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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Einzelheiten zu Hause. Aber im Grunde geht es um einen Einbruch.«
    Kaitlyn spürte wieder den Knoten im Magen.
     
    »Was jetzt?«, fragte Anna. Sie saßen in einem Schnellrestaurant in Daly City. Tony hatte ihnen versprochen, sie bei einem seiner Freunde unterzubringen, in einer Wohnung in San Francisco. Doch er war noch unterwegs, und die vier hatten nicht länger bei Tonys Familie bleiben wollen. Also zogen sie ein wenig durch die Gegend, damit sie nicht so leicht zu finden waren.
    Zum ersten Mal seit Kaitlyns Verschwinden hatte Rob wieder Appetit.
    Doch in hundert Jahren hätte er sich nicht vorstellen können, dass er sie einmal im Institut allein lassen würde. Die kleine Hexe – er war sich noch immer nicht
sicher, wie sie ihn herumgekriegt hatte. Natürlich hatte sie Fähigkeiten, doch auch jemand wie sie konnte in diesem Haus ihr Leben lassen.
    Sie hatte ihn gefragt, ob er ihr vertraute, das war es gewesen. Na gut, ja, um Himmels willen, er vertraute ihr. Es war ihm schwergefallen, sie ziehen zu lassen. Keiner der anderen hatte bemerkt, wie schwer es ihm fiel. Lieber wäre er selber gegangen. Aber …
    Ich glaube an dich, Kaitlyn Fairchild, dachte er. Aber bitte, nimm dich in Acht.
    Er war so tief in Gedanken versunken, dass Anna ihn anstupsen musste, ehe sie noch einmal nachhakte: Ich habe gesagt, was jetzt, Rob?
    »Wie? Oh, Entschuldigung.« Er stellte seine Cola beiseite und überlegte. »Also, wir waren zu sehr mit Kait beschäftigt, um uns um Marisol zu kümmern. Ich finde, das sollten wir gleich tun. Tony sagte, seine Eltern würden sie erst heute Abend besuchen, also ist die Zeit günstig.«
    »Soll Tony auch mitkommen?«, fragte Lewis.
    Rob dachte nach. »Nein, ich glaube, besser nicht. Wenn es nicht funktioniert, wäre es furchtbar für ihn, wenn er dabei zusehen müsste. Wir werden schon einen Weg finden, wie wir da hineinkommen.« Tony hatte sie bereits gewarnt, dass Marisol abgesehen von Angehörigen keine Besucher empfangen durfte.
    Als sie vor dem St. Luke’s Hospital in San Francisco ankamen, holte Rob den Kristallsplitter aus dem Handschuhfach.
Es war ein verrücktes Versteck, doch sie wollten ihn schließlich immer dabeihaben. Er steckte ihn in den Ärmel seines Sweatshirts – er war etwa so lang wie sein Unterarm –, und die drei spazierten ins Krankenhausgebäude.
    Im dritten Stock sprach Rob eine Krankenschwester an: »Madam? Dürfte ich Sie etwas fragen?« Dann säuselte er sie voll, während sich Lewis und Anna in Marisols Zimmer schlichen. Als sämtliche Notklingeln auf der Station gleichzeitig Alarm schlugen, mogelte sich auch Rob in Marisols Zimmer. Lewis hatte den Alarm mittels Telekinese ausgelöst, ein guter Trick, wie die anderen beiden fanden.
    Kaum hatte er das Krankenzimmer betreten, spürte Rob sofort Annas Entsetzen. Sie versuchte tapfer, es zu verbergen, doch es gelang ihr einfach nicht. Rob legte ihr die Hand auf die Schulter, und sie lächelte ihn dankbar an. Dann verdüsterte sich ihr Gesicht, und sie machte, für Rob völlig überraschend, schnell einen Schritt zur Seite.
    Wahrscheinlich ist sie durcheinander, dachte er. Und Marisol sah wirklich schlimm aus. Rob hatte sie als lebhaftes hübsches Mädchen in Erinnerung, mit dichtem rotbraunem Haar und einem vollen Schmollmund. Doch nun …
    Sie war schrecklich dünn geworden. Man hatte sie an alle möglichen Schläuche, Drähte und Monitore angeschlossen.
Der rechte Arm ruhte auf der Decke, doch das Handgelenk stand in einem unnatürlichen Winkel zum Unterarm ab. Und Marisol war unruhig: Ihr Kopf schlug ständig hin und her, die braunen Augen waren halb geöffnet, ohne dass sie etwas sahen. Ihre Atmung klang furchtbar, denn sie sog die Luft durch die zusammengebissenen Zähne ein und machte dabei eine schrecklich verkrampfte Grimasse.
    Ich dachte, wenn jemand im Koma liegt, ist er bewegungsunfähig, sagte Lewis erschüttert.
    Rob wusste es besser. Er war selbst schon im Koma gewesen, nachdem er beim Gleitschirmfliegen mit 75 Stundenkilometern gegen einen Berghang gekracht war. Er war am Raven’s Roost beim Blue Ridge Parkway unterwegs gewesen, in einen Abwind geraten und abgesackt. Bei dem Unfall hatte er sich beide Arme gebrochen, beide Beine, den Kiefer, so viele Rippen, dass auch die Lunge in Mitleidenschaft gezogen wurde – und das Genick. Man bezeichnet diese Art Bruch als Henkersbruch, weil das Genick an dieser Stelle auch bricht, wenn jemand gehenkt wird. Niemand glaubte daran, dass er das überleben

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