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Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann

Titel: Visionen Der Nacht: Der Tödliche Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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noch?«
    Wieder wurde sie das Gefühl nicht los, dass er etwas vor ihr verbarg. Diesmal allerdings besser.
    »Gut, Joyce bittet uns, nach unten zu kommen.« Einen Augenblick später sagte er: »Wir sind im Labor.«
    Na wunderbar, es folgt die feierliche Enthüllung. Kaitlyn lachte nervös. Ich bin mal gespannt, was sie von dem Ergebnis halten. Ich müsste wohl so tun, als sei ich verrückt.
    »Ich glaube, das wäre deine beste Chance. Kait … ich weiß nicht, wie ich dich retten soll. Den anderen ist nicht wohl dabei, was der Alte da tut – ich glaube, Joyce hat ihn darum gebeten, dich so früh rauszuholen –, aber sie haben Angst vor ihm. Und ich kann es immer nur mit einem auf einmal aufnehmen.«
    Kaitlyn wusste das. Gabriels zerstörerische Kräfte waren am stärksten, wenn er sein Opfer berühren konnte, und sie brauchten ihre Zeit. Er konnte nicht Schakal Mac und Renny in Schach halten und gleichzeitig Mr Zetes umbringen.
    Und du bist schwach, erwiderte sie, weil du mir geholfen hast. Es tut mir leid. Aber wir schaffen es schon irgendwie – vielleicht stecken sie mich einfach zurück in den Tank.
    Dann spürte sie etwas, das ihr das Blut in die Ohren schießen ließ. Gabriel warte, warte! Rob und die anderen kommen. Das habe ich ganz vergessen. Die gesamte Außenwelt
war ihr entfallen. Du musst nur warten, bis sie hier sind, dann können sie uns helfen.
    »Ob wir warten können, hängt davon ab, was Mr Zetes mit dir vorhat. Er hält gerade eine Rede. Blablabla.«
    Ich will sie gar nicht hören. Gabriel, du weißt, dass Rob das, was er in Marisols Haus gesagt hat, nicht so gemeint hat, oder? Er war wütend auf dich. Verletzt. Und er fühlte sich betrogen. Aber das liegt daran, dass er dich mag. Das weißt du, oder nicht?
    Noch immer weigerte sich Gabriel, es zuzugeben. Doch Kaitlyn hatte zu tief in ihn hineingesehen, um sich noch in die Irre führen zu lassen. Ihre Frage war rein rhetorischer Natur. Natürlich wusste Gabriel das. Seine Gefühle für Rob waren ein Mischmasch aus Schuldgefühlen, Eifersucht und einem Widerwillen gegen Robs mühelose Fähigkeit, Gutes zu tun, gut zu sein und von anderen geliebt zu werden. Doch Gabriel verspürte Rob gegenüber noch etwas anderes, das Rob wohl gefallen hätte, dachte Kaitlyn: Gabriel bewunderte Rob. Er achtete ihn. Er hätte gern Robs Zuneigung gehabt.
    Und er mag dich auch, wiederholte Kaitlyn. Da merkte sie, dass die Tür des Tanks geöffnet wurde.
    Das Scheppern klang völlig anders als Gabriels innere Stimme. Wenn sie wirklich seit dem Nachmittag des Vortages in völliger Stille hätte aushalten müssen – es waren wohl an die fünfzehn Stunden gewesen –, so hätte sie das Geräusch nicht wiedererkannt und aus Angst geschrien,
überlegte Kaitlyn. Es blieb ihr erspart, diese Angst vorzutäuschen, denn sie hätten sie sowieso nicht hören können.
    Hände griffen nach ihr, und die Berührung war so kreischend dissonant wie das Scheppern der Tür. Alle Eindrücke waren brutal. Ihre Haut war so empfindlich, dass schon der leichteste Druck schmerzte, und diese Hände gingen alles andere als sanft mit ihr um.
    Das Licht brannte ihr in den Augen. Es schmerzte und blendete, verwirrte sie. Sie sah überhaupt nichts, es war alles weiß, hier und da huschte ein Schatten. Blinzeln half ein wenig, doch noch immer liefen ihr Tränen über das Gesicht.
    Was einerlei war, denn sie war sowieso durch und durch nass. Sie spürte, wie die brutalen Hände ihr die Zwangsjacke auszogen, die Gewichte und das Mundstück abnahmen. Dann, als sie begann, wieder etwas zu sehen, drehte man sie um, und sie stand vor Mr Zetes.
    Kaitlyn war weiß und runzlig. Der Mund tat ihr weh, sie hatte einen Krampf in Armen und Schultern, und die Beine wollten sie nicht tragen. Wasser tropfte auf den Boden.
    »Sie kann nicht stehen«, sagte Joyce knapp. »Bri, hol ihr einen Stuhl.«
    Sie drückte Kaitlyn auf den Stuhl. Mr Zetes sah sie erwartungsvoll an.
    Und jetzt?, fragte Kaitlyn Gabriel. Ich glaube nicht, dass ich schreien kann. Soll ich ein bisschen vor mich hin starren?

    Versuch es, riet er ihr. Nun, da sie wieder echte Stimmen hörte, kam ihr seine telepathische Stimme anders vor. Sie wusste, dass es ihm nicht gut ging.
    » Verstehst du mich, Kaitlyn?«, fragte Mr Zetes. »Weißt du, wo du bist?«
    Er sah sie begierig und gespannt an wie ein Weinliebhaber, der einen guten Tropfen probieren will und erst das Bouquet einatmet. Wenn sie nach seinen Maßstäben verrückt genug war, würde er es

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