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Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Titel: Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lösel
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schnappt er mich, zieht mich auf seinen Schoß und streichelt beruhigend meinen Rücken.
    „Überlass es Vic, Phil alles zu erklären!“
    Während ich mich meinen Streicheleinheiten hingebe, höre ich nur mit halbem Ohr darauf, wie mein Bruder Phil die jüngsten Ereignisse schonungslos offen legt.
    Hin und wieder schweigt er, nickt oder schüttelt den Kopf.
    Dann beendet er das Telefonat.
    „Was hat er gesagt?“, frage ich kleinlaut.
    „ Er kümmert sich darum“, sagt Vic, steht auf und streichelt mir über den Kopf, „und dass du dir keine Sorgen machen sollst, Kleines! Phil sagt, dass wir zu wenig über deine Fähigkeit wissen.  Wenn jemand Schuld hat, sagt Phil, dann er. Er hätte sich damit und mit den möglicherweise zu erwartenden Folgen auseinander setzen müssen.“
Diese Wendung der Dinge gefällt mir zwar auch nicht, aber ein Funken Wahrheit steckt selbstverständlich drin.
    „ Und jetzt?“
    „ Wie gesagt“, antwortet mein Bruder, „Phil kümmert sich drum. Sollte sich etwas Wichtiges ergeben, gibt er uns Bescheid. Ansonsten sehen wir uns in acht Tagen.“
    Ergeben nicke ich.
    Es ist jetzt eh nichts mehr zu ändern, also lasse ich den Dingen ihren Lauf.
    „ Denkst du, dass Rheena bereits wieder zurück ist?“
    Vic ist mit seinen Gedanken bereits wieder woanders … obwohl, eigentlich hängt ja alles irgendwie zusammen.
    „Ich weiß nicht“, murmele ich.
    „ Oh!“ Vic lauscht, dann erhebt er sich hastig.
    „ Was ist denn los?“, frage ich alarmiert.
    „ Sie kommt.“
„Wer kommt?“
Irgendwie tut die ganze Aufregung meiner Intelligenz nicht sehr gut.
    „ Rheena“, sagt Vic und marschiert zielstrebig auf unser Bad zu, „ich nehme mal die Abkürzung, okay?“
Noch ehe ich antworten kann, drückt Kay mir einen Kuss aufs Haar und steht ebenfalls auf.
    „ Warte, Vic!“, ruft er und wirft mir einen um Verzeihung bittenden Blick zu, „ich komme mit dir.“
Und – schwupps – ist er gemeinsam mit Vic verschwunden.
    „ Feiglinge!“, rufe ich ihnen hinterher und verdränge, dass ich vor gar nicht allzu langer Zeit auch nicht gerade mit Mut geglänzt habe.
    „ Du packst das, Baby!“
    Kays Stimme klingt liebevoll und sollte mir Mut machen.
    „Es wird mir nichts anderes übrig bleiben!“
    Ich atme einmal ganz tief durch … dann klopft es auch schon ...

 
    14)
     
    „ D arf ich reinkommen?“
    Rheena hält es mit Vic und wartet meine Aufforderung einzutreten erst gar nicht ab, sondern schiebt sich mit einem Grinsen zur Tür herein.
    Ich gebe mir größte Mühe, einen verwunderten Ausdruck auf mein Gesicht zu bringen.
    Sollte ich jetzt aussehen, wie die Mutter von Sylvester Stallone, würde es mich nicht wundern. Deren Mimik ist aufgrund einer Überdosis Botox ziemlich festgefroren … bei mir ist es wohl eher eine Art Gesichtsmuskelerschlaffung.
    „Rheena“, quietsche ich aufgeregt, „was tust du denn hier? Wie bist du denn hier rauf gekommen?“
    „ Über die Treppe …?“
Meine Freundin glänzt mal wieder mit einem ihrer trockenen Kommentare, die mir zeigen, dass sie mich viel zu gut kennt, als dass sie meine Absicht, Überraschung zu heucheln, nicht durchschaut hätte.
    „ Die ganzen 126 Stufen?“
    Oh Gott, Kim, lass dir mal was anderes einfallen!
    Rheena zieht eine Augenbraue hoch und bedenkt mich mit einem so intensiven Blick, dass ich mich rasch abwende.
    „ Ja, stell dir vor“, höre ich die ironische Stimme meiner Freundin, „jede einzelne davon. Nicht, dass ich sie jemals gezählt hätte. Aber das hast du ja bereits getan, nicht wahr?“
    Ehe ich erleichtert auf dieses Thema eingehen kann, fährt sie fort.
    „Ich komme gerade aus dem Krankenhaus.“
Ach ja?
    „ Kannst du dir die Überraschung der Ärzte vorstellen, als sie die Röntgenaufnahme meines Knöchels gesehen haben?“
    Allzu lebhaft …
    „Nein“, krächze ich, „was war denn so überraschend daran?“
    „ Nun“, Rheena legt ihren Zeigefinger auf die Lippen und scheint angestrengt nachzudenken, „da wäre zum Beispiel die Kleinigkeit, dass sie einen Bänderriss im Außenknöchel zeigt ...“
„Wow“, bringe ich hervor, „und da kannst du schon wieder die 126 ...“
„Einen wie durch ein Wunder bereits vollkommen verheilten Bänderriss!“, fällt Rheena mir gnadenlos ins Wort.
    Denk nach, Kim, denk nach!
    „Hast du nicht erzählt, du hättest schon mal einen Bänderriss gehabt? Vielleicht haben die Kliniker den gesehen“, wage ich einen Einwurf.
    „ Oh, ich vergaß, zu erwähnen,

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