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Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Titel: Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lösel
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immer starr auf mich gerichtet. Doch er kommt der Aufforderung Kays nach und lässt sich schwer auf den Schreibtischstuhl fallen.
    „Na“, quetscht er hervor, „da bin ich aber mal gespannt.“
    Mir schießen Tränen in die Augen.
„Vic“, fährt Kay ihn an, „denkst du vielleicht, Kim hat das absichtlich getan?“
„Nicht?“, fragt Vic verblüfft.
    Wie bitte?
    War ich eben noch geknickt, ändert sich das schlagartig.
    Jetzt werde ich nämlich wütend.
    Als Frau habe ich das Recht, unter plötzlich auftretenden Stimmungsschwankungen zu leiden … oder ihnen zu frönen … wie auch immer es mir gerade in den Kram passt.
    Kays Hände greifen ins Leere, als ich vom Bett springe.
    „ Natürlich nicht, du Idiot!“, fauche ich meinen Bruder an, „glaubst du denn wirklich, ich würde die Organisation mit einer so hirnlosen Aktion derart in Bedrängnis bringen? Denkst du tatsächlich, ich bin dermaßen hohl in der Birne?“
Vic ist bei meinem Gefühlsausbruch immer tiefer in den Stuhl gesunken.
    „ Sorry, Kleines“, bittet er, als ihm – endlich – klar wird, dass ich selbst angesichts der Schmerzen meiner Freundin, kein solch unüberlegtes Handeln an den Tag legen würde.
    „ Bitte, erzähl!“
    Das tu ich dann auch …
     
    „ Ich konnte echt nichts dafür“, beende ich meine Ausführung der Geschehnisse, „ich hatte keinerlei Kontrolle über meine … meine … verdammt ...“, jetzt heule ich, „dieser scheiß Proctor! Ich hasse, hasse, hasse ihn!“
    Die Nennung des Namens unseres Erzeugers … oder Herstellers … katapultiert mich blitzartig wieder in Erinnerungen an Dinge, die ich liebend gerne vergessen würde.
    Als ob das jemals der Fall sein würde!
    Mit dem Handrücken wische ich wütend über meine tränennassen Wangen und ziehe geräuschvoll die Nase hoch.
    Weder Kay noch Vic trauen sich in meine Nähe. Vermutlich haben sie Angst, einen Stromschlag abzubekommen, so geladen wie ich bin.
    „ Wir wissen, dass du nichts dafür kannst!“
    Vics ruhige Stimme ist es, die mich den Kopf wieder heben lässt. Der Hauch eines Lächelns zupft an meinem Mund.
    „Aber“, macht mein Bruder meine kurzzeitige Erleichterung gleich wieder zunichte, „wir müssen es Phil erzählen.“
    Ich hab's befürchtet!
     
    Erneut sinke ich in mich zusammen, als das Klingeln eines Handys mich wie von der Tarantel gestochen hochfahren lässt.
    Vic zieht sein Telefon aus der Hosentasche, wirft einen Blick darauf und verzieht das Gesicht.
    „ Wenn man vom Teufel spricht“, sagt er leise.
    Dann räuspert er sich und nimmt das Gespräch an.
    „Denkst du, Phil weiß schon Bescheid?“
    Meine Frage stelle ich Kay zwar nur gedanklich, aber ich weiß, dass die Worte in seinem Kopf genau so gebrochen ankommen, als würde ich laut reden.
    „Keine Ahnung … ich wüsste allerdings nicht, woher er davon so schnell erfahren haben sollte!“
    Auch wieder wahr!
    „Hallo Phil!“
Ich konzentriere mich auf das Telefonat … zumindest gebe ich mir alle erdenkliche Mühe, auch wenn ich Phil natürlich nicht hören kann.
    Akribisch nehme ich jede kleinste Mimik meines Bruders in Augenschein … und wundere mich, als er seinen Mund zu einem breiten Lächeln verzieht.
    Was in aller Welt …
    „ Das sind ja wundervolle Nachrichten“, strahlt er und sowohl Kay, als auch ich verstehen nur Bahnhof und Abfahrt.
    „ Kim und Kay sind gerade bei mir“, unterbricht Vic seinen Gesprächspartner, „Moment bitte, ich möchte ihnen gerne die freudige Nachricht mitteilen ...“
Gespannt sehen Kay und ich Vic an.
    „ Phil und Selena werden heiraten!“
„Oh, wie wundervoll“, rufe ich aus und hüpfe freudig durchs Zimmer.
    Dann fällt mir was ein und ein Schatten huscht über mein Gesicht.
    „Aber … wann? Werden sie warten bis zu den Ferien? Oder sind wir gar nicht dabei?“
Während meines Gefühlsausbruchs lauscht Vic Phils Worten und lächelt dabei.
    „ Die beiden heiraten am nächsten Wochenende“, informiert er uns, „Phil hat schon dafür gesorgt, dass wir für drei Tage vom Unterricht freigestellt werden.“
Jetzt strahle auch ich mit der Wintersonne um die Wette … allerdings nur so lange, bis ich Vic sagen höre: „Ähm, Phil … wir haben da ein kleines Problem!“
Wie ein Ballon, aus dem man die Luft gelassen hat, falle ich in mich zusammen.
    Ich hab schon Muskelkater … aufrichten … zusammenfallen … aufrichten … zusammenfallen ...
    Kay macht meiner seltsamen Körperertüchtigung ein Ende.
    Kurzerhand

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