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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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entzückt. Doch als sie langsam ins Auto stieg, zuckte er kühl mit den Schultern. »Oh, na klar.«
    Mr. Zetes stieg ein, und der Chauffeur setzte das Auto zurück in Richtung der kleinen Brücke.«Sollen wir nicht erst ins Institut gehen?«, fragte Kaitlyn. »Ich könnte mich noch umziehen …«
    »Oh, du wirst feststellen, dass es bei mir zu Hause sehr leger zugeht«, sagte Mr. Zetes und lächelte.
    Mit jeder Sekunde entfernten sie sich weiter von dem lila Haus. Rob, dachte Kaitlyn und dann noch einmal mit ganzer Kraft: Rob! Rob!
    Als Antwort erhielt sie lediglich eine schwache, ferne geistige Aktivität, etwa so, wie wenn man eine gedämpfte Stimme hört, ohne die Worte zu verstehen.
    Gabriel, hilf mir, dachte sie, drehte sich absichtlich von ihm weg und blickte aus dem Autofenster. Sie hatte ein ungutes Gefühl, Telepathie anzuwenden, während Mr. Zetes mit im Auto saß. Doch sie hatte keine Wahl. Sie schickte den Gedanken direkt an Gabriel und versuchte, seinen Schutzwall zu durchdringen. Wir müssen Rob und den anderen mitteilen, wo wir hinfahren.
    Gabriels Antwort war nervtötend teilnahmslos. Warum?
    Weil wir mit einem Wahnsinnigen davonfahren, der
wer weiß was mit uns vorhaben könnte, darum! Hast du die Sache mit Marisol etwa schon vergessen? Also hilf mir gefälligst! Ich kann die anderen nicht erreichen!
    Wieder schien die Dringlichkeit ihres Ansinnens Gabriel überhaupt nicht zu berühren. Wenn er vorhätte, uns wie Marisol ins Koma zu versetzen, würde er uns wohl kaum nach San Francisco bringen, sagte er verächtlich. Außerdem ist es jetzt sowieso zu spät. Wir sind schon zu weit weg.
    Er hatte recht. Kaitlyn sah aus dem Fenster und versuchte, ihre Anspannung zu verbergen.
    Niemand hat dich gebeten, dich aufzudrängen, sagte Gabriel und die Kälte in seinen Worten war geradezu körperlich spürbar. Die Feindseligkeit und die Wut. Selber schuld.
    Er hasst mich, dachte Kaitlyn niedergeschlagen und baute ebenfalls einen Schutzwall auf. Sie beherrschte das nicht so gut wie Gabriel, tat aber ihr Bestes, denn für den Moment wollte sie wahrlich keine Gedanken mit ihm teilen.
    Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt — die kühle Dunkelheit, die an Winterabenden so plötzlich hereinbrach. Und jede Meile, die das Auto nach Norden vorankam, brachte sie weiter weg von Rob und dem Institut, und näher zu etwas ihr völlig Unbekanntem.

     
    Als sie nach San Francisco hineinfuhren, war es bereits stockdunkel. Die Lichter der Stadt funkelten, die Hochhäuser waren erleuchtet. Die Stadt kam Kaitlyn ein wenig bedrohlich vor, vielleicht, weil sie so schön war, so bezaubernd und freundlich, als hätte sie sich für einen Festtag herausgeputzt. Kaitlyn wurde das Gefühl nicht los, dass hinter der schönen, gefälligen Fassade etwas Gefährliches lauerte.
    Sie blieben aber nicht in der Stadt. Schon bald erklomm das Auto die Hügel, in denen die Straßenlaternen wie kleine Juwelen glitzerten. Kaitlyn war überrascht, wie schnell sie die Wolkenkratzer des Stadtzentrums hinter sich gelassen und die ruhigen Vororte mit den Einfamilienhäusern erreicht hatten. Nach und nach wurden die Abstände zwischen den Häusern immer größer. Nur hier und da kamen sie noch an einem Licht vorbei, das auf eine menschliche Behausung hindeutete. Schließlich bog das Auto in eine Auffahrt ab. »Nette kleine Hütte«, sagte Gabriel, als sie vor einer Villa hielten. Kaitlyn gefiel sein Ton ganz und gar nicht. Er war spöttisch, aber auch trocken und verschwörerisch, als wisse er, dass Mr. Zetes denselben Sinn für Humor hatte wie er. Als hätten Gabriel und Mr. Zetes etwas gemein.
    Etwas, von dem ich nichts weiß, dachte Kait. Trotzdem versuchte sie, denselben Ton anzuschlagen: »Wirklich hübsch.«

    Mit schweren Augenlidern warf ihr Gabriel einen verächtlichen Blick zu.
    »Das war für heute alles«, sagte Mr. Zetes zu seinem Chauffeur, ehe er ausstieg. »Sie können nach Hause fahren.«
    Kaitlyn überkam ein ungutes Gefühl, als sie das große schwarze Auto davonfahren sah. Nicht, dass sie mit dem Chauffeur mehr als einen Gruß gewechselt hätte – aber er war ihre letzte Verbindung mit … nun ja, der Welt der normalen Menschen gewesen. Jetzt war sie allein mit Mr. Zetes und Gabriel, der schon ihre bloße Anwesenheit ablehnte.
    »Ich lebe sehr einfach, wie ihr seht«, sagte Mr. Zetes mit einer ausladenden Geste, während sie auf dem mit Säulen gesäumten Weg zum Haus gingen. »Keine Diener, nicht einmal der Chauffeur wohnt im Haus.

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