemand im Raum war. Die Lampen waren dunkel, die Luft wirkte abgestanden und feuchtkalt und über allem lag ein schwacher Wachsgeruch.
    Jana erstarrte. David war am Kopfende von Eriks Bett eingeschlafen, seine Atemzüge klangen ruhig und friedlich, ganz anders als das gedämpfte Röcheln des Kranken. Aber da war noch ein anderes Geräusch… Ein animalisches Keuchen, das aus allen Ecken gleichzeitig zu kommen schien, als lauere eine Legion kleiner erschrockener Tierchen in der Dunkelheit.
    Sie zwang sich, zum Fenster zu gehen, durch das das Sternenlicht schwach hereinschien. Aus den Augenwinkeln spähte sie in die dunklen Ecken des Raumes, konnte jedoch nichts entdecken. »Ich weiß, dass du da bist«, sagte sie mit einer Gelassenheit, von der sie selbst überrascht war. »Komm raus, wir müssen reden.«
    Augenblicklich ballten sich die dunklen Schatten zu einer kompakten Masse zusammen. In der Mitte der unförmigen Erscheinung, die sich zwischen Eriks Bett und der Tür duckte, funkelten kristallklar zwei smaragdgrüne Augen. »Ich will ihn holen.« Es waren mehrere Stimmen, die wie ein unsauber sprechender Chor im Gewölbe des Raums widerhallten.
    Jana drehte sich um die eigene Achse, sah jedoch nur das eine Wesen, das sie im Schutz seines eigenen Schattens anstarrte. »Wie viele seid ihr?«
    Wildes Gelächter brach sich an den Wänden und zerbarst in Tausende von leeren Echos. »Wie viele wir sind? Viele, sehr viele… Wir haben den Überblick verloren«, erwiderten die Stimmen um sie herum. »Arawn hat uns dazu verdammt, in einem einzigen Körper zu leben und dasselbe Los zu teilen. Man nennt uns die Vergessenen. Früher hätten wir ein ganzes Land bevölkern können. Aber jetzt müssen wir uns mit zwei Augen für alle begnügen.«
    »Die Vergessenen«, wiederholte Jana, hypnotisiert von den vielen verschiedenen Timbres, aus denen sich diese seltsame Stimme zusammensetzte. »Ich erinnere mich, dass meine Mutter euch erwähnt hat. Ihr wart… ihr wart…«
    »Wir waren das, war ihr jetzt seid«, wisperte die Stimme, wobei sie am Ende des Satzes in mehrere dissonante Töne ausfranste. »Wir waren die ältesten Klane, die Herren der Worte. Wir hatten das Schicksal der Menschen in der Hand. Nichts in ihrer Welt geschah ohne unser Zutun.«
    Die Stimme zerbarst in Myriaden von Einzelstimmen, die in den verschiedensten Sprachen auf Jana einredeten, wirr durcheinander, aber doch harmonisch. Die Smaragdaugen blieben starr, funkelnd wie zwei schöne, aber leblose Steine.
    »Dann hat nicht Ardrach Drakuls Schwert geschmiedet, sondern ihr?« Jana sprach laut, um sich in dem gruseligen Geflüster Gehör zu verschaffen.
    »Ja, das

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