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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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weggegangen bist. Ich habe dich gern.« Das war der Augenblick, in dem sich erweisen würde, ob sie das Zeug zur Schauspielerin hatte. Sie ging noch einen Schritt auf Gabriel zu, berührte ihn fast. »Glaube mir.«
    Wenn er es gewollt hätte, so hätte er in ihren Geist vordringen und die Wahrheit herausreißen können. Ihre dünnen Schutzschilde hätten ihm nicht standgehalten.
    Doch das wollte er nicht. Stattdessen küsste er sie.
    Kaitlyn gab seinem Drängen nach. Sie wusste, dass sie es tun musste, und verspürte sogar ein Triumphgefühl. Kleinstadtmädchen auf dem Weg nach ganz oben. Ein neuer Star war geboren!
    Doch der Triumph wich schnell etwas Stärkerem und Tieferem. Einer mächtigen und freudigen Regung, einem
reinen, unverfälschten Glücksgefühl. Sie hielten einander, er sie so fest wie sie ihn.
    Zwischen ihnen schien elektrischer Strom zu fließen. Wo immer er Kaitlyn berührte, spürte sie die Funken sprühen. Seine Hand verfing sich in ihren Locken, und das Ziehen, der kleine Schmerz, bewegte und erschreckte sie gleichermaßen. Seine Lippen brannten auf den ihren.
    Sie waren zusammen, einander so nah, doch sie wollte ihm noch näher sein. Ein Zittern erfasste sie, und dann folgte ein Blitz. Seine Finger lagen in ihrem Genick.
    Ein Blitz – so fing es an. Die Funken schwollen zu einem blauweißen Strom an. Gleich würde sich der Transferpunkt öffnen, und ihre Energie würde ihm zufließen.
    Das war der Gipfel der Vertrautheit – aber sie konnte es nicht. Wenn das geschah, dann wären sie füreinander wie ein offenes Buch. Kaitlyns Schutzschilde würden sich auflösen. Er würde alles sehen.
    Kaitlyn versuchte, sich ihm zu entziehen, doch es gelang ihr nicht. Er hielt sie fest, und sie konnte sich nicht von ihm lösen. Es mangelte ihr an Willenskraft … und es würde nicht mehr lange dauern, dann könnte er alles sehen …
    Ein Garagentor öffnete sich quietschend.
    Kaitlyn erschrak – und war gerettet. Gabriel hob den Kopf, blickte zu dem Haus rechts von ihnen, und Kaitlyn nutzte den Augenblick, um sich loszumachen.
    Die Welt um sie erwachte zu neuem Leben. Die Dämmerung
war dem hellen Tageslicht gewichen. Die Tür eines anderen Hauses öffnete sich, ein Auto fuhr eine Auffahrt hinunter. Niemand hatte den großen Jungen, der auf der Straße stand und das Mädchen küsste, oder auch die verknautschte Gestalt am Boden bemerkt.
    »Sie werden uns gleich sehen«, flüsterte Kait. »Wir müssen weg von hier.«
    Sie gingen eiligen Schrittes davon. An der Kreuzung sah Kaitlyn Gabriel fragend an. »In welcher Richtung liegt das Institut?«
    »Willst du da wirklich hin?« Er schien Zweifel zu haben, klang jedoch nicht so verächtlich wie zuvor. Sie hatte ihn überzeugt.
    »Ich will bei dir sein.«
    Gabriel war verwirrt. Verwirrt und verletzlich. »Aber … ich habe dir wehgetan.«
    »Das wolltest du nicht.« Plötzlich war sich Kaitlyn dessen sicher. Sie hatte es schon vermutet, doch nun war sie sich sicher.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich weiß überhaupt nichts mehr.«
    »Ich weiß es aber. Vergiss es.« Sie merkte, dass er immer noch verwirrt war, doch das war wohl eher gut, dachte sie. Je mehr er aus dem Gleichgewicht kam, desto weniger würde er nach ihren Motiven forschen. Allerdings hatte der Kuss auch sie durcheinandergebracht.
    Oh Gott, in was manövriere ich mich da hinein?

    Sie würde später darüber nachdenken.
    »Ist Joyce immer noch für alles verantwortlich?« Joyce Piper hatte die beiden im Winter für das Institut gewonnen. Sie hatte den Anschein erweckt, dass es sich um eine wissenschaftliche Einrichtung handelte. Noch immer fiel es Kaitlyn schwer zu glauben, dass sie so böse war wie Mr Zetes.
    »Wenn du das so nennen willst. Angeblich hat sie die Verantwortung, aber … na ja, du wirst schon sehen.«
    Kaitlyn überkam erneut ein Triumphgefühl, das sie jedoch schnell unterdrückte. Er hatte seinen Widerstand aufgegeben. Er ging davon aus, dass sie mitkommen und Einlass finden würde.
    Ich werde es tun, dachte sie. Erst in diesem Moment wurde ihr klar, wie viel Glück sie hatte, dass sie mit Gabriel dort ankam. Das erleichterte die Sache erheblich.
    In der Auffahrt zum Institut, dachte sie: Kopf hoch, Schultern gerade. Als sie das erste Mal dort angekommen war, hatte sie sich alle möglichen Sorgen gemacht, zum Beispiel um die anderen Jugendlichen – würden sie sie mögen, würden sie sie akzeptieren? Inzwischen hatte sie viel größere Probleme, aber sie hatte auch ein Ziel

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