Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund
schlafen, und einer auf den beiden Sitzen vorn.«
»Ich gehe nach vorn«, sagte Lewis. »Es sei denn, jemand will mit mir hinten …«Er blickte Anna und Kait hoffnungsvoll an.
»Die Mädchen können hinten schlafen«, sagte Rob.
Anna schmunzelte. »Oh nein … ich glaube, du und Kaitlyn, ihr geht nach hinten. Ich nehme die andere Bank. «
»Und ich schlafe draußen«, sagte Gabriel kurz angebunden. Er langte von vorne in den Kofferraum und schnappte sich aus dem Haufen einen Schlafsack.
Gabriel sandte spitze Dolche und Glasscherben durch das Netz, das konnte Kait spüren. Sie und Rob
hatten noch nichts zur Bettenverteilung gesagt, obwohl Kait wusste, dass es Rob recht sein würde. Sie wollte gern nahe bei Rob schlafen. Das gab ihr Sicherheit. Und sie wusste, dass Rob sie bei sich haben wollte, denn dann brauchte er sich keine Sorgen um sie zu machen.
»Es ist einfach praktisch so«, begann sie, doch Gabriel brachte sie mit einem einzigen Blick zum Schweigen. Er sah in der schwachen Innenbeleuchtung des Autos blass und angespannt aus.
»Also, ich glaube, es ist keine gute Idee, draußen zu schlafen«, sagte Rob vorsichtig. Gabriel bedachte ihn mit demselben eisigen Blick.
»Ich kann ganz gut selbst auf mich aufpassen«, zischte er und bleckte die Zähne.
Dann war er weg. Kaitlyn half Rob mechanisch, die Decken auszubreiten, und versuchte, ihre Gedanken vor den anderen zu verbergen. Noch immer hatte sie nicht die Chance gehabt, unter vier Augen mit Gabriel zu sprechen. Sie würde eine Gelegenheit herbeiführen müssen, und zwar bald.
Im Van war es ein bisschen stickig. So ähnlich schlief man wahrscheinlich im Liegewagen der Bahn, überlegte Kaitlyn. Aber es machte ihr eigentlich nichts aus, sich mit Rob auf eine Bank zu quetschen. Er war kuschelig und warm. Angenehm und verlässlich.
Zum ersten Mal waren sie unter sich, doch Kaitlyn
war so müde, dass ihre bleischweren Augenlider sofort zufielen. Wenn Rob sie berührte, sprühten jetzt keine goldenen Funken, sondern es breitete sich ein warmes Licht aus, das ihr Zuversicht einflößte.
»Ich liebe dich«, murmelte sie schläfrig, und sie küssten sich. Ein herrlicher Kuss. Sie kuschelte sich an ihn.
Ich liebe dich, antwortete Rob. In seinen Gedanken war der ganze Rob vorhanden, mit all seinen Eigenschaften. Er war warm wie das Sonnenlicht, barg Kraft und Stärke in sich wie ein Löwe, der sich in der Savanne sonnte. Rob konnte ganz schön stur sein, doch andere Menschen waren ihm viel zu wichtig, als dass er sich davon hätte leiten lassen.
Und es war ihm egal, ob jemand hörte, dass er sie liebte. Hätte er es ihr zugeflüstert, so wäre der Satz privater gewesen als die Mitteilung über das Netz. Kaitlyn spürte nachsichtige Belustigung, gepaart mit ein wenig Neid von Lewis’ Seite und friedliche Zustimmung von Anna, nur von Gabriel erreichte sie eine Welle kalter Ablehnung. Bitterkeit. Wut, die ihr Angst machte.
Er fühlt sich betrogen, dachte sie, während sie sich noch enger an Rob schmiegte. Dabei habe ich ihn nie ermuntert …
Wir müssen herausfinden, wie wir diese Verbindung kappen können, sagte Rob steif. Es kann ja ganz praktisch
sein, aber wenn andere deine Gedanken mitbekommen, obwohl du es nicht willst …
»Rob, ärgere ihn nicht«, flüsterte Kait. Rob schickte seine Gedanken laut und vernehmlich hinaus, und Gabriel wurde mit jeder Sekunde wütender. Die beiden waren wie Feuerstein und Eisen, sie fachten den Zorn des anderen bei jeder Gelegenheit an.
Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir das wieder loswerden müssen, kam es von draußen. Und ich kenne zumindest eine sichere Methode.
Klar, einer von ihnen musste sterben. So weit war es also gekommen, dass Gabriel sie wieder mal bedrohte. Er schien sie alle zu hassen.
»Hör auf damit«, flüsterte Kaitlyn, ehe Rob antworten konnte. »Oh, bitte, Rob, hör einfach auf. Ich bin so müde. «
Zu ihrer eigenen Überraschung war sie den Tränen nahe.
Rob gab sofort nach und drehte Gabriel mental den Rücken zu. Wir finden eine Methode, wie wir das loswerden, eine andere, versprach er Kaitlyn. Die Leute in dem weißen Haus werden uns helfen. Und wenn nicht, finde ich es allein heraus.
»Ja«, murmelte Kaitlyn und schloss die Augen. Rob hielt sie fest, und sie glaubte ihm, wie sie ihm von Anfang an geglaubt hatte. Sie konnte nicht anders. Rob gab ihr einfach die Sicherheit.
»Schlaf, Kait«, flüsterte er, und Kaitlyn ließ sich furchtlos in die Dunkelheit sinken.
Solange du bei
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