Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
mal klar kommen …“
Letztlich dreht sie sich doch noch einmal kurz um.
Ihre Miene drückt eine solche Verletzlichkeit aus, dass mir übel wird.
„Trotzdem vielen Dank für deine Hilfe!“
Nichts zu danken, Rheena, gern geschehen …
15)
V ic tippselt bereits den ganzen Nachmittag SMS. Auch jetzt, als ich zu ihm auf die Veranda trete, um mir den Sonnenuntergang anzusehen.
Es ist der Tag von Phils und Selenas Hochzeit.
Seit vorgestern sind wir bereits hier und Phil ist es gelungen, mir wenigstens einen Teil meiner Sorgen zu nehmen.
Er hat mit Chief Aggerthon, dem Leiter des CIA Louisiana, dem auch unsere Spezialabteilung KSP untergeordnet ist, gesprochen.
Phil berichtet, dass Aggerthon nicht im Entferntesten so reagiert hat, wie befürchtet. Nach Meinung des Chiefs sei das Mädchen – also Rheena – nach meiner unbedachten Aktion gewiss mehr als konfus, sodass es an seiner Wahrnehmung (oder dem Verstand) zweifelt und letztendlich die Sache auf sich beruhen lassen werde.
Hah! Rheena und die Dinge auf sich beruhen lassen! Von was träumt der denn nachts?
Schließlich kenne ich Rheena und weiß, dass „Etwas auf sich beruhen lassen“ nicht zu ihren Eigenheiten gehört.
Und das macht mir, ehrlich gesagt, eine Scheißangst!
Aber sei es, wie es ist …
Fazit ist, dass ich bisher mit meiner Heilt Rheena-Aktion keine Aufmerksamkeit auf die KSP gelenkt habe. Somit bestand und besteht keine Veranlassung, irgendetwas in dieser Richtung zu unternehmen.
Sollte sich, wider Erwarten Aggerthons, doch noch etwas tun, könne man sich darum kümmern, wenn es soweit ist.
Heute Vormittag fand die Trauungszeremonie statt … sie war ziemlich nass.
Tränenreich, wäre vielleicht das treffendere Wort.
Mein Dad machte den Anfang, als er ein Tränchen verdrückte, als Selena am Arm von Kay auf ihn zukam.
„So wunderschön“, waren seine gehauchten Worte … die dazu führten, dass Selenas Augen feucht zu glänzen anfingen.
Da ich, nebst Selena, das einzige weibliche Wesen auf dieser Hochzeitsfeier bin, unterstützte ich sie hingebungsvoll mit meinen eigenen Tränen.
Als Kay mich anschließend tröstend in den Arm nahm, spürte ich etwas Feuchtes auf meinem Scheitel.
Mit dem Synchron-Schniefen meiner Brüder schloss sich der familiäre Flenn-Kreis.
Vic hebt kurz den Kopf, als ich mich ihm nähere, und lächelt mich an. Ein verträumter Glanz liegt in seinen Augen.
„Rheena?“
Die Frage ist raus, noch ehe ich sie verhindern kann, und hinterlässt einen schuldbewussten Ausdruck auf Vics Gesicht.
Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen.
„Hey!“ Ich lege meine Hand auf seinen Unterarm. „Das ist schon in Ordnung.“
Ist es auch … nur nicht für mich.
Ich vermisse meine beste Freundin so schrecklich.
Die vergangenen acht Tage, in denen Rheena mich keines Blickes gewürdigt hat, waren die Hölle für mich.
Außer Kay, der sich unermüdlich um mich kümmert, und Vic, der aus gegebenem Anlass allerdings nicht sehr viel Zeit mit uns verbringt, hatte ich nicht besonders viel Ablenkung.
Lily schneidet mich zwar nicht offensichtlich, aber dass sie auf der Seite ihrer Schwester steht, nehme ich als biologisch festgelegt hin.
Greg und Zac sind ebenfalls viel zu sehr miteinander beschäftigt, als dass ich mich ihnen aufdrängen würde.
Zum einen sind ihre Gefühle füreinander noch ziemlich frisch und zum anderen stecken die beiden in jeder freien Minute ihre hübschen Näschen in dicke Wälzer, die sie sich aus einer Bibliothek ausleihen, in der sie seit neuestem Mitglieder sind.
Ganz stolz haben sie allen ihre Mitgliedsausweise gezeigt. Ausweise für einen Club, der nur Personen mit einem Intelligenz-Quotienten über 150 in seinen elitären Reihen aufnimmt.
„Es tut mir leid“, flüstert Vic und reißt mich aus meinen traurigen Erinnerungen.
„ Nein, Vic, das muss es nicht!“ Die Vehemenz in meiner Stimme lässt ihn aufhorchen. „Genießt eure Liebe! Ich gönne es euch beiden von ganzem Herzen.
Und das tu ich wirklich. Es ist nur …
„Hat sie … habt ihr … fragt sie manchmal ...“
„Nein“, unterbricht mich mein Bruder, „wir … ähm … also … wir versuchen, dieses Thema gar nicht erst aufkommen zu lassen … bitte, Kleines, versteh das nicht falsch!“
Vic sieht mich traurig an und ich könnte mich ohrfeigen, dass ich – beziehungsweise meine vorlaute Klappe – die Ursache hierfür bin.
„ Ich verstehe dich, Vic“, sage ich leise.
Weil ich ihn
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