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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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verstand, wie sie ihn noch nie verstanden hatte. Weil sie bei ihm war. Es war nicht wie im Netz, sondern mehr, tiefer. Er hatte alle Schutzmauern niedergerissen und legte ihr seine Seele in die Hände.
    Ich liebe dich, sagte sie.
    »Ich liebe dich, Kaitlyn. Seit dem ersten Tag.«
    Da spürte sie, wie er sie sah. Bruchstücke seiner Erinnerungen an sie. Ihre Augen, rauchig blau mit rätselhaften dunklen Ringen, umgeben von schweren schwarzen Wimpern. Ihre Haut, die nach Pfirsich duftete. Das Haar, das knisterte, wenn sie es bürstete, flammenfarbig, seidig, aber voller Elektrizität.
    Sie spürte auch Bruchstücke dessen, was er im Lauf der Wochen über sie gedacht hatte. Zitate aus dem gemeinsamen Leben. Diese Kategorie Mädchen könnte sich als zu interessant erweisen, könnte mich in Versuchung führen, mich ernsthaft auf sie einzulassen … In ihrem Geist sind blaue Seen und glühende Meteore zu Hause … Da steht
sie, im Morgengrauen, schlank und stolz wie eine mittelalterliche Hexenprinzessin.
    »Und dann dachte ich, du hättest mich verraten«, sagte er. »Aber in Wahrheit bist du gekommen, mich zu beschützen, nicht wahr?«
    Da wurde Kaitlyn klar, dass er ihr ebenso tief in den Geist geblickt hatte wie sie ihm. Sie hatte gedacht, er habe gegeben, während sie nur empfangen hatte … aber natürlich konnte er nicht auf halbem Wege haltmachen, wenn er seine Vergangenheit mit ihr teilen wollte.
    Er wusste alles.
    Und dann stieß er auf etwas, dessen Schockwirkung auch Kaitlyn bis ins Mark erschütterte.
    »Schakal Mac hat was gesagt?«
    Kaitlyn spürte, welche Erinnerung er wahrnahm. Er meinte, du hättest selber gesagt, dass er es bei mir versuchen solle.
    »So etwas habe ich nie gesagt. Ich habe überhaupt nicht mit ihm über dich gesprochen.«
    Ich weiß, Gabriel. Sie wusste es wirklich. Es gab keinen Zweifel.
    »Aber Lydia wusste, wie du mir auf der Reise nach Kanada Energie gespendet hast. Er muss es aus ihr herausbekommen haben … «
    Gabriel, vergiss es. Seine Wut tat ihr weh, erfüllte sie mit Bildern vom Tod, von Schakal Mac, der Knochensplitter spuckte. Bitte denk an etwas Schönes.

    Er folgte ihrer Bitte. Die ganze Nacht hindurch dachte er für sie an sanfte Musik, Hügel mit wildem Senf, den Geruch eines frisch gespitzten Bleistiftes, den Geschmack von Marshmallows. An die sanfte Berührung seiner Hände, die sie spüren würde, wenn sie wieder in die Welt zurückkäme.
     
    Rob starrte die Decke an, die Tonys Freund als Vorhang vor das Fenster gehängt hatte. Er bewegte sich nicht, weil er die anderen nicht stören wollte. Anna, Lewis und Tamsin schliefen auf dem Boden. Sogar die schwarze Katze, die Tony Anna geschenkt hatte, schlief zusammengerollt auf Annas Bauch. Nur Rob fand keine Ruhe.
    An den Rändern der Decke blitzte Licht durch. Es war Morgen. Und Kaitlyn hatte am Abend zuvor nicht angerufen.
    Rob hatte ein schlechtes Gefühl.
    Es gab keinen vernünftigen Grund dafür. Kaitlyn hatte ihnen ja erklärt, dass sie vielleicht länger auf eine gute Gelegenheit warten musste. Wahrscheinlich tat sie genau das.
    Doch Rob war krank vor Angst.
    Rob?
    Er drehte sich um, und Anna blickte ihn an. Er konnte an ihr keinerlei Anzeichen erkennen, dass sie soeben noch tief geschlafen hatte.

    Ich kann auch nicht schlafen. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm, und er legte seine darüber. Allein schon ihre Wärme spendete ihm Trost.
    Du willst nach ihr sehen, nicht wahr?
    Rob wandte sich wieder dem Fenster zu. Ihr ruhiger Blick, ihr gefasstes Gesicht, ihre Sanftheit gaben ihm Kraft.
    »Ja«, flüsterte er.
    Dann gehen wir. Ich glaube auch, dass wir es tun sollten. Lass uns Lewis und Tamsin aufwecken.
     
    Kaitlyn wusste, dass es Morgen war, weil Gabriel es ihr sagte.
    »Ich glaube, sie werden dich bald rausholen. Mr Zetes ist vor einer Weile gekommen, und Joyce klopft oben an die Türen.«
    Die nächste Zirkusvorstellung?, fragte Kaitlyn. Sie wusste nicht, was sie von der Außenwelt halten sollte, doch schon der Gedanke, dass alle sie anstarren würden, war abstoßend.
    »Ich werde bei dir sein«, sagte Gabriel.
    Im Lauf der Nacht hatte sie ein zunehmend merkwürdiges Gefühl von ihm empfangen. Eine Empfindung, die hinter den gemeinsamen Gedanken zu spüren war, die er ihr aber vorenthielt. Er hatte sie fest unter Kontrolle, doch sie erkannte sie trotzdem: Schmerz.
    Gabriel, geht es dir gut? Ich spüre – bist du verletzt?

    »Ich habe nur Kopfschmerzen. Das ist kein Problem. Spürst du es jetzt auch

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