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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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machte. »Ich hätte dich umbringen können«, wiederholte er nachdrücklich.
    »Hast du aber nicht. Mir geht es gut.« Das Schwindelgefühl war vorüber, hatte sich vielleicht nie richtig eingestellt. Sie sah Gabriel an. Seine Augen schimmerten im Mondlicht so schwarz wie sein Haar, und das blasse Gesicht war fast übernatürlich schön. »Ich habe auch übernatürliche Kräfte, also besitze ich mehr Energie als normale Menschen. Offenbar kann ich etwas davon abgeben.«
    »Trotzdem war es ein Risiko. Wenn du mich berührst, besteht die Gefahr, dass ich mir mehr nehme. «
    »Aber dir geht es jetzt wieder gut. Das hast du selbst gesagt, und ich kann es auch spüren. Du brauchst nicht mehr.«
    Es folgte eine kurze Pause, und Gabriel senkte den Blick. Dann sagte er, zögernd, fast widerwillig: »Und – ich bin dir dankbar. « Es kam hölzern, als hätte er nicht viel Übung im Bedanken, doch als er sie wieder ansah, war klar, dass er es ernst meinte. Sie spürte auch die kindlich erstaunte Dankbarkeit, die überhaupt nicht zu den scharf geschnittenen Zügen und dem grimmigen Mund passte.
    Kait hatte einen Kloß im Hals. So unbewegt wie möglich sagte sie: »Gabriel, war es der Kristall?«
    »Was?« Er sah in die andere Richtung, gerade so,
als habe er bemerkt, dass er zu viel von sich preisgegeben hatte.
    »Vorher warst du anders. Du hast keine zusätzliche Energie gebraucht. Das ist erst so, seit Mr. Zetes dich mit dem Kristall in Berührung gebracht hat. Jetzt hast du ein Mal auf der Stirn, und du hast dich …«
    »… in einen Vampir verwandelt, der sich von menschlicher Energie ernährt.« Gabriel lachte kurz. »Das haben die im Forschungszentrum von Durham behauptet. Aber sie wussten ja noch gar nicht, was passieren würde, stimmt’s? Wer kennt schon die ganze Wahrheit?«
    »Aber das meinte ich nicht. Ich wollte sagen, dass du dich verändert hast. Mir ist das schon vor heute Abend aufgefallen. Ich glaube, dass du … mächtiger geworden bist. Du kannst außerhalb des Netzes mentale Verbindungen herstellen. Vorher ging das nicht. «
    Gabriel rieb sich geistesabwesend die Stirn. »Wahrscheinlich war es der Kristall«, sagte er. »Wer weiß, vielleicht ist er dafür auch gedacht. Vielleicht wollte Mr. Zetes genau das – dass wir alle Sklaven unseres Hungers nach Lebensenergie werden.«
    Diese Vorstellung raubte Kaitlyn den Atem. Sie hatte angenommen, es sei ein Nebeneffekt gewesen, der zufällig eingetreten war, weil der Kristall zu viel von Gabriels Energie verbraucht hatte. Doch die
Vorstellung, dass jemand so etwas absichtlich, gezielt tat …
    »Das ist widerlich, nicht wahr?«, sagte Gabriel. »Was aus mir geworden ist, ist widerlich. Und ich fürchte, es ist dauerhaft, oder zumindest wüsste ich nicht, warum es nicht so sein sollte.«
    Er hatte ihr Entsetzen gesehen, und es verletzte ihn. Kait suchte verzweifelt nach etwas, womit sie ihn trösten konnte, und entschied sich für forsche Normalität.
    »Tja, zumindest wissen wir, wie wir damit klarkommen«, sagte sie. »Jetzt bringen wir das Mädchen hier am besten dahin, wo es hergekommen ist. Und dann gehen wir und erzählen alles Rob. Vielleicht fällt ihm etwas …«
    Kaitlyn keuchte. Sie war mittlerweile aufgestanden, doch jetzt riss Gabriel sie mit einem kraftvollen Ruck wieder zu Boden. Und Kaitlyn sah in Augen, die schwarz waren vor Wut.

KAPITEL SIEBEN
    »Nein«, fauchte er sie an. »Rob erzählen wir gar nichts.«
    Kaitlyn war fassungslos. »Aber die anderen müssen erfahren …«
    »Gar nichts müssen sie erfahren. Sie sind doch nicht meine Aufpasser. «
    »Gabriel, sie wollen es wissen. Du bist ihnen wichtig. Und Rob kann dir vielleicht helfen.«
    »Ich will seine Hilfe nicht.«
    Es war eine kategorische Absage. In diesem Punkt war Gabriel nicht zu bewegen, und es hatte keinen Sinn, sich mit ihm herumzustreiten.
    Dennoch fuhr er fort, nur für den Fall, dass sie noch nicht überzeugt war: »Natürlich kann ich es nicht verhindern, wenn du es ihnen unbedingt erzählen willst.« Er ließ ihren Arm los und lächelte sie plötzlich entwaffnend an. »Aber ich fürchte, dann werde ich diese kleine Expedition – und unsere Gruppe – endgültig verlassen müssen.«
    Kaitlyn rieb sich den Arm. »Na gut, Gabriel, ich hab’s kapiert. Aber«, fügte sie entschlossen hinzu,
»ich werde dir trotzdem helfen. Und du musst mich helfen lassen. Du musst mir sagen, wenn es … dir geht wie heute Abend. Lauf nicht durch die Gegend und schnapp dir irgendein

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