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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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und klein wirkte, stand gerade auf. Als sie Kaitlyn sah, quietschte sie leise. Ihr Blick schweifte hastig durch das Zimmer, als suche sie nach einem Fluchtweg. Dann machte sie einen Schritt in Richtung Badezimmertür.
    Kaitlyn schmunzelte. Sie war geradezu erleichtert, dass jemand noch mehr Angst hatte als sie. »Warum so eilig? «, fragte sie und kam sich selbst lässig und gefährlich dabei vor. Wie Gabriel.
    Lydia schien vollkommen geschockt zu sein. Sie wand sich wie ein Wurm an der Angel, dann platzte es aus ihr
heraus: »Er hat mich gezwungen. Ich wollte euch in Kanada nicht verlassen.«
    »Ach Lydia, du bist ja so eine Lügnerin. Du hast es aus demselben Grund getan wie ich. Du wolltest auf der Siegerseite sein.«
    Lydias Katzenaugen weiteten sich. Sie war ein hübsches kleines Ding, mit dem blassen zarten Gesicht und der schwarzen Mähne. Oder zumindest könnte sie hübsch sein, wenn sie nicht dauernd so ängstlich und schuldbewusst dreinschaute, dachte Kaitlyn für sich.
    »Wie du?«, keuchte Lydia. »Meinst du, Vater hat dich …«
    »Ich bin freiwillig gekommen«, sagte Kaitlyn mit fester Stimme. »Joyce sagte, ich könne bei dir einziehen.« Sie warf ihre Reisetasche auf das unbenutzte Bett.
    Wenn sie erwartet hatte, dass Lydia ihren Entschluss bewunderte oder auch nur verstand, so hatte sie sich gründlich getäuscht. Lydia sah sie an, als sei sie völlig verrückt geworden.
    »Du bist freiwillig gekommen …« Sie hielt kopfschüttelnd inne. »Also, mit einem hast du recht«, fuhr sie fort. »Mein Vater wird den Sieg davontragen. Er gewinnt immer.« Sie wandte sich mit gekräuselten Lippen ab.
    Kaitlyn musterte sie nachdenklich. »Lydia, warum bist du überhaupt im Institut? Du hast doch keine übersinnlichen Kräfte – oder?«
    Lydia zuckte mit den Schultern. »Mein Vater wollte,
dass ich hierbleibe. Damit Joyce mich im Auge behalten kann, glaube ich.«
    Meine Frage hast du jedenfalls nicht beantwortet, dachte Kait. Nachdem Kaitlyn ins Innere des Rothaarigen geblickt hatte, hatte Gabriel die Vermutung angestellt, entweder sie oder der Mann müsse telepathisch veranlagt sein. Doch Kaitlyn hatte auch wahrgenommen, was Joyce von ihr hielt, und Lydias Gefühle fing sie auch auf. Sie konnte zwar nicht genau sagen, was sie dachte, doch eine allgemeine Grundstimmung nahm sie durchaus wahr.
    Bin ich also telepathisch veranlagt?, fragte sie sich. Es war ein abwegiger, ein beunruhigender Gedanke. Die Telepathie im Netz zählte nicht, denn Gabriel hatte sie ja miteinander verbunden. Doch dass sie anderer Leute Gefühle spürte, war etwas Neues.
    In diesem Augenblick beispielsweise nahm sie wahr, dass Lydia unheimlich viel durch den Kopf ging – was bedeutete, dass man sie vielleicht zum Reden bringen konnte.
    »Und wie findest du es hier so?«, fragte Kaitlyn beiläufig.
    Lydia kräuselte die Lippen noch ein wenig stärker, zuckte aber nur die Schultern und sagte: »Hast du die anderen schon kennengelernt?«
    »Nein. Na ja, ich habe sie als Astralgestalten gesehen, auf dem Weg nach Kanada.«

    »Die wären dir wahrscheinlich auch lieber als die echten Leute.«
    »Du kannst sie mir ja vorstellen«, schlug Kaitlyn vor. Eigentlich interessierten sie die anderen Jugendlichen nicht sosehr wie die Abläufe im Institut. Immerhin wollte sie herausfinden, wo Mr Zetes den Kristall aufbewahrte. Doch jede Information konnte wichtig sein. Deshalb war es ihr recht, wenn sie Mr Zetes’ neue Probanden möglichst bald kennenlernte. Die sollten schließlich nicht glauben, dass sie sich vor ihnen fürchtete.
    »Du willst sie wirklich kennenlernen?« Lydias Angst war offensichtlich.
    »Klar. Komm, zeig mir die übersinnlichen Psychopathen. « Kaitlyn bemühte sich um einen leichten Ton und wurde mit einem schwachen, bewundernden Grinsen belohnt. »Schauen wir uns den Zoo mal an.«
    Im Flur stießen sie fast mit Joyce zusammen. Sie warf ihnen einen forschenden Blick zu und klopfte dann an die Tür, die Kaits Gruppe als Gemeinschaftsraum und Arbeitszimmer genutzt hatte. Ohne eine Antwort abzuwarten, stieß sie die Tür auf.
    »Aufstehen! Renny, du musst in die Schule. Mac, wir beginnen in zehn Minuten mit den Tests. Wenn ihr noch frühstücken wollt, müsst ihr euch beeilen. Ein bisschen dalli.«
    Dann ging sie zur nächsten Tür. »Bri! Schule! Frost! Ins Labor!«

    Kaitlyn, die dort, wo sie stand, in das erste Zimmer hineinsehen konnte, verschlug es den Atem.
    O Gott, das glaube ich nicht.
    Das einstige Arbeitszimmer war jetzt

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