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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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ungepflegter. Sie hatte ein schönes Gesicht, dem die ständig geweiteten Nasenflügel allerdings einen verächtlichen Ausdruck verliehen. Sie trug einen Body aus roter Spitze, und als sie sich mit der Hand die Haare aus den Augen strich, sah Kaitlyn, dass ihre langen, silbern lackierten Fingernägel gepierct und mit winzigen Ringen geschmückt waren, die wie Ohrringe aussahen.
    »Die ist eine von ihnen, von denen, die weggelaufen sind«, fauchte Frost.
    »Ja, genau«, sagte das andere Mädchen.
    Lydia brauchte sie nicht vorzustellen, denn Kaitlyn erkannte sie von dem Bild auf einer Aktenmappe aus
Mr Zetes’ Büro. Allerdings hatte das Foto ein hübsches, gesundes Mädchen mit dunklem Haar und lebhaftem Gesicht gezeigt. Sie war zwar nach wie vor hübsch, dennoch wirkte sie grotesk. Ihre Haare durchzogen himmelblaue Strähnen, und die Augen waren dick mit schwarzer Schminke umrahmt. Das Gesicht wirkte hart, die Kinnpartie kämpferisch.
    Sabrina Jessica Gallo, dachte Kaitlyn. Lernen wir uns also endlich persönlich kennen.
    »Ich kenne dich auch«, sagte Kaitlyn. Sie achtete darauf, dass ihre Stimme kühl klang, und erwiderte unverwandt Bris starren Blick. »Und im Moment laufe ich auch nicht weg. Ich bin wieder da.«
    Bri und Frost sahen einander an und brachen dann in ein grauenhaftes Gelächter aus. Bri bellte, Frost wieherte.
    »Da bist du also wieder, direkt in der Falle«, prustete Frost und wedelte mit ihren langen silberfarbenen Fingernägeln. »Kaitlyn, stimmt’s? Wie wirst du denn genannt, Kaitlyn? Kaitykins? Kitty? Kit Kat?«
    »Kicher-Kitty?«, nahm Bri das Spiel auf. »Pretty Kitty?«
    Wieder brachen sie in lautes Gelächter aus.
    »Wir sollten Kitty Kat willkommen heißen«, sagte Frost. Ihre breiten, blassblauen Augen blickten Kait boshaft, aber merkwürdig entrückt an. Kaitlyn fragte sich, ob sie vielleicht high war. Oder verhielten sich die
beiden immer so? Die Gemeinschaft hatte Wahnsinn in ihnen ausgemacht, und auch Kaitlyn spürte, dass sie alle ziemlich daneben waren. Aggressiv, bösartig, aber irgendwie diffus. Als befänden sie sich in einem dichten Nebel. Sie waren kein bisschen misstrauisch, stellten nicht die richtigen Fragen.
    Kaitlyn wusste nicht recht, was sie tun sollte, während die beiden auf sie zeigten und kicherten wie Kindergartenkinder.
    »Sabrina, Frost, ich habe gesagt, sofort!«, schallte Joyce’ Stimme aus dem Flur wie ein Peitschenhieb. Die Mädchen kicherten weiter. Joyce rauschte an Kaitlyn vorbei wie ein blonder Meteor, schimpfte mit den beiden und begann Kleidungsstücke vom Boden aufzulesen.
    Kaitlyn schüttelte den Kopf und setzte eigens für Joyce einen Gesichtsausdruck sanften Erstaunens auf. Dann drehte sie sich zu Lydia um.
    »Ich glaube, ich habe genug gesehen«, sagte sie und schwebte von dannen.
    Wenige Minuten später kam Joyce in Lydias Zimmer. Ihr Haar war zerzaust, das Gesicht rot angelaufen, doch ihre blauen Augen blickten Kaitlyn noch immer hart an.
    »Du kannst heute bleiben«, erklärte sie Kaitlyn. »Ich will nicht, dass du nach unten kommst, während ich Versuche durchführe.«
    »Ist schon in Ordnung. Ich habe letzte Nacht so gut wie gar nicht geschlafen.«

    »Na dann, gute Nacht«, sagte Joyce finster.
    In erstaunlich kurzer Zeit kehrte im ersten Stock Ruhe ein. Lydia, Renny und Bri waren in der Schule, Schakal Mac und Frost wohl in den Labors. Gabriels Tür war verschlossen.
    Erst als sich Kaitlyn auf das ihr vertraute Bett legte, merkte sie, wie müde sie eigentlich war. Sie fühlte sich ausgelaugt, nicht nur jeglicher Energie, sondern auch ihrer Gefühle beraubt. Sie hatte eigentlich wach bleiben und einen Plan schmieden wollen, schlief aber auf der Stelle ein.
    Als sie aufwachte, erfüllte warmes weiches Nachmittagslicht den Raum. Um sie herum war noch immer alles still.
    Sie stand auf, doch ihr wurde so schwindelig, dass sie sich am Kopfende des Bettes abstützen musste. Sie atmete tief ein und aus, den Kopf gesenkt, bis es ihr wieder besser ging.
    Dann schlich sie auf Zehenspitzen zur Tür.
    Stille. Sie ging zur Treppe und horchte nach unten. Nichts zu hören. Vorsichtig huschte sie die Treppe hinunter.
    Wenn Joyce sie sah, würde sie sagen, dass sie Hunger hatte, und fragen, wann es Abendessen gab. Doch Joyce war nirgends zu sehen. Auch das Erdgeschoss schien völlig verlassen zu sein. Kaitlyn war allein im Haus.
    Okay, keine Panik. Das war wunderbar, eine hervorragende Gelegenheit. Wonach sollte sie zuerst suchen?

    Wenn ich der große

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