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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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überlegen, aber die anderen wollen ihnen nur Böses. Ist das etwa das Werk des Kristalls?
    Wenn, dann ist es kein Wunder, dass sie so aggressiv sind.
    Kaitlyn landete in denselben Kursen, die sie besucht hatte, als sie wenige Wochen zuvor ins Institut gekommen war. Die Lehrer dachten, sie hätte Urlaub gemacht, was Kaitlyn ziemlich lustig fand. Es war irgendwie unwirklich, wie in einem Traum, wieder im Kurs Britische Literatur zu sitzen, gemeinsam mit den anderen Schülerinnen und Schülern, deren Leben beschaulich, langweilig und behütet seinen Lauf nahm. Die in den vergangenen Wochen absolut nichts erlebt hatten, die sich kein
bisschen verändert hatten. Kaitlyn hatte das Gefühl, als sei sie nicht im Takt mit der restlichen Welt.
    Pass auf, Mädchen. Sonst wirst du auch noch paranoid.
    Beim Mittagessen fragten sie mehrere Mitschüler, ob sie sich an ihren Tisch setzen wolle. Und in der Cafeteria wurde sie nicht nur von einer, sondern gleich von zwei Cliquen angesprochen. Von so etwas hatte Kaitlyn zu Hause in Ohio immer geträumt, doch mittlerweile kam es ihr nebensächlich vor. Sie hielt Ausschau nach Lydia, denn sie wollte mit ihr reden.
    Doch Lydia war nirgends zu sehen. Bri und Renny saßen in einer Ecke, triezten andere Schüler und nahmen ihnen wahrscheinlich das Mittagessensgeld ab. Kaitlyn fragte sich, wie die Lehrer mit ihnen zurechtkamen.
    Sie beschloss, bei den Tennisplätzen nach Lydia zu suchen. Vielleicht hatte sie sich ja etwas zu essen mit nach draußen genommen.
    Sie ging gerade an der Sporthalle vorbei, als sie drei Leute vor den Schließfächern der Jungs stehen sah. Sie spähten über die kleine Mauer, die verhinderte, dass jemand in die geöffneten Schließfächer sehen konnte, und wirkten so, als wollten sie jeden Moment abhauen. Merkwürdigerweise war auch ein Mädchen dabei, ein Mädchen mit langen dunklen Zöpfen.
    Der größere der beiden Jungs hatte Haare, die in der Sonne leuchteten wie pures Gold. Kaitlyns Herz hüpfte ihr bis zum Hals und erstickte sie fast. Sie rannte los.

    »Rob, ihr dürftet gar nicht hier sein«, keuchte sie, als sie bei ihm war. Dann umarmte sie ihn fest, überwältigt, wie lieb, vertraut, aufrichtig, anständig und sicher er sich anfühlte. Seine Gefühle waren nicht eisig und hinter Mauern verborgen, sondern lagen auf dem Präsentierteller. Sie fühlte, was er für sie empfand, wie froh er war, dass sie lebte und unverletzt war.
    »Mir geht es gut«, sagte sie und löste sich von ihm. »Wirklich. Es tut mir leid, dass ich weggelaufen bin, ohne euch etwas zu sagen. Ich weiß gar nicht, warum ihr nicht sauer auf mich seid.«
    Lewis und Anna begrüßten sie ebenfalls. Sie lächelten und tätschelten ihr den Arm, als müssten sie sichergehen, dass sie wirklich da war. Sie waren alle so liebevoll, gut und nachsichtig.
    »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht«, sagte Anna.
    »Wir haben gestern in der Nähe des Instituts übernachtet, weil wir gehofft haben, dass du herauskommst«, sagte Lewis. »Hast du aber nicht gemacht.«
    »Nein, und ihr dürft das nie wieder tun«, sagte Kait zittrig. »Gabriel hat euch bemerkt. Ich glaube nicht, dass es sonst jemand mitbekommen hat, Gott sei Dank, aber bei ihm ist es schon schlimm genug.«
    »Wir werden es nicht wieder tun müssen«, sagte Rob lächelnd. »Denn jetzt haben wir dich ja. Wir nehmen dich mit – obwohl wir auch nicht so genau wissen, wo
wir als Nächstes hinsollen. Tony denkt sich gerade etwas aus.«
    Kait fand, dass er noch nie so gut ausgesehen hatte. Seine Augen waren bernsteinfarben, klar und voller Licht wie ein strahlender Sommertag. Aus seinem Gesicht sprachen Vertrauen und Glück. Sie spürte seine strahlende Energie und seine Liebe.
    »Rob … ich kann nicht.« Die jähe Veränderung seiner Miene gab ihr das Gefühl, als hätte sie ein unschuldiges Kind ins Gesicht geschlagen.
    »Natürlich kannst du.« Dann, als sie den Kopf schüttelte: »Warum denn nicht?«
    »Zum einen glauben sie, dass ich sie betrogen habe, wenn ich verschwinde, und sie werden es meinen Vater büßen lassen. Ich weiß das, ich spüre es bei Joyce. Und außerdem funktioniert es, Rob. Ich habe sie herumgekriegt. Sie glauben, dass ich zurückgekommen bin, um mit ihnen gemeinsame Sache zu machen, und ich hatte auch schon Gelegenheit, mich umzusehen.« Sie wagte es nicht, den anderen zu sagen, was sie dabei erlebt hatte. Sie hatte das Gefühl, wenn Rob von dem Isolationstank erfuhr, würde er sie glatt schultern und

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