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Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund

Titel: Visionen Der Nacht: Der Geheime Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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wartete, bis alle schliefen.
    Kaitlyn war als Letzte weggedöst. Trotz der wohligen Wärme, die dank der Standheizung noch im Auto herrschte, hatte sie sich wach gehalten. Gabriel spürte den rotgoldenen Schimmer ihrer Gedanken noch, als alle anderen schon tief und regelmäßig atmeten. Sie versuchte, wach zu bleiben.
    Doch es funktionierte nicht. Gabriel hatte viel Geduld, wenn es sein musste.
    Als auch Kaitlyns Gedanken in einem leeren Summen untergegangen waren, setzte sich Gabriel auf dem Fahrersitz leise auf. Er öffnete die Tür, schlüpfte hinaus und schloss sie leise hinter sich, ehe ihn jemand hören konnte. Dann wartete er einen Augenblick. Er horchte ins Innere des Autos.

    Alle schliefen. Gut.
    Es ging ein bitterkalter Wind – nicht gerade eine Nacht, in der ein vernünftiger Mensch unterwegs war. Das war das Problem, und Gabriel dachte darüber nach, während er durch den trockenen weichen Sand oberhalb der Flutlinie stapfte.
    Dann blickte er auf. Vor ihm am Strand standen Ferienhäuser und ein Motel. Einige Häuser und Zimmer waren offenbar bewohnt.
    Gabriel versuchte, ein verwegenes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, doch es wollte ihm nicht recht gelingen. Noch nie in seinem Leben war er irgendwo eingebrochen. Das war etwas anderes, als sich auf der Straße willkürlich ein Opfer herauszupicken.
    Doch die einzige Alternative, die er hatte, war Kaitlyn.
    Jetzt kam das verwegene Lächeln ganz einfach. Es galt ihm selbst, war voller Selbstironie. Denn Kaitlyn wäre natürlich die bessere Wahl. Sie war freundlich, großzügig und überaus angenehm. Ihre Lebensenergie umhüllte sie mit einem funkelnden rubinroten Schimmer. In ihrem Geist gab es blaue Teiche und leuchtende Meteore. Den ganzen Tag schon hatte ihn die Aura, die sie wie ein Kraftfeld umgab, in Versuchung geführt.
    Es fiel ihm unendlich schwer, sich nicht in diesen Lichthof zu stürzen und in tiefen Zügen zu trinken.
Einen Transferpunkt zu suchen und sich daran festzusaugen wie ein Blutegel. Er brauchte sie verzweifelt.
    Nur ein Vollidiot würde ihre Hilfe ablehnen, wenn sie sie so freimütig anbot.
    Gabriel kämpfte sich durch den weichen Sand, während der Wind um ihn peitschte wie ein einsamer Geist. Wieder musste Gabriel lächeln.
    Dann stapfte er zu einem der Ferienhäuser, in denen Licht brannte.
     
    Kait wachte auf und verfluchte sich innerlich.
    Sie war wild entschlossen gewesen, nicht einzuschlafen. Und jetzt war Gabriel weg, natürlich. Sie spürte seine Abwesenheit.
    Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein?
    Mittlerweile hatte sie Übung darin, sich unauffällig aus dem Van zu schleichen.
    Als sie sich auf den Weg machte und der Wind ihr eiskalt ins Gesicht blies, blieb ihr fast die Luft weg. Sie hätte die Jacke mitnehmen sollen, doch dazu war es jetzt zu spät. Mit gebeugtem Kopf, die Arme fest um den Körper geschlungen, öffnete sie ihren Geist.
    Auch die Suche nach Gabriel war ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Er konnte sich gut verbergen, doch sie wusste ja, wonach er Ausschau hielt. Schon nach kurzer Zeit hatte sie es gefunden – ein eisiges Glitzern in der Ferne, ein blauweißes Glimmen am
Rande ihres Bewusstseins. Kait schlug die Richtung ein und ging weiter.
    Es war ein schwerer Marsch. Der Wind fegte den Sand über den Strand. Der Mond beschien die Körnchen, die durch die Luft schwirrten wie kleine Luftgeister.
    Im Mondlicht sah sie auch einen riesigen Felsen in der Form eines Heuhaufens, der an einer Stelle aus dem Ozean ragte, wo eigentlich kein Fels etwas zu suchen hatte.
    Ein gespenstischer Ort. Kaitlyn versuchte, Mr. Zetes’ paranormale Attacken auszublenden. Sie war verrückt, allein hier durch die Gegend zu stolpern, aber was blieb ihr schon anderes übrig?
    Der Wind roch nach Salz. Von links hörte sie das Brechen der Wellen. Kait wich einem Haufen Treibholz aus, bog dann scharf ab und hielt auf die Ferienhäuser zu. Gabriel war nicht weit, sie fühlte es.
    Im nächsten Moment sah sie ihn schon. Eine dunkle Silhouette vor einem beleuchteten Fenster. Eine Welle der Angst erfasste sie. Sie wusste, was er in dem Ferienhaus suchte. Was war, wenn er schon …
    Gabriel!
    Der Ruf war nicht geplant gewesen, sondern der Panik geschuldet. Kaitlyns Herz machte einen Satz, ehe ihr klar wurde, dass Rob und die anderen außer Reichweite waren.

    Gabriel nicht. Sein Kopf schoss zu ihr herum.
    Was hast du hier zu suchen?
    Was hast du hier zu suchen?, gab sie zurück . Was hast du getan, Gabriel?
    Sie sah, dass er

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